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[infowar.de] Praesident Bush gründet offiziell das "Office of Global Communications"



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Zur Vorgeschichte des Office of Global Communications siehe
<http://archive.infopeace.de/cgi-bin/namazu.cgi?query=%22Office+of+Global+Communications%22>.
Die Executive Order dazu kommt in der nächsten Mail.
RB

http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/14013/1.html 

Präsident Bush hat jetzt seine eigene Propaganda-Abteilung

Florian Rötzer   22.01.2003 

Das gestern gestartete "Office for Global Communications" beginnt 
ausgerechnet mit einem Bericht über den "Lügenapparat" von Saddam 
Hussein 

Endlich hat auch Präsident Bush seine eigene Propagandaabteilung, die 
er sich längst gewünscht hat ( Das Weiße Haus will auch ein 
Propagandabüro [1]). Lange Zeit war man im Weißen Haus nicht zufrieden, 
was das Außenministerium veranstaltet, auch wenn es mit Charlotte Beers 
schon im Oktober 2001 eine Werbeexpertin angeheuert hat ( Zur 
Aufrüstung der Wahrheit [2]). Im Pentagon gab es öffentlichen Aufruhr, 
als man dort das "Büro für Strategische Kommunikation" einrichten 
wollte ( Aus für die Propaganda-Abteilung des Pentagon [3]). Das 
"Office of Global Communications" hat einen unverdächtigen Namen, aber 
ist möglicherweise nicht ganz geschickt angetreten, indem es die 
Propagandabemühungen des derzeitigen Erzfeindes Hussein aufs Korn nimmt 
- und damit erst recht die Aufmerksamkeit auf die eigene Propaganda 
richtet. 

Die Zeit ist knapp, tönt es derzeit aus allen Ecken der US-Regierung. 
Nächste Woche steht wohl die Entscheidung über einen Krieg gegen Irak 
an, dessen Ausbruch nach Lesart der US-Regierung einzig Hussein 
verantworten müsse. Im Augenblick will man aber nicht den Zeitplan von 
Hussein einhalten, der doch alles in Händen hält, sondern selbst den 
Termin setzen. Er habe die Wiederholung des "schlechten Films", wie 
Präsident Bush ärgerlich verkündete, satt, was wohl bedeuten soll, dass 
er lieber in die Vorführung des dann wohl "guten" Films einsteigen 
will, der dieses Mal auch gebührend von eingeladenen und geschulten 
Journalisten vor Ort in Wort und Bild gefeiert werden soll. 

Und weil alles so eilig ist, die Welt sich aber gerade nicht so hinter 
den Plänen der US-Regierung drängelt und daher großer Bedarf an 
Überzeugungs- und Rechtfertigungsarbeit besteht, hat Präsident Bush mit 
einer Anordnung [4] am 21.1.2003 nicht nur im Weißen Haus das "Office 
of Global Communications" (OGC) eingerichtet. Es wurde auch gleich 
gestartet und eröffnet die Propaganda- oder Werbekampagne für die 
Bush-Politik mit einem Bericht, der die Propagandamachenschaften von 
Husseins Regime schonungslos entlarvt und sagen will, dass man diesem 
Regime kein Wort glauben darf. Das aber könnte auch nach hinten 
losgehen, denn die US-Regierung ist mitsamt Behörden und Geheimdiensten 
keineswegs ein Engel, was die Lancierung von nicht unbedingt ganz der 
Wahrheit entsprechenden Informationen angeht ( Lies, damn lies, and 
statistics [5]). Für das Pentagon zählt eben dies sowieso zum Thema 
Informationsoperationen oder psychologischer Kriegsführung, was man ja 
auch ohne institutionell verankerte "strategische Kommunikation" machen 
kann ( Pentagon denkt über Geheimprogramm zur Manipulation der 
öffentlichen Meinung in befreundeten Ländern nach [6]). 

Mit wahren, genauen und effektiven Informationen soll die 
Weltöffentlichkeit von der US-Politik überzeugt werden 

Das neue Büro unterstreicht die Bedeutung, die Bush der 
Selbstdarstellung seiner Politik gegenüber der Weltöffentlichkeit 
einräumt. Offenbar gehen er und seine Berater davon aus, dass man im 
Ausland die Politik der Supermacht nur nicht richtig versteht und 
deswegen ablehnt. Besonders würde man sich an Menschen richten wollen, 
die "für die Wahrheit offen sind, aber gegenüber einigen Aspekten 
Amerikas unsicher oder kritisch eingestellt sind". 

"Eine bessere Koordination unserer internationalen Kommunikation wird 
dabei helfen, die Wahrheit über Amerika und die Ziele, die wir mit den 
Menschen auf der ganzen Welt teilen, zu vermitteln."       

Jetzt sollen die "leistungsstärksten Mittel der USA" eingesetzt werden, 
um die Mitteilungen der Regierung konsistent zu machen und dadurch "die 
Interessen der USA im Ausland zu fördern, Missverständnisse zu 
verhindern, Unterstützung für und unter den Koalitionspartnern der USA 
aufzubauen und die internationale Öffentlichkeit zu informieren". 

Dabei geht es natürlich um eine "strategische Kommunikation", die aber 
nur "wahrheitsgemäße, genaue und effektive Mitteilungen" verbreiten 
soll. Dabei darf das Office auch mit ausländischen Regierungen zusammen 
arbeiten und Agenturen beauftragen, "um die Schaffung zeitweiliger 
Teams von Kommunikatoren in Bereichen von hohem globalen Interesse und 
hoher globaler Medienaufmerksamkeit zu koordinieren." Benutzt werden 
sollen die neuesten Medien und Technologien, die der Sache dienen 
können. Schnell will man Beschuldigungen und Gerüchten entgegentreten, 
die arabische und muslimische Öffentlichkeit durch Zusammenarbeit mit 
den arabischen Medien oder einem US-Rundfunksender erreichen oder die 
humanitären und prodemokratischen Bemühungen der USA herausstreichen. 

"Und ich denke, dass dieser Präsident hat damit besonders die Tatsache 
berücksichtigt, dass wir als Amerikaner es als gegeben hinnehmen, welch 
ein gutes, fürsorgendes, mitleidendes Land wir sind. Wir sind der 
weltweit größte Lebensmittelversorger, wir geben weltweit am meisten 
Geld für den Kampf gegen HIV-AIDS aus. Und dennoch kann man in Ecken 
der Welt reisen und eine Menge an Anti-Amerikanismus vernehmen, eine 
Menge an Behauptungen, die nicht die guten Taten berücksichtigen, die 
die amerikanischen Bürger mit ihren Steuerdollars finanzieren, und die 
guten Taten, die die Regierung mit dem Peace Corps und mit anderen 
Mitteln ausführt, die dazu dienen, die Welt friedlicher, besser 
ernährt, besser ausgebildet und zu einem gesünderen Ort zu machen. Und 
daher gibt es die Erkenntnis, dass wir dafür sorgen müssen, diese 
Botschaft an die ganze Welt zu vermitteln." - Ari Fleischer in der 
Pressekonferenz [7] am 21. 1. 2003 zum Office for Global Communications 
      

Auch die Botschaft von Bush an die Welt besser kommuniziert werden, 
nämlich: "Würde, Sicherheit und Freiheit für alle Menschen überall auf 
der Welt." Man ist für die Familie, das Lernen und die Großzügigkeit, 
was wohl nicht so recht wahrgenommen wird. Aufgebaut werden soll ein 
"Rahmen für ein stärkeres Zuhören und einen größeren Dialog auf der 
Erde". Was die Vorstellungen über Sicherheit und Frieden betrifft, so 
muss wohl auch noch Aufklärung betreiben werden, um allen Menschen 
plausibel zu machen, dass die "Strategie des Präsidenten es deutlich 
macht, dass der Frieden durch den Kampf gegen Terror und Tyrannei 
verteidigt wird". Die USA müssten stets für die Freiheit eintreten, 
wobei "wir Gesellschaften helfen, dass sie sich selbst für die 
Segnungen der politischen und wirtschaftlichen Freiheit entscheiden 
können". 

Die ausgefeilte Propagandamaschine Saddam Husseins 

Und natürlich geht es im Augenblick vor allem darum, den Präsidenten in 
seiner Irakpolitik zu unterstützen. Zu diesem Zweck wurde auch der 
Bericht: Apparatus of Lies: Saddam's Disinformation and Propaganda, 
1990-2003 [8] veröffentlicht, der die Lügenstrategien des Iraks belegt. 
Bei der Vorstellung des Berichts sagte Vizeaußenminister Armitage, dass 
das Außenminister alles versuche, um einen Krieg zu vermeiden, aber 
dass die nächsten Wochen entscheidend seien, ob eine militärische 
Aktion verhindert werden könnte. Ob das bereits die überzeugende 
Propaganda und die wahrheitsgetreue Darstellung des Sachverhalts ist, 
mag dahingestellt sein. Hussein habe ein "hoch entwickeltes, gut 
diszipliniertes und von Experten organisiertes Programm, das durch 
direkte Täuschung Unterstützung für das irakische Regime gewinnen 
soll". Der Unterschied zwischen Husseins Propagandamaschine und dem OCG 
von Bush scheint also darin zu bestehen, dass die einen mit Lügen und 
die anderen mit Wahrheit kommunizieren. 

Zumindest nach dem Bericht sind vielleicht gar nicht die angeblich 
vorhandenen Massenvernichtungswaffen das Gefährliche an Husseins 
Regime, sondern eben dieses "ausgefeilte Programm", das "eine der 
stärksten Waffen des Regimes zur Durchsetzung seiner politischen, 
militärischen und diplomatischen Ziele ist". Dabei arbeiten die Iraker 
mit Mitteln, die auch der US-Regierung nicht unvertraut sein dürften: 
"In ihren Disinformations- und Propagandakampagnen verwenden die Iraker 
ausgefeilte Tricks und offensichtlich Falsches, verdeckte Aktionen und 
gefälschte Aussagen bei Aufnahmen sowie eine ausgeklügelte Vorbereitung 
und spontane Ausbeutung von günstigen Gelegenheiten." 

Herausgehoben wird, dass der Irak Zivilisten als menschliche Schilde an 
"legitimen Zielen" postiert, Schäden durch angebliche US-Bomben 
fingiert oder Katastrophenschäden als Folgen der Bombardierung 
ausgegeben hat. Hunger und mangelnde medizinische Versorgung würden als 
Folge des UN-Embargos ausgegeben, die Wirkungen der vom US-Militär 
während Desert Storm verwendeten DU-Munition (depleted uranium) würden 
weit übertrieben werden. Krebs und Kindersterblichkeit seien hingegen 
auf die eigenen chemischen Waffen zurückzuführen. Hussein, der kein 
gläubiger Muslim sei, beute die religiösen Gefühle der Muslims aus und 
fälsche Nachrichten. Ganz wichtig für die Propagandamaschine Saddams 
sei auch, Fernsehbilder zu manipulieren: 

"Das wird durch die Kontrolle der Bewegung ausländischer Journalisten, 
die Überwachung und Zensur von Nachrichtenübertragungen, die 
Verbreitung alter oder gefälschter Bilder und sorgsam inszenierte 
Ereignisse oder Szenen erreicht."       

Aufgrund des Wesens des irakischen Regimes sei damit zu rechnen, dass 
bald weitere Disinformationen und Täuschungen auftauchen. Jetzt muss 
das "Office for Global Communications" nur besonders sorgsam darüber 
wachen, dass keine US-Ministerien ähnlichen Strategien nachgehen, 
sondern stets die lautere Wahrheit der Öffentlichkeit erzählen. Man 
wird auch sehen, ob das Pentagon die Journalisten sich frei bewegen und 
frei berichten lässt, was während Desert Storm und auch in Afghanistan 
keineswegs der Fall war. Und man wird erwarten dürfen, dass das Ausland 
noch kritischer die Äußerungen von Präsident Bush, seiner Regierung und 
seines "Office for Global Communication" auf Wahrheit überprüft. 

Links 

[1] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/13007/1.html
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/11099/1.html
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/11952/1.html
[4] http://www.whitehouse.gov/news/releases/2003/01/20030121-3.html
[5] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13991/1.html
[6] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/13798/1.html
[7] http://www.whitehouse.gov/news/releases/2003/01/20030121-7.html
[8] http://www.whitehouse.gov/ogc/apparatus/index.html

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