Suche innerhalb des Archivs / Search the Archive All words Any words

[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[infowar.de] Telepolis: Mikrowellenkanone für Irak-Einsatz vorgesehen?



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
-------------------------------------------------------------

http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/14008/1.html 

Schon wieder eine neue "Wunderwaffe"

Florian Rötzer   22.01.2003 

Angeblich will das Pentagon eine neue Mikrowellenwaffe, die Elektronik 
lahmlegen, aber Menschen nicht schaden soll, im Irak-Krieg einsetzen 

Nach dem Time Magazine hat das Pentagon eine neue "Wunderwaffe" - 
natürlich bislang ultrageheim - bis zur Testphase entwickelt [1], die 
möglicherweise bereits im Irak-Krieg eingesetzt werden könnten, um 
elektronische Systeme auszuschalten. Besonders attraktiv soll der 
Mikrowellenblitz sein, der etwa von Flugzeugen oder Lenkwaffen wie 
Tomahawk-Raketen abgefeuert werden kann, weil er angeblich nur die 
Elektronik lahm legt, aber Menschen nicht schädigt. 

Der Mikrowellenkanone basiert auf derselben Technologie wie die 
Mikrowellenöfen im Haushalt. Die haben eine Leistungskraft von 
normalerweise bis zu 1.500 Watt. Die HPM-Waffe (High-Power Microwaves), 
die im Air Force Research Laboratory an der Kirtland Air Force Base, 
New Mexico, entwickelt wird, soll jedoch Millionen oder gar Milliarden 
von Watt in einem blitzartigen Strahl erzeugen können. Die 
elektromagnetischen Strahlen zerstören alle elektronischen Geräte und 
können über Ventilationsschächte, Rohre oder Antennen angeblich auch in 
tief unter der Erde liegende Bunker eindringen. Das könnte deswegen 
interessant sein, weil dadurch zwar die Elektronik der dort gelagerten 
Waffensysteme, beispielsweise Raketen mit chemischen oder biologischen 
Sprengköpfen, zerstört werden kann, aber die gefährlichen Wirkstoffe 
nicht freigesetzt werden. 

Nach Time wollen die Militärs nähere Einzelheiten der Waffe geheim 
halten, aber vielleicht gingen sie doch davon aus, dass es auch nicht 
schaden würde, ein paar Informationen an die Öffentlichkeit entlassen, 
um für ein bisschen Werbung zu sorgen. "Wunderwaffen" machen sich immer 
gut, zumal wenn zur Zerstörung der gegnerischen Elektronik nicht gleich 
Atombomben gezündet werden müssen. Auf der Website [2] des 
Luftwaffenstützpunktes kann man jedenfalls lesen: "Ein kurzer Beschuss 
mit hoher Mikrowellenenergie kann für Elektronik tödlich sein, während 
es keinen Einfluss auf die Menschen hat, die die Geräte bedienen. Der 
niedrige Kollateralschadenaspekt der Technologie macht die 
Hochleistungs-Mikrowellenwaffen für viele Einsätze geeignet, bei denen 
es wichtig ist, zivile Opfer zu vermeiden." 

Kurzschluss im Umkreis von 300 Metern 

Die von den HPM-Waffen oder "e-bombs" ausgehenden Blitze mit zwei 
Milliarden Watt und mehr, sollen von Kondensatoren ausgehen, die an der 
Spitze von Lenkwaffen angebracht sind und alle elektrischen 
Schaltkreise in einem Umkreis von über 300 Metern um den Blitz durch 
Kurzschluss zerstören - falls diese nicht dagegen geschützt sind. 
Natürlich werden am Luftwaffenlabor auch Vorkehrungen zum Schutz der 
eigenen Elektronik vor ähnlichen Waffen entwickelt, schließlich sind 
Computer und Elektronik für Kriegseinsätze unverzichtbar geworden. 

Im ersten Golfkrieg wurden zu Beginn irakische Elektrizitätswerke mit 
Tomahawk-Raketen beschossen, die Graphit-Fäden enthielten, woraufhin 85 
Prozent des Landes keine Stromversorgung mehr hatte. Im Kosovokrieg 
hatte das US-Militär sogenannte Graphitbomben (BLU-114/B) eingesetzt, 
die eine ähnliche Wirkung haben. Diese "soft bombs" explodieren kurz 
über dem Ziel und setzen unzählige Graphitfäden frei. Graphit ist 
elektrisch leitend, weswegen damit Kurzschlüsse erzeugt werden können. 
Während des Kosovo-Krieges hatte man Elektrizitätswerke in Serbien mit 
Graphitbomben beschossen, wodurch es zu Stromausfällen in großen 
Bereichen kam. Gegenüber herkömmlichen Explosivwaffen haben auch die 
primitiven Graphitbomben den Vorteil, dass sie wenig Schaden 
verursachen. 

Ob allerdings die "e-bombs" so ungefährlich für Menschen sind, wie dies 
die Luftwaffe gerne hätte, darf bezweifelt werden, auch wenn die Time 
berichtet, dass die Wissenschaftler versuchen, die Stärke des Strahls 
nach Belieben variieren zu können, um unnötige Schäden zu vermeiden. 
Zumindest können die Mikrowellen auch Herzschrittmacher und alle 
anderen elektrischen Geräte in der Umgebung außer Kraft setzen. 
Offenbar ist das Problem auch noch nicht wirklich gelöst, weswegen 
"e-bombs" zunächst nur auf Cruise Missiles, vielleicht auch auf 
Drohnen, aber nicht auf bemannten Flugzeugen angebracht werden. 

Bei den Menschen, die sich in der Umgebung des einschlagenden 
Mikrowellen-Blitzes befinden, dürfte zumindest die Zellflüssigkeit sich 
vorübergehend erwärmen, was unangenehm sein kann. Was sonst noch 
geschehen kann, wird man bei den ersten Tests im wirklichen 
Kriegseinsatz - vielleicht - erfahren. Übrigens ist man bei der Air 
Force auch an sogenannter "Active Denial Technology" interessiert, bei 
der in einem konzentrierten Energiestrahl elektromagnetischer Wellen 
über größere Entfernungen auf Menschen als nichttödliche Distanzwaffe 
gefeuert werden kann ( The Pentagons's People Zapper [3]). Der Strahl 
soll nur 1,5 Millimeter tief in die Haut eindringen und Schmerzen 
hervorrufen, wie man sie beim Anfassen einer heißen Glühbirne 
entwickelt, ohne körperliche Schäden zu bewirken. Dadurch sollen 
Menschen am Weitergehen gehindert werden, weil sie dem Schmerz 
ausweichen wollen. Möglicherweise aber könnte eine etwas längere 
Aussetzung Verbrennungen bewirken, für die Augen wäre die Strahlung 
wohl gefährlich. Tests an Menschen und Tieren seien mit dieser Waffe 
für Fahrzeuge bereits durchgeführt worden. Auch hier wurde noch nicht 
genau erforscht, welche gesundheitlichen Auswirkungen 
elektromagnetische Strahlung tatsächlich hat. 

Interessant ist freilich, wie sich die Perspektiven umkehren. Während 
nun nichtletale Waffen hoch im Kurs stehen, auch wenn sie dann wie bei 
der Geiselbefreiung in Moskau eher zur Geiselvernichtung dienen, 
schwärmte man im Kalten Krieg noch von Neutronenbomben, die alles 
unversehrt lassen und nur die Menschen töten, weswegen sie als 
taktische Atomwaffen eingesetzt werden könnten. 

Links 

[1] http://www.time.com/time/covers/1101030127/nmicro.html
[2] http://www.de.afrl.af.mil/Factsheets/HPM.html
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/9930/1.html

---------------------------------------------------------------
Liste verlassen: 
Mail an infowar -
 de-request -!
- infopeace -
 de mit "unsubscribe" im Text.