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[infowar.de] TELEPOLIS: Das DARPA-Ueberwachungsprojekt soll an d...



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Das DARPA-Überwachungsprojekt soll an die Leine gelegt werden

Florian Rötzer   24.01.2003 

Einstimmig hat der Senat strenge Kontrollen für Entwicklung und Einsatz 
des "Total Information Awareness" Projekts im Inland gefordert 

Das vom dubiosen ehemaligen Admiral John Poindexter geleitete Total 
Information Awareness Projekt ( TIA [1]), das eine möglichst 
weitgehende weltweite Überwachung und Durchsuchung von Kommunikation 
und Datenbanken aller Art ermöglichen soll ( Totale Überwachung [2]), 
ist gestern vom Senat ohne Diskussion und einstimmig während der 
Verabschiedung eines Haushaltsgesetzes eingeschränkt worden. Die 
überraschend erzielte Zustimmung zu der Vorlage des demokratischen 
Abgeordneten Ron Wyden könnte darauf hinweisen, das innenpolitisch der 
von der Bush-Regierung forcierte Ausnahmezustand als Hintergrund für 
Einschränkungen der Bürgerrechte nicht mehr hingenommen wird. 

Senator Wyden hatte das Projekt als "den am weitesten gehenden 
Vorschlag zur staatlichen Überwachung, von dem wir jemals gehört 
haben", bezeichnet. Seine nun vom Senat angenommene, aber noch nicht im 
Repräsentantenhaus verhandelte Gesetzesvorlage [3] sieht vor, dass die 
Regierung zwar weiterhin freie Hand beim Einsatz im Ausland hat, die 
Überwachung im Inland von US-Bürgern aber an strikte Auflagen und 
Kontrollen gebunden wird. Zum Einsatz im Inland müssten gesonderte 
Gesetze verabschiedet werden. 

Sollte auch das Repräsentantenhaus zustimmen, so müsste die Entwicklung 
des Systems erst einmal nach Inkrafttreten des Gesetzes eingestellt 
werden, bis das Pentagon einen ausführlichen Bericht über Kosten, 
Ziele, Auswirkungen auf die Privatsphäre und die Bürgerrechte sowie die 
Erfolgsaussichten vorlegt, mit dieser gigantisch aufgeblähten 
Rasterfahndung tatsächlich auch Terroristen aufspüren zu können. 
Allerdings wurde bereits eine Hintertür eingerichtet, wenn der 
Präsident bestätigt, dass ein solcher Bericht nicht gegeben werden kann 
oder dass die Weiterführung des Projekts für die nationale Sicherheit 
notwendig ist. Allerdings muss der Kongress auch dann noch den Einsatz 
jeder Technologie billigen, die im Rahmen des Projekts entwickelt 
worden ist. 

Die Senatoren beider Parteien scheinen angesichts des geplanten, auch 
wenn womöglich gar nicht realisierbaren Projekts einer totalen 
Überwachung aufgewacht zu sein und wollen zumindest für die US-Bürger 
den von der Bush-Regierung anvisierten Gang in eine weitergehende 
Überwachungsgesellschaft verhindern. Angezapft und ausgewertet sollte 
nicht nur echelon-mäßig jede Kommunikation, sondern mit TIA will der 
mit Bush sen. verbundene und maßgeblich in den Iran-Contra-Skandal 
verwickelte ehemalige Admiral und Physiker auf alle staatlichen und 
kommerziellen Datenbanken im In- und Ausland zugreifen, um so über das 
Kaufverhalten, finanzielle Transaktionen, Reisen oder anderweitige 
Tätigkeiten, die Spuren hinterlassen, präventiv Hinweise auf 
verdächtiges Verhalten Einzelner zu gewinnen. 

Neben mehreren demokratischen Senatoren hat auch der republikanische 
Senator Charles Grassley [4] die Gesetzesvorlage unterstützt. Für ihn 
soll sie sicherstellen, dass "das TIA-Programm die sehr prekäre Balance 
einhält, die notwendig ist, um die Freiheit der Bürger zu schützen, 
während sie gleichzeitig die Amerikaner gegen Terroristen schützt." So 
wichtig die strenge parlamentarische Kontrolle eines maßlosen 
Überwachungs- und Rasterfahndungsprojekts auch sein mag, so gibt es 
bislang doch keinen prinzipiellen Widerstand gegen den weiteren Ausbau 
der Überwachungstechnologie ( Überwachungsmonster USA [5]). Genauso 
wenig werden Einschränkungen für die Auslandsspionage etwa für die 
Bürger befreundeter demokratischer Länder auch nur in Betracht gezogen. 

Grassley hatte bereits im November die Befürchtung geäußert, dass mit 
dem TIA-Projekt, das vom Pentagon finanziert und entwickelt wird, die 
Grenzen zwischen Strafverfolgung im Inland und militärischer Sicherung 
eingerissen werden. Insbesondere wollte er Aufklärung darüber, ob 
bereits Kontakte zwischen den Projektmitgliedern und dem 
Justizministerium bestehen, da davon die Rede war, dass man 
versuchsweise die Technik an anonymisierten Daten des FBI testen wolle, 
auch wenn dies vom Justizministerium abgestritten wurde. Nach der von 
Grassley eingeholten Auskunft des Pentagon-Inspekteurs habe Anthony 
Tether, der Direktor der DARPA, gesagt, dass nun Vorkehrungen zum 
Datenschutz beim TIA-Projekt entwickelt werden, die bislang nicht 
vorhanden waren. 

Links 

[1] http://www.darpa.mil/iao/index.htm
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/13580/1.html
[3] http://wyden.senate.gov/media/2002/2003123C23.html
[4] http://grassley.senate.gov
[5] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/13982/1.html

Telepolis Artikel-URL: 
http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/14031/1.html 

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