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[infowar.de] CeBIT: Experten warnen vor den Gefahren eines Cyberwar



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Und hier die Gegentendenz von der Konkurrenz. 
Es war allerdings bei uns bei weitem nicht so dramatisch, wie es hier
dargestellt wird. Reinhard Hutter z.B. hat überhaupt erst auf Drängen
des Moderators von dem Cytex-Planspiel erzählt und dabei auch
klargestellt, dass es keine realen Hack-Tests gab, sondern das Ganze
eine Simulation der Behördenabläufe und Krisenreaktionsmechanismen im
angenommenen Falle einer Cyberattacke auf Berlin war. Vor allem haben
sie bei der IABG damals Insider als Hauptgefahren ausgemacht, keine
Cyberattacken von außen.
Insgesamt war die Diskussion auch sonst viel differenzierter. Dennoch
stimmt aber die Tendenz. Der einzige, der wirklich offen die
furchterregenden Cyberterror/-war-Szenarien hinterfragt hat, war leider
ich. Josef Weizenbaum warnte aber ebenfalls vor einem Sicherheitsstaat,
der bei der Cyberterror-Bekämpfung entstehen kann, und den er in den USA
derzeit schon sieht.
Was lernen wir: Man kriegt jede Meinung, wenn man nur die richtigen
Experten fragt. ;-)
Wer sich das ganze in Ruhe selber anhören will: Es gibt ab morgen eine
Videoaufzeichnung unter www.chip.de/chipforum.
RB

<http://www.it-mediaguide.de/neutral/mitte/frame_mitte_unten16_voll.asp?nummer=426>

PRESSEINFORMATION

4. CHIP Forum auf der CeBIT 2003 in Hannover

Experten warnen vor den Gefahren eines Cyberwar

Hannover/München, 14. März 2003 - Die Gefahr eines Anschlags auf die
digitalen Nervenzentren der Industriestaaten darf nicht länger
verharmlost
werden. Zu diesem Ergebnis kam auf der CeBIT 2003 eine Expertenrunde,
die
auf Einladung des Computermagazins CHIP über das Thema "Cyberwar:
Panikmache
oder reale Gefahr?" diskutierte. Alle vier Teilnehmer des 4. CHIP Forums
stimmten darin überein, dass der Krieg über die Computernetze oder
eingeschleuste "informationstechnische Schläfer" in kritischen Bereichen
eine große Bedrohung darstelle. So warnte der Cyberwar-Experte Reinhard
Hutter: "Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass Terrororganisationen
wie
Taliban, Hamas, ETA und vor allem auch Al-Quaida sich IT-Experten
heranziehen, um Anschläge über Computer zu verüben."

Unter der Moderation von CHIP-Chefredakteur Thomas Pyczak diskutierten
der
Trierer Informatikprofessor Dr. Christoph Meinel, der Berliner
Politologe
und Friedensforscher Ralf Bendrath, der emeritierte Informatikprofessor
Joseph Weizenbaum sowie Reinhard Hutter. Der Bereichsleiter
Informationstechnik und Kommunikation bei der
Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft (IABG) in München-Ottobrunn
schilderte
eindringlich die Szenarien eines Cyberwars. Im Auftrag verschiedener
Bundesbehörden, Kommunikationsunternehmen, Energieversorgern und Banken
hatte sein Unternehmen bereits im Herbst 2001 eine Cyberattacke auf
Berlin
als Planspiel inszeniert. Die dabei entdecken Sicherheitslücken waren so
schwerwiegend, dass die Metropole allein durch einen Angriff über die
Computernetze lahmgelegt worden wäre. Hutter: "Telefonnetze und
Stromversorgung brechen zusammen, in Kliniken kann nicht mehr gearbeitet
werden, der Straßenverkehr kommt zum Erliegen, U-Bahnen bleiben stecken,
nur
noch wenige Flugzeuge landen. Die Folgen sind deshalb so gravierend,
weil
sich verschiedene Effekte gegenseitig auf schaukeln." Hutters größte
Befürchtung ist, dass Angreifer die Methoden eines Cyberwars mit einem
konventionellen Anschlag kombinieren könnten.  

Als "Schadware" fasste Christoph Meinel auf dem CHIP-Forum die Waffen
des
Cyberwars zusammen. Dazu zählt er Denial-of-Service-Attacken, also die
gezielte Überlastung von Servern durch E-Mails ebenso wie Viren oder
Hackerangriffe. Der Informatik-Professor aus Trier ist auf das Aufspüren
von
Sicherheitslücken in Computernetzwerken spezialisiert und beschrieb, wie
fahrlässig selbst mit elementarsten Sicherheitsmaßnahmen umgegangen
werde:
Fast die Hälfte aller Computernutzer habe das Passwort, sofern ein
solches
überhaupt verwendet wird, auf einem Zettel notiert, der im Umkreis von
einem
Meter um den Monitor herum aufbewahrt werde. Einem Innentäter, der
vielleicht schon seit Jahren unauffällig in einem Unternehmen arbeite,
seien
so Tür und Tor geöffnet. "Wir haben auch beim Suchen in den Netzen immer
Lücken gefunden", sagte Meinel und empfahl, jeweils die aktuellste
Software
mit allen Sicherheits-Patches einzusetzen. So könne man wenigstens die
bereits bekannten Löcher stopfen. Kein Allheilmittel ist laut Meinel das
Offenlegen von Programmcode als Open Source, da dessen Möglichkeiten in
der
Praxis kaum genutzt würden. 

Der Friedensforscher Ralf Bendrath merkte an, dass die USA Methoden des
Cyberwars längst auch für eigene Zwecke entwickeln. Im Kosovo und in
Afghanistan hätte das Pentagon bereits getestet, was alles möglich sei.
Für
Terroristen sind diese Methoden nach Bendraths Meinung derzeit noch zu
kompliziert - und zudem nicht spektakulär genug. Bendrath sieht bereits
einen Rüstungswettlauf im Cyberspace und verlangt nach einer
Rüstungskontrolle. Er warnte beim CHIP-Forum aber auch davor, die
Diskussion
zu überspitzen: "Die Volkswirtschaft geht nicht dadurch kaputt, dass man
ein
paar Tage lang keine Mails lesen kann."  

Beängstigend fanden die meisten Experten der CHIP-Runde, wie leicht für
mögliche Angreifer ein Informationskrieg sei. Ohne
Massenvernichtungswaffen
einzusetzen, könnten sie unerkannt verheerende Schäden anrichten. Joseph
Weizenbaum, der bis zu seiner Emeritierung am Massachusetts Institute of
Technology (MIT) Informatik lehrte, führte das Beispiel eines 13jährigen
Jungen an, dem es spielerisch gelungen war, die Kontrolle über die
Wasserversorgung für große Teile der USA zu übernehmen. "Die totale
Sicherheit ist eine Illusion", mahnte Weizenbaum. "Der Cyberwar ist ein
neues Element der Kriegsführung und wir wissen noch nicht, was alles
damit
angerichtet werden kann." Zugleich warnte der 80jährige vor der
Manipulation
von Informationen und der Beschneidung von Bürgerrechten aus
militärischen
Interessen heraus.

Zudem nutzte Weizenbaum das CHIP-Forum zu einem engagierten
Friedensappell.
"Wir sind nicht in der Lage, ein großes System zu schaffen, auf dessen
Sicherheit wir schwören könnten. Wir sollten deshalb eine vernünftige
Gesellschaft schaffen, in der wir diese Probleme nicht haben", sagte der
in
Berlin lebende amerikanische Staatsbürger und begrüßte die
internationalen
Proteste gegen den Irak-Krieg. "Der Feind ist der Krieg, und nicht ein
Gegner, den uns eine Regierung nennt. Wir müssen den Krieg abschaffen." 


Über das CHIP Forum 
Das CHIP Forum thematisiert in loser Folge Schlüsselfragen des
Informationszeitalters. Chefredakteur Thomas Pyczak lädt zu spannenden
Diskussionen und kontroversem Meinungsaustausch ein. Wissenschaftler und
Praktiker, Verantwortliche aus der Industrie, Publizisten und
Zukunftsanalysten kommen zu Wort. Die Ergebnisse finden die CHIP-Leser
jeweils in der nächsten CHIP-Ausgabe und die Veranstaltung selbst ab dem
15.03. als Aufzeichnung auf 
der Internetplattform CHIP Online unter www.chip.de/chipforum.

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