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[infowar.de] Spiegel online zum "Coalition Media Center" in Doha



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SPIEGEL ONLINE - 20. März 2003, 16:09
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,241293,00.html 

Medien-Offensive
 
Das Theater des Krieges

Von Alexander Smoltczyk, Camp As-Sayliyah, Katar 

Die Bühne des Medien-Krieges ist eine Lagerhalle mit der Ästhetik der
frühen James-Bond-Filme: drohend hereinragende Streben, schräg hängende
Bildschirme, die Karte des künftigen Welt-Herrschers. Hier werden die
Toten geehrt, hier werden die Siege verkündet und hier wird sich
entscheiden, ob US-Präsident Bush den Krieg auch zu Hause gewinnen kann. 

Eine sandfarbene Lagerhalle unter fahlblauem Himmel, ringsum Staub,
Schutzzäune und das ewige Brummen der Generatoren: Das ist der
entscheidende Ort des Krieges. Denn hier, im "Coalition Media Center",
fünfzehn Kilometer entfernt von Katars träger Hauptstadt Doha, wird sich
die Zukunft von US-Präsident George W. Bush entscheiden.

Denn gelingt es ihm, seinen Krieg vor den Kameras glaubhaft zu
präsentieren, gelingt es ihm, das Schmutzige und Ungerechte jeder
Schlachterei als technische Operation auf die Bühne zu bringen, dann ist
die Wiederwahl im nächsten Jahr gesichert. 

Im "Media Center" wird der Oberkommandierende General Tommy Franks
auftreten. Hier werden die Toten erzählt, die Gefallenen geehrt werden,
hier werden die Vorstöße und Siege verkündet und die Rückschläge
kaschiert. Hier werden Bilder in allen gängigen Video-Formaten gezeigt,
Aufmarschpläne und taktische Zeichnungen. Hier wird der Krieg erklärt.
Jeden Tag. 

Es ist nicht bekannt, wessen Idee es war. Doch sie macht Sinn. Zumindest
zur Prime-time muss Krieg gut aussehen. Das Pentagon rekrutierte den
Filmdesigner George Allison, um für 200 000 Dollar die Bühne für Tommy
Franks Pressebriefings zu gestalten. In Hollywood hat der 43-Jährige für
Disney und MGM gearbeitet. Unter anderem arbeitete er am nächsten
Michael-Douglas-Film "It runs the Family" mit. 

Keine Flip-Charts mehr, wie zu Zeiten von General Norman Schwartzkopf,
keine einsam flackernden Videobildschirme. George Allison hat ein
Bühnenbild in die Halle gestellt, das die Macht, die Rationalität des
Krieges und die Überlegenheit der Koalition darstellen soll. Vor zwei in
die Breite gezogenen, leicht unscharfen Weltkarten stehen die beiden
Pulte. Sie sehen aus wie Hartschalenkoffer, die vom Flughafenzoll zur
besseren Untersuchung auf ein Podest gestellt worden sind. 

Das Gestänge ringsum ist so massiv, als sollte es ein Bauwerk tragen und
nicht vier Plasma-Bildschirme. Die Bühne ist mit stahlblauem Teppich
ausgelegt, die Gerüste sind aus grauem Waffenstahl. Angezeigt werden die
ZULU-Zentralzeit des US-Militärs und die Ortszeit in Katar. Die einzige
Farbe kommt von dem Logo des "United States Central Command". Der
Weißkopfadler breitet seine Schwingen über die Golf-Region aus. Wobei
die Schnabelspitze genau über Basra liegt, dem ersten Ziel der
"Operation Iraqui Freedom". Es ist die Ästhetik der frühen James
Bond-Filme: drohend hereinragende Streben, schräg hängende Bildschirme,
die Karte des künftigen Beherrschers der Welt. Saddam Hussein hat heute
Morgen vor den Falten eines Zweidollar-Vorhangs geredet. Das Design des
"Central Command" in Katar bringt die Botschaft von Amerikas technischer
Überlegenheit, seiner Stärke und Macht. Die 50-Zoll-Schirme als Fenster
in eine bessere, klinische Welt. Die überflüssig massiven Stahlmasten
als Beweis möglicher Stärke und Macht. Und die doppelte Weltkarte als
Ersatz für die Zustimmung der Staatengemeinschaft.

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