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[infowar.de] TELEPOLIS: Das manipulierte Bild auf der Titelseite



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Das manipulierte Bild auf der Titelseite

Florian Rötzer   03.04.2003 

Die Los Angeles Times reagierte prompt auf ein gefälschtes Bild aus dem 
Irak-Krieg 

Ein Fotograf, der für die Los Angeles Times im Irak gearbeitet hat, 
wurde von der Zeitung gekündigt, weil er ein Bild überarbeitet hat. Das 
Foto war ausgerechnet auf der Titelseite der Montagsausgabe erschienen. 
Aufgefallen war es, weil manche Personen zwei Mal abgebildet waren - 
und nicht alle Iraker ihre Doubles haben. 

Im Krieg muss auch die Kriegsberichterstattung möglichst schnell gehen. 
Die Meldungen und Bilder müssen aber auch interessant sein, schließlich 
sind sie (Aufmerksamkeits)Ware. Bilder müssen den Blick auf sich 
lenken, und ihre Bedeutung sollte sich möglichst auch ohne Text 
erschließen und ins Auge springen. Brian Walski, seit 1998 für die Los 
Angeles Times tätig, hatte aus dem Irak ein Foto geschickt, auf dem ein 
britischer Soldat an der Brücke über den Al-Zubayr-Kanal in der Nähe 
von Basra zu sehen ist. Er soll, so die Zeitung, irakische Zivilisten, 
die sich am Checkpoint befinden, mit der Hand ein Zeichen geben, in 
Deckung zu gehen, um sich vor dem Beschuss des irakischen Militärs zu 
schützen. Nach der Publikation, so schreibt die Zeitung, sei bemerkt 
worden - beispielsweise von der New York Post [1] -, dass einige der 
abgebildeten Zivilisten zwei Mal auf dem Foto sehen sind. Die Redaktion 
rief den Fotografen im Irak an, der daraufhin zugab, auf seinem 
Computer zwei Aufnahmen kombiniert zu haben, die kurz hintereinander 
gemacht worden sind, um die "Komposition" zu verbessern. Die LATimes 
hat in einem Editorial [2] auf die Fälschung hingewiesen. Nach den 
Regeln der Zeitschriften ist es verboten, Nachrichtenfotos zu 
manipulieren, weswegen man den Reporter sofort entlassen habe. Die 
Verführung liegt bei digitalen Fotos nahe, die leicht zu manipulieren 
sind. Hätte Walski besser bei der Montage aufgepasst, wäre die 
Manipulation wohl niemanden aufgefallen. 

Der Times ist es hoch anzurechnen, die Leser über den Vorfall 
informiert und gerade in einer Situation, in dem Gerüchte, Mutmaßungen 
und Propaganda vorherrschen, schnell gehandelt zu haben. Offenbar 
wurden gleich alle Walski-Bilder aus der Online-Ausgabe gelöscht. 

Gleichwohl dürfte die Manipulation das bereits weit verbreitete 
Misstrauen in die Kriegsberichterstattung eher verstärken. Walski ist 
zudem kein unbekannter Fotograf, hat bereits Preise erhalten und über 
viele Konflikte und Kriege berichtet, darunter auch über den ersten 
Golfkrieg, Nordirland, Kaschmir oder Afghanistan. Er war beispielsweise 
Photographer of the Year [3], eine Auszeichnung, die von California 
Press Photographers verliehen wird. 

Links 

[1] http://www.nypost.com/business/72492.htm
[2] http://www.latimes.com/news/custom/showcase/la-ednote_blurb.blurb
[3] http://cppaonline.org/2001goldseal/

Telepolis Artikel-URL: 
http://www.telepolis.de/deutsch/special/irak/14526/1.html 

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