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[infowar.de] FR: Die Schnüffelmaschinen
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Die Schn=FCffelmaschinen
George Orwell h=E4tte gestaunt, was sich das Pentagon einfallen l=E4sst, um da=
s Privatleben der B=FCrger zu bespitzeln
Von Andrea Neitzel
1984=3F Das ist Paranoia von gestern, fast 20 Jahre her. Wir schreiben das J=
ahr 2003, und folgerichtig entwickelt die US-Regierung ein =DCberwachungssys=
tem, das George Orwell fast fantasielos wirken l=E4sst. Die Forschungsabteil=
ung des US-Verteidigungsministeriums, Darpa (Defence Advanced Research Pro=
jects Agency), arbeitet an einem Schn=FCffelprogramm, das jedes Detail des P=
rivatlebens von B=FCrgern erfassen und speichern soll. Die ein oder andere A=
nregung bei Orwell holte sich das Team von Ex-Admiral John Poindexter aber=
offensichtlich, darunter die Erkenntnis, wie wichtig eine freundliche Nam=
ensgebung, bei Orwell das "Miniwahr", ist. Nachdem der US-Kongress den Ges=
etzesentwurf f=FCr das Projekt "Total Information Awareness", zu Deutsch etw=
a: Totales Informationsbewusstsein oder auch Total=FCberwachung, nach massiv=
en Protesten von B=FCrgerrechtlern im Februar gestoppt hatte, startete die R=
egierung Bush nun einen zweiten Anlauf - unter der neuen Bezeichnung "Terr=
orist Information Awareness" (TIA), ergo Terroristen=FCberwachung.
Der fr=FChere Name habe bei manchen den Eindruck erweckt, "dass ein System z=
ur Erstellung von Dossiers =FCber US-B=FCrger entwickelt werden sollte", hei=DFt=
es auf der Homepage der Darpa (www.darpa.mil). Dabei sei doch das Ziel, U=
S-B=FCrger vor fremden terroristischen Angriffen zu sch=FCtzen. F=FCr das Projek=
t hat das Pentagon f=FCr dieses Jahr 9,2 Millionen Dollar bereitgestellt, na=
ch Informationen des IT-Nachrichtendienstes internet.com soll diese Summe =
kommendes Jahr auf 20 Millionen und im Jahr 2005 auf knapp 25 Millionen Do=
llar steigen.
An der Bespitzelungsmaschinerie selbst =E4ndert sich trotz neuer Etikettieru=
ng kaum etwas, wie der jetzt vorgelegte Bericht der Darpa an den US-Kongre=
ss zeigt. Zwar erkl=E4rten sich die Pentagon-Planer bereit, Stichproben aus =
ihren erfassten Datenmengen zur Kontrolle bereit zu stellen und technische=
Vorrichtungen gegen Missbrauch einzubauen, doch ansonsten gehen die neuen=
=DCberwachungspl=E4ne noch weiter als die alten. Den Kern des Systems bildet =
eine Datenbank, die sich einem gigantischen Informationsstaubsauger gleich=
alle elektronischen Daten einverleibt, derer sie habhaft werden kann: Kre=
ditkartenabrechnungen, Kontoausz=FCge, Hotelbuchungen, Arzneirezepte, angekl=
ickte Seiten im Internet, gebuchte Reisen, ausgeliehene B=FCcher. Erfasst un=
d ausgewertet werden sollen zugleich Aufnahmen, die von =DCberwachungskamera=
s stammen, die an =F6ffentlichen Pl=E4tzen - vor allem auf Flugh=E4fen, aber auc=
h in gro=DFen Stadien - installiert werden. Dabei sollen Personen =FCber gr=F6=DFe=
re Entfernungen (150 Meter) anhand biometrischer Merkmale wie der Gesichts=
form oder der Art wie sie gehen identifiziert werden. Ziel des "Terrorist =
Information Awareness"-Programms sei es, "Menschen eindeutig (und nicht zw=
ingend anhand ihres Namens) zu identifizieren - aus Entfernung, bei jeder =
Tageszeit, bei jedem Wetter, auch wenn sie m=F6glicherweise verkleidet sind =
und egal, ob sie allein oder in Gruppen unterwegs sind", hei=DFt es in dem D=
arpa-Bericht.
Daf=FCr finanziert das Pentagon laut Washington Post zwei Institute, die Vid=
eo-Software entwickeln, um Leute an ihrem Gang erkennen zu k=F6nnen. Die Tre=
fferquote liegt angeblich bei 90 Prozent - mit kleinen Sch=F6nheitsfehlern, =
wie Gene Greneker vom Georgia Institute of Technology einr=E4umen musste. Zw=
ar sei es noch kein Problem f=FCr den Computer, wenn eine Frau von flachen S=
chuhen zu hohen Abs=E4tzen wechsele: "Aber wenn sie Kampfstiefel anzieht, wi=
rd es schwierig." Manche Kommentatoren sehen denn schon einen neuen Volkss=
port nahen, wenn Passanten wie einst Monty Pythons Truppe vom "Ministry of=
Silly Walks" durch die Gegend stelzen, auf den Fu=DFkanten laufen, von eine=
m Bein aufs andere h=FCpfen oder permanent =FCber ihre eigenen F=FC=DFe stolpern, =
um das System auszutricksen. "Was aber passiert, wenn ich durch eine Verle=
tzung beim Baseball pl=F6tzlich so gehe wie ein gesuchter irakischer Biochem=
iker=3F", spottete einer.
Weniger zum Lachen finden B=FCrgerrechtsgruppen wie die American Civil Liber=
ties Union oder Steven Aftergood von der Federation of American Scientists=
die Big-Brother-Initiative des Pentagon. Sie stehen der Beteuerung, die m=
achtvolle Informations-Waffe diene nur der Erkennung terroristischer Verha=
ltensmuster, =E4u=DFerst skeptisch gegen=FCber. Schon gar, seit die Darpa ein we=
iteres Forschungsprojekt gestartet hat mit dem Namen "Lifelog", =FCbersetzt =
etwa Lebensaufzeichnung. Auch wenn die Forschungsabteilung des Pentagon ve=
rsichert, Lifelog sei nicht Bestandteil des TIA-Programms, sind die B=FCrger=
rechtler alarmiert. Denn Lifelog soll alles =FCber einen Menschen aufzeichne=
n, was sich =FCberhaupt aufzeichnen l=E4sst: Ein Ger=E4t soll alle physikalische=
n Daten erfassen und =FCbertragen, die die Benutzer wahrnemen, Sensoren zeic=
hnen also auf, was diese Menschen sehen, h=F6ren und f=FChlen. Aber die =DCberwa=
chung findet nicht nur =E4u=DFerlich statt, Sensoren sollen auch die k=F6rperlic=
hen Zust=E4nde registrieren. Hinzu kommt die Speicherung verschiedener Aktio=
nen und Informationen von Menschen, deren Leben geloggt wird: welche E-Mai=
ls sie schreiben oder lesen, welche Internet-Seiten sie ansehen, welche Mu=
sik sie h=F6ren, was sie im Fernsehen interessiert oder wann sie telefoniere=
n - Telefonnummer des Gespr=E4chspartners inklusive.
Bei Darpa hei=DFt es, Lifelog k=F6nne etwa als automatisches Multimedia-Tagebu=
ch fungieren. Als elektronisches Ged=E4chtnis, bei dem der Benutzer mit eine=
r Suchmaschine "leicht" etwas finden kann.
B=FCrgerrechtler vermuten hingegen, dass Lifelog sehr wohl etwas mit dem =DCbe=
rwachungssystem TIA zu tun hat. Denn letztlich ist technische Erinnerung n=
ichts anderes als eine totale =DCberwachung. Und die Verlagerung des Ged=E4cht=
nisses in einen digitalen Speicher macht es m=F6glich, dass Fremde in die bi=
slang private Welt eintreten.
Ressort Netzwerk
[ document info ]
Copyright =A9 Frankfurter Rundschau 2003
Dokument erstellt am 23.06.2003 um 17:56:08 Uhr
Erscheinungsdatum 24.06.2003
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UNICEF bittet um Spenden fur die Kinder im Irak! Hier online an
UNICEF spenden: https://spenden.web.de/unicef/special/=3Fmc=3D021101
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