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[infowar.de] US-Soldaten erschießen Kameramann von Reuters



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SPIEGEL ONLINE - 18. August 2003, 6:45
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,261656,00.html 

Tod eines Journalisten
 
US-Soldaten halten Kamera für Granatwerfer

Soldaten der amerikanischen Armee haben am Stadtrand von Bagdad einen
Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters erschossen. Die letzten
Aufnahmen des 43-jährigen Journalisten zeigen einen Panzer, der auf die
Kamera zufährt. 

Bagdad - Nach Angaben des US-Militärs hielten die Soldaten die Kamera
Mazen Danas für einen Granatwerfer. Der Reuters-Mann hatte am Sonntag
Filmaufnahmen bei einem US-geführten Gefängnis im Westen der irakischen
Hauptstadt gemacht. Seine Aufnahmen dokumentieren seinen Tod. Als er
einen auf ihn zufahrenden Panzer filmt, ertönen aus Richtung des Panzers
Schüsse. Dann fällt die Kamera zu Boden. Die US-Armee bestätigte
inzwischen, dass Soldaten auf den Kameramann geschossen hatten. Ein
Sprecher des US-Generalstabs sagte: "Armeesoldaten haben ein Individuum
angegriffen, von dem sie glaubten, er richte einen Granatwerfer auf
sie." 

Danas Tonassistent Nael al-Shyoukhi sagte, er habe vor dem Zwischenfall
einen US-Soldaten in der Nähe des Gefängnisses um ein Interview mit
einem Offizier gebeten. Der Soldat habe gesagt, dies sei nicht möglich.
"Sie haben uns gesehen und wussten,
wer wir waren und was wir vorhatten", sagte Shyoukhi. 

Filmaufnahmen von dem Gefängnis habe der Soldat jedoch erlaubt. "Nachdem
wir gedreht haben, gingen wir zum Auto und wollten wegfahren, als sich
ein Konvoi näherte, der von einem Panzer angeführt wurde. Mazen stieg
aus dem Auto, um zu filmen", sagte Shyoukhi weiter. Dana sei einige
Meter gegangen und von den Soldaten gesehen worden. "Ein Soldat hat vom
Panzer auf uns geschossen. Ich lag am Boden. Ich hörte Mazen schreien
und sah, wie er sich an die Brust griff. Ich habe den Soldaten
angebrüllt, dass er einen Journalisten getötet hat." 

Die Soldaten hätten dann versucht, Dana zu helfen, er habe aber stark
geblutet. "Er nahm einen letzten Atemzug und starb vor meinen Augen",
sagte Shyoukhi. 

Mit dem Tod Danas stieg die Zahl der seit Beginn des Kriegs im Irak
getöteten Journalisten auf 17. Bereits am 8. April war ein
Reuters-Kameramann in Bagdad getötet worden. Der Ukrainer Taras Protsyuk
starb in dem von Journalisten bewohnten Hotel Palestine, das von einem
US-Panzer beschossen wurde. 

Reuters-Nachrichtenchef Stephen Jukes würdigte Dana als einen der besten
Reuters-Kameraleute. "Er war ein tapferer Journalist, der mit Preisen
ausgezeichnet wurde und der weltweit in vielen Krisengebieten
arbeitete", sagte Jukes. Seine Kollegen seien angesichts des Verlustes
am Boden zerstört. "Unsere Gedanken und unsere tiefstes Mitgefühl gilt
seiner Familie." 

Dana, ein Palästinenser, war hauptsächlich in Hebron im Westjordanland
für Reuters tätig. Für seine dortige Arbeit zeichnete das Komitee zum
Schutz von Journalisten Dana 2001 mit einem Preis aus. Er war bei
Dreharbeiten wiederholt verletzt worden. Dana hinterlässt eine Frau und
vier Kinder.

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