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[infowar.de] "America's Army" hoch drei: "christliche" Ego-Shooter
Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/special/game/15916/1.html
Im ewigen Krieg
Florian Rötzer 22.10.2003
Christliche Spieleentwickler wollen mit einem Ego-Shooter den Kampf
gegen das Böse interessanter machen und zugleich eine christliche
Botschaft vermitteln
Wie in anderen Kunst- und Unterhaltungsgenres spiegelt sich auch in
Computerspielen die Wirklichkeit oder werden sie als Mittel verwendet,
um bestimmte Botschaften zu verbreiten. Das geschieht oft unter der
Hand, beispielsweise wenn Menschen als Feinde auftreten und zusätzlich
entsprechend darstellt werden, aber es wird auch in politisch
motivierten Spielen der Gegner nicht immer nur satirisch verunglimpft,
sondern er wird, wie in manchen rassistischen Spielen, direkt
diskriminiert und zum Abschuss freigegeben. Die können dann, wie dies
arabische Spieleentwickler gemacht haben, dann auch den Spieß umdrehen,
die bisherigen Opfer zu Tätern machen und den Kampf gegen die
Terroristen zum Befreiungskampf umdefinieren ( Es wird
zurückgeschossen [1]). Nun aber sollen Computerspiele auch als
Missionierungsmittel im Auftrag des christlichen Glaubens eingesetzt
werden.
Screenshots aus "Eternal War
Letztes Jahr hatte die US-Army mit "America's Army" erstmals offiziell
ein Computerspiel herausgebracht, um das Image des Militärs zu
verbessern und neue Rekruten zu finden ( Üben für den Krieg im
Irak [2]). Mit der vernetzten Hightech-Armee nähern sich Krieg und
Computerspiel tatsächlich an. Nach der virtuellen Ausbildung ziehen die
neuen US-Soldaten in den Krieg gegen die Terroristen in einem offenbar
arabischen Land. Besonders fintenreich ist, dass die Teams stets die
Guten sind und gegen die Bösen kämpfen, da schlichtweg immer die
anderen als die Bösen dargestellt werden, niemand aber diese Rolle
spielen kann. Das hat schon Anklänge an religiöse Szenarien von
Fundamentalisten oder auch an die Bush-Strategie. In diesen
manichäischen Welten gibt es nur die Guten und die Bösen - und nichts
dazwischen.
Die Bösen spielen zu können, um beispielsweise gegen die Elitesoldaten
der US-Army zu kämpfen und sie auch zu besiegen, ist ausgeschlossen.
Die Verführung wäre wohl zu groß, zudem soll den wirklichen Feinden
wohl auch das Vergnügen nicht gegönnt werden, gegen die amerikanischen
Soldaten anzutreten. Die Spieler also sind zwangsweise die Guten, auch
wenn sie in dem Multiplayer-Spiel jeweils für die anderen als
Terroristen erscheinen. Andererseits ist das vielleicht eine ziemlich
gute Simulation des wirklichen Lebens, in dem schließlich oft genau
auch die Guten gegen die Bösen kämpfen, wobei eben wechselseitig die
Bösen jeweils die anderen sind. Und wie bei vielen Shootern geht es
eben darum, ein Territorium einzunehmen und Feinde zu eliminieren.
Die Indizien dafür mehren sich, dass der Krieg zwischen dem
muslimischen Terrorismus und den Alliierten im Kampf gegen den
Terrorismus zu einem Religionskrieg ausarten könnte, in dem sich der
Dschihad in einem erneuten Kreuzzug spiegelt und auf beiden Seiten der
Fundamentalismus wächst. Wenn kürzlich bekannt wurde, wie ein eben zum
Staatssekretär des Pentagon beförderter Generalleutnant sich im Kampf
gegen den Satan in Gestalt muslimischer Warlords wähnt, während er in
der "Armee Gottes" in den Krieg zieht, dann lässt sich das sicherlich
nicht verallgemeinern. Ein Freund des Generalleutnants betrachtet
Missionare als "Krieger Gottes" ( Im Krieg mit dem Satan [3]). Doch
mit US-Präsident Bush, sekundiert durch Justizminister Ashcroft [4]
und der neokonservativen Phalanx ist schon vor dem 11.9. eine stärker
als zuvor im Religiösen verwurzelte Politik in den USA eingezogen. Das
zeigte sich auch daran, wie schnell der 11.9. als Schicksalsauftrag von
Bush gedeutet wurde und wie leichtfertig man im Krieg gegen das Böse
Menschenrechte und damit auch menschliche Rechte beiseite stellen
konnte, weil man offenbar im höheren Auftrag handelt.
Nicht verwunderlich ist daher, wenn Christen - oder Menschen, die
vorgeben, Christen zu sein - die Missionierung und den Kampf gegen das
Böse auch in Bereichen führen, die bislang eher verteufelt [5] wurden,
weil sie unchristliche Unterhaltung durch Killorgien oder auch
Beschäftigung mit Zaubern, Götzen, Hexen und Ungeheuern boten.
Christliche Spiele [6] waren den meist harmlose Darstellungen von
biblischen Episoden oder ähnliches.
Das aber wollen kanadische Spieleentwickler nun ändern, die mit dem
christlichen Shooter-Spiel Eternal War: Shadows of Light [7] richtig
Geld zu verdienen suchen, weil es die von vielen gewünschte Action
bietet, und zugleich christliches Gedankengut in die Köpfe bringen -
oder einfach den christlichen Markt ausbeuten - wollen.
Mit der Quake-Engine gemacht unterscheidet sich "Eternal War" von
anderen Ego-Shootern vornehmlich durch die Umbesetzung der Rollen. Der
Spieler ist ein Engel, der von Gott geschickt wurde, um, ausgestattet
mit einem Arsenal von Waffen, gegen das Böse in Gestalt von Dämonen zu
kämpfen und einen verzweifelten, suizidgefährdeten Teenager aus deren
Gewalt zu befreien. Solange sie still verharren, schützt die Engel der
Befreiung aber auch schon mal das Beten, das sie mit einem
undurchdringlichen Feld umgibt. Den "Ewigen Krieg" kann man auch zu
mehreren spielen. Das Böse, so die Botschaft, muss mit allen Mitteln
bekämpft, die Seelen der Menschen gerettet werden. Das Spiel wurden
denn auch von den "Christian Game Developers" als bestes Spiel des
Jahres ausgezeichnet. Übrigens können die Spieler auch hier nicht in
die Rolle des Bösen schlüpfen, sondern sie müssen stets Engel sein.
Blut, Flüche oder Sex gibt es natürlich nicht.
Ende Juli dieses Jahres fand erstmals die Christian Game Developers
Conference [8] in Portland. Oregon, statt. Die Tagung sollte für die
christlichen Spielemacher, die sich hier zusammen schließen, die
"Morgendämmerung eines neuen Tages in der christlichen Technologie"
einleiten. Auf einem Flugblatt hieß es hier: "Das Spiel ist ein gutes
Vehikel. Es befriedigt die technischen Erwartungen eines Spielers,
während es auf subtile (und effektive) Weise Gottes Botschaft
transportiert."
Der Kampf gegen das Böse schließt zwar Gewalt ein, aber Grenzen soll es
nach Ralpg Baigley, Präsident des christlichen Spieleherstellers
N'Lightning [9], doch geben. Sex scheint bei diesen christlichen
Spieleentwicklern nicht erwünscht zu sein. Und sonst hält man es wie
bei America's Army: "Es gibt zu viele Spiele, in denen der Teufel stets
gewinnt oder eine der mächtigsten Figuren ist." Auch das Spiel
Catechumen von N'Lightning ist ein eine Art Ego-Shooter, allerdings
kämpft hier ein Christ im alten Rom mit den Waffen, die ihm ein Engel
gebracht hat, gegen die Bösen.
Links
[1] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/game/15669/1.html
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/irak/13367/1.html
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/15880/1.html
[4] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/glosse/12092/1.html
[5] http://www.almenconi.com/topics/games/inplace.html
[6] http://www.christiangamesnow.com
[7] http://www.twoguyssoftware.ca/eternalwar/
[8] http://cgdc.org/
[9] http://n-lightning.com/
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