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[infowar.de] Ehemalige Darpa-Future-Boerse fuer Terroranschläge soll jetzt privat betrieben werden
Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/16108/1.html
Ehemalige Darpa-Future-Börse für Terroranschläge soll jetzt privat
betrieben werden
Florian Rötzer 18.11.2003
Angeblich ohne Regierungsbeteiligung und ohne Wetten auf Terror will
Net Exchange das vom Pentagon hastig abgeblasene Projekt weiter führen
Das Terrorist Information Awareness (TIA) Projekt der Darpa unter dem
Ex-Admiral John Poindexter ist im Sommer unter die Räder gekommen. Der
dubiose, unter Bush sen. am Iran-Kontra-Skandal beteiligte Poindexter
war für das Pentagon nicht mehr tragbar und hatte zuviel Aufmerksamkeit
auf die von ihm geleiteten innovativen Überwachungsprojekte gelenkt.
Auch die geplante Future-Börse zur Vorhersage von Terroranschlägen zog
heftige Kritik auf sich und wurde vom Pentagon in Rekordgeschwindigkeit
eingestellt ( Das Pentagon darf doch keine Wetten auf Terroranschläge
veranstalten [1]). Jetzt soll sie aber ein wenig verändert endlich an
den Start gehen.
Net Exchange [2] hatte für die Darpa im Rahmen des FutureMAP-Programms
(Future Markets Applied to Prediction) als erste Stufe die Future-Börse
"Policy Analysis Market" (PAM) zusammen mit zusammen mit der Economist
Intelligence Unit der Economist Group, die die Zeitschrift The
Economist herausgibt, entwickelt ( Future-Börse für
Terroranschläge [3]). Hier hätte man vor allem auf die Nahostregion
bezogen auf Vorhersagen von Konflikten und Terroranschlägen setzen und
damit echtes Geld gewinnen können. Händler, die sich aus aller Welt an
der Börse hätten anmelden und sich beteiligen können, sollten
beispielsweise aufgrund der ihnen zugänglichen Informationen auf die
Wahrscheinlichkeit eines Anschlags auf Arafat, eines Angriffs mit
biologischen Waffen auf Israel oder eines Raketenangriffs Nordkoreas
setzen, während politische und wirtschaftliche Faktoren ebenso mit
berücksichtigt werden sollten wie Folgen der US-Politik.
Erwartet hatte man sich aus einer solchen Börse aufgrund breit
gestreuter Informationen oder gar Insiderwissen bessere Vorhersagen
über künftige Entwicklungen, so dass sich möglicherweise
Terroranschläge verhindern ließen. "Future-Märkte haben demonstriert",
so die Begründung, "dass sie gut bei Vorhersagen wie Wahlergebnissen
sind; sie sind oft besser als Expertenmeinungen." Kritiker fanden es
zynisch, mit Vorhersagen von Terroranschlägen Geld zu verdienen, denn
der Gewinn sollte die Börse attraktiv machen.
Aufgrund des großen Drucks blies das Pentagon das Projekt nach
Bekanntwerden schnell ab, bevor noch die ganze TIA-Abteilung
geschlossen, aber manche Programme werden nun einfach woanders weiter
entwickelt. Kritiker hatten kurz darauf die Idee übernommen und
angekündigt, diese Börse als American Action Market [4] umzusetzen.
Jetzt sollte die Börse dazu dienen, zwei Fragen zu beantworten, nämlich
was die US-Regierung als nächsten Schritt unternehmen wird und was das
gegenwärtige Verhalten der US-Regierung bestimmt. Bald soll sie
geöffnet werden.
Jetzt aber hat Net Exchange angekündigt [5], PAM im März 2004 zu
starten. Viele Menschen hätten sich dies gewünscht. Angeblich wird das
Vorhaben nicht von der US-Regierung gefördert und ganz unabhängig vom
Staat betrieben. Zudem will man auch nicht mehr auf den den Handel mit
der Vorhersage von Terroranschlägen oder anderen Gewalttaten setzen.
PAM sei sowieso nie als "Terrormarkt" gedacht gewesen.
Die Ausrichtung auf den Nahen Osten soll jedoch bleiben. PAM werde die
Meinung von "Menschen aus vielen Ländern und mit unterschiedlichen
Hintergründen" sammeln. Offenbar denkt man daran, dass die
registrierten Teilnehmer einen Fragekatalog erhalten sollen, aus dem
sie die sie interessierenden Fragen, über die sie am besten informiert
sind, beantworten. Demonstriert werden soll damit ein "neues Instrument
zum marktbasierten Sammeln und Verbessern von Informationen". Zunächst
sollen die Fragen allgemein und die Größe des Geldeinsatzes beschränkt
sein, um zu vermeiden, dass dennoch auf Terroranschläge gesetzt wird.
Der Fragenkatalog sowie die Anmeldungsbedingungen sollen im Januar
bekannt gegeben werden.
Nach der Schließung wurden zahlreiche Stimmen [6] laut, die
erläuterten [7], dass PAM an sich eine gute Idee sei und auf der
Grundlage von wissenschaftlich anerkannten Systemen entwickelt wurde,
Voraussagen durch simulierte Märkte zu machen.
Technology Review [8] - die deutsche Ausgabe [9] erscheint im Heise
Zeitschriften Verlag - hat eine ähnliche Börse zur Vorhersage von
technologischen Trends eingerichtet. Beispielsweise kann man darauf
setzen, wann Google an die Börse gehen oder wie hoch der NASDAQ an
einem bestimmten Tag stehen wird. Im Fall von Google setzen die meisten
übrigens auf Juni 2004. Bei Innovation Futures [10] gewinnt man
allerdings kein Geld, sondern die besten Händler erhalten Sachpreise.
Links
[1] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/15332/1.html
[2] http://www.nex.com/
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/15327/1.html
[4] http://www.americanactionmarket.org
[5] http://www.policyanalysismarket.com/
[6] http://www.sims.berkeley.edu/~hal/people/hal/NYTimes/2003-07-31.html
[7] http://www.sciencenews.org/20031018/bob9.asp
[8] http://www.technologyreview.com/index.asp
[9] http://www.heise.de/tr/
[10] http://trif.technologyreview.com/bk/index.html
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