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[infowar.de] Feinkoernige Ueberwachung: "Smart Dust"-Forschung bei DARPA u.a.



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/lis/16312/1.html 

Feinkörnige Überwachung

Florian Rötzer   12.12.2003 

"Smart Dust"-Netzwerke sind im Kommen, die Darpa fördert massiv 
Networked Embedded Software Technology (NEST), ein Sensornetzwerk zur 
Lokalisierung von Schützen wurde erfolgreich getestet 

Wenn es nach dem Willen mancher Techniker geht, würde der Weg zu einer 
allumfassenden Überwachung noch ein Stückchen weiter getrieben werden. 
So genannter "intelligenter Staub", bestehend aus winzigen Sensoren 
oder Motoren und über Funkverbindungen ein Netzwerk bildend, ließe sich 
möglicherweise unbemerkt ausstreuen. Allen voran ist daran das Militär 
interessiert, aber es gäbe auch viele weitere zivile 
Überwachungsaufgaben. 

Flashy Dust von Bryan Atwood, Mote mit Lichtsensor und 
Einweg-Kommunikationstool   

Mittlerweile ist das erste Forschungsprogramm der  Darpa [1] unter der 
Leitung von Kristofer Pister an der University of California, Berkeley, 
zur Entwicklung der  smart dust motes [2] (intelligente Staubkörnchen) 
eingestellt worden (  Smart Dust [3]). Die Einheiten enthalten 
Sensoren, einen Mikroprozessor, mit dem auch die Energie gesteuert 
wird, Energieversorgung (Batterien, Solarzellen oder Bewegungsenergie 
etc.) und eine bidirektionale Funkverbindung besitzen. Ganz so winzig 
wie anvisiert - "Autonomous sensing and communication in a cubic 
millimeter" -, sind diese Körnchen allerdings noch nicht geworden. 
Immerhin ist der mit Solarenergie gespeiste  Golem Dust [4] mit einem 
Sensor für Licht ausgestattet und zu einer bidirektionaler 
Kommunikation befähigt - bei einem Volumen von 11,7 mm3 und einer Länge 
von etwa 5 mm. Nicht nur Größe und Energieversorgung, sondern auch die 
Steuerung von solchen Sensorenschwärmen ist noch ein Problem. Für die 
Motes wurde an der University of California auch das Betriebssystem 
 TinyOS [5] entwickelt, das möglichst geringe Hardware-Anforderungen 
stellt. 

Im Augenblick arbeitet Pister bei der Ende 2002 gegründeten  Dust 
Inc. [6], um hier kommerziell einsetzbare Sensor-Funknetzwerke zu 
entwickeln. Gedacht wird beispielsweise an Alarmsysteme für Häuser mit 
Bewegungssensoren, Mikrofonen und Sensoren an Türen und Fenstern oder 
auch an Überwachungssysteme für Altenheime, mit denen das körperliche 
Befinden der Insassen erfasst werden soll. Versprochen wird, dass 
Installationskosten entfallen. Einfach verteilen - drop-and-play -, wo 
die "Mots" benötig werden, deren Batterien fünf Jahre leistungsfähig 
bleiben sollen. Andere Anwendungsmöglichkeiten wären nach Vorstellung 
von Pister die Energiekontrolle in Gebäuden mit Wärme- und 
Lichtsensoren, die Herstellung von intelligenten Materialien, die 
Kontrolle der Umwelt oder von Maschinen. Noch kosten Motes um die 50 
US-Dollar, Pister geht davon aus, dass sie in wenigen Jahren für einen 
Dollar zu haben sind und dann auch massenhaft eingesetzt werden können. 

 In 2010 MEMS sensors will be everywhere, and sensing virtually 
everything. Scavenging power from sunlight, vibration, thermal 
gradients, and background RF, sensors motes will be immortal, 
completely self contained, single chip computers with sensing, 
communication, and power supply built in. Entirely solid state, and 
with no natural decay processes, they may well survive the human race.  
 
Kris Pister   

Die Darpa fördert inzwischen die Networked Embedded Software Technology 
(NEST), eine Fortführung des "smart dust", beispielsweise am  MIT [7]. 
Auch hier geht es um die Koordination von und Kommunikation zwischen 
winzigen vernetzten sensorischen und/oder motorischen Systemen, wobei 
im Vordergrund die Entwicklung von Protokollen und Programmen steht, 
die Echtzeit-Datenaustausch und -Synchronisation in großen, komplexen 
und verteilten Schwärmen von intelligenten Knoten ermöglichen. Dabei 
sollen die von den Sensoren gewonnenen Informationen oder zur Aktuation 
notwendigen Daten möglichst räumlich genau ("fine grain") erfasst 
werden. Zunächst soll ein System mit über 100 einfachen Knoten 
entwickelt werden, die koordiniert arbeiten und sich in Reaktion auf 
veränderte Umweltbedingungen oder Funktionsweisen dynamisch neu 
anordnen können. Ziel des NEST-Programms sind Netzwerke aus bis zu 
Zehntausenden einfacher Mots oder MEMS. 

Entwickelt wird mit ähnlicher Schwarmtechnik ein so genannten 
"intelligentes Minenfeld" (  Intelligentes Minennetzwerk [8]). Dabei 
bilden die Minen ein Netzwerk, in dem jede Mine sich selbst 
lokalisiert. Werden Minen entfernt, gruppieren sich die verbliebenen 
Minen erneut (in diesem Fall wurden sie noch hüpfend und nicht sehr 
genau bewegt). 

Wissenschaftler der Ohio State University  führten [9] im August ein im 
Rahmen von NEST entwickeltes Mots-Funknetzwerk vor. Dabei wurden mit 90 
Mots, die mit Magnetometern oder mit einem Mikroimpuls-Radarsensor 
ausgestattet waren, auf einem Feld eindringende Menschen oder Fahrzeuge 
lokalisiert und verfolgt. Unterschieden wurden sich in 
unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegende Fahrzeuge (Metall), 
Soldaten, die metallhaltige Gegenstände tragen) und Zivilisten, die 
keine nennenswerten metallhaltigen Gegenstände mit sich führen. 
Demonstriert wurde auch, dass das Netzwerk noch funktionierte, wenn 
einzelne Mots ausfallen. 

Im letzten Monat wurden in Ft. Benning weitere zwei NEST-Systeme 
erfolgreich  getestet [10]. Bei dem vom MIT entwickelten Military 
Operations Coordinate Grid wurden beim Feldversuch Soldaten mit Sendern 
ausgestattet, die sich innerhalb eines Bereichs bewegten. Dabei ging es 
um die Unterscheidung zwischen "roten", "blauen" und "neutralen" 
Personen, deren Standort auf dem "Grid" mit einer Genauigkeit von zwei 
Metern und einer Latenzzeit von zwei Sekunden auf dem Bildschirm eines 
PDAs und eines Laptops abgelesen werden konnte. 

Die andere demonstrierte NEST-Technologie zeigt vielleicht noch 
deutlicher, was möglich wird, wenn Gebäude, Städte oder Gebiete mit 
Tausenden von solchen winzigen Staubkörnern ausgestattet werden. Mit 
einem Funknetzwerk aus akustischen Sensoren, also kleinen Mikrofonen, 
soll die Position von feindlichen Schützen möglichst genau 
identifiziert werden. Wissenschaftler der  Vanderbilt University [11] 
haben ein solches NEST-Funknetzwerk aus Knoten mit Mikrofonen und 
Mikroprozessoren entwickelt. Bei dem Test konnten die Schützen mit 
einer Genauigkeit bis zu einem Meter und mit einer Latenzzeit von 
weniger als einer halben Sekunde lokalisiert werden. Die Schussrichtung 
kann dabei mit einem Vektor dargestellt, da sich mit dem System die 
Druckwelle der Kugeln verfolgen lässt. Erkennen lässt sich auch, ob ein 
Schuss kniend oder stehend abgefeuert wurde. 

Man wird also darauf warten können, dass das Militär ganze 
Schlachtfelder oder ganze Städte mit solchen mehr oder weniger großen 
intelligenten Partikeln oder Staubkörnchen überzieht, um jeden Schritt 
mit einer Vielzahl unterschiedlicher Sensoren überwachen zu können. Das 
wird nicht nur den Informationskrieg fördern, wenn solche 
Sensorenfelder gestört oder manipuliert werden, um den Beobachter 
falsche Daten vorzuspielen, sondern noch zusätzlich die Umwelt 
verschmutzen, da sich die MEMS oder Mots zwar leicht aus der Luft, mit 
Robotern oder von Menschen ausstreuen lassen und sich automatisch zu 
einem Netzwerk verbinden, aber sich wohl kaum nach Gebrauch wieder 
auflösen oder eingesammelt werden. Allerdings würden sich wohl auch 
dann die einstigen "Schwerter" zu "Pflugscharen" umwandeln, indem man 
die militärische einfach in eine zivile Überwachungstechnologie 
umwandelt. 

Links 

[1] http://www.darpa.mil
[2] http://robotics.eecs.berkeley.edu/~pister/SmartDust
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/5271/1.html
[4] http://www-bsac.eecs.berkeley.edu/~warneke/SmartDust/index.html
[5] http://www.cs.berkeley.edu/~jhill/tos/
[6] http://www.dust-inc.com/apps.shtml
[7] http://www.ai.mit.edu/projects/nest/
[8] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13715/1.html
[9] 
http://www.cis.ohio-state.edu/siefast/nest/nest_webpage/ALineInTheSand.h
tml
[10] 
http://www.if.afrl.af.mil/div/IFO/IFOI/IFOIPA/press_history/pr-03/pr-03-
104.html
[11] http://www.isis.vanderbilt.edu/projects/nest/index.html

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