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[infowar.de] China ueberwacht SMS



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Ein kleiner Hinweis zu China/Tunesien/WSIS. ;-)
Ach ja: Kryptografie ist illegal in Tunesien, wenn man nicht den
Behörden einen Nachschlüssel hinterlegt. (Ich konnte allerdings letzte
Woche dort problemlos SSL-tunneln etc.)
RB


http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/17800/1.html 

China überwacht SMS

Florian Rötzer   03.07.2004 

Um die Verbreitung von unerwünschten Mitteilungen zu unterbinden und zu 
bestrafen, werden mit einem neuen System alle verschickten SMS nach 
Schlüsselbegriffen durchsucht 

Bis zum Ende des Jahres sollen, wie das Ministerium für 
Informationsindustrie  voraussagt [1], 25 Prozent aller Chinesen ein 
Handy besitzen. Jetzt haben knapp 21 Prozent oder 300 Millionen ein 
Handy. Allein in den ersten vier Monaten des Jahres wuchs die Zahl der 
Handybesitzer um 27 Millionen. Das ist nicht nur ein großer Markt, 
sondern auch ein Problem für die chinesische Regierung. Wie schon beim 
Internet wird nun auch hier stärker überwacht. 

Letztes Jahr haben die chinesischen Handybenutzer 220 Milliarden 
SMS-Botschaften verschickt, das ist die Hälfte aller SMS, die auf der 
ganzen Welt zirkulierten. Grund für diese gewaltige Menge ist nicht nur 
der große Kommunikationswunsch der Chinesen, sondern - zumindest nach 
der chinesischen Regierung - auch die Vielzahl der Spam-SMS, die 
unverlangt auf dem Handy der Benutzer eintreffen. 330 Millionen 
US-Dollar an Einnahmen erzielten die Anbieter im letzten Jahr mit SMS, 
dieses Jahr sollen die Einkünfte auf 530 Millionen hochschnellen. 

Die chinesische Regierung hat nun  mitgeteilt [2] oder die chinesischen 
Bürger gewarnt, dass Maßnahmen zum Filtern von SMS-Botschaften mit 
"pornographischen, betrügerischen oder verbotenen" Inhalten in Kraft 
getreten sind. Sie betreffen zunächst nur die China Mobile Corp. Das 
ist allerdings der größte Mobiltelefonanbieter in China, der 65 Prozent 
des Marktes abdeckt. Bislang würden 10 Firmen die SMS-Botschaften nach 
Inhalten innerhalb von 20 Kategorien überprüfen, auf die man sich nach 
einem Abkommen zwischen der Regierung und Internetprovidern geeinigt 
habe. Offenbar ist auch eine umfassende gesetzliche Regelung für die 
Kontrolle von SMS und das Internet in  Arbeit [3]. Man diskutiere noch 
über das Gesetzesvorhaben, das eine Standardisierung für 
Mobiltelefonanbieter, Internet und Contentanprovider nach sich ziehen 
und alles betreffen soll, was sich "negativ" für die SMS-Benutzer 
auswirken könnte. 

Wie die Überwachung jetzt ausgeführt wird,  berichtet [4] die 
Organisation Internetpolicy. Die chinesische Firma Venus Info Tech Ltd 
hat Anfang Juni in einer  Mitteilung [5] erklärt, dass sie für ihr 
Echtzeitungs-Überwachungssystem auch die Zulassung erhalten hat, es für 
den Einsatz bei SMS-Botschaften auf den Markt zu bringen. Es dürfte 
sich also um das System handeln, mit dem nun überwacht wird. Damit 
können die SMS-Botschaften nach Schlüsselbegriffen durchsucht und 
"reaktionäre" Versender identifiziert werden. Zwar sei SMS zu einer 
wichtigen Kommunikationsform geworden, aber es gebe auch "wichtige 
verborgene Gefahren für die Informationssicherheit, da jede Art von 
pornographischer Gewalt, politischen Humors, reaktionärer Meinung, 
betrügerischer Tricks und verbotener Werbung die gesellschaftliche 
Stabilität gefährdet". Daher sei ein System zur Überwachung und zum 
Abfangen der SMS-Botschaften dringend erforderlich. 

Angeblich kann das Lauschsystem beispielsweise "falsche politische 
Gerüchte" oder "reaktionäre Äußerungen" aufgrund der Erkennung von 
Worten und Wortkombinationen entdecken. Werden solche "verdächtigen" 
Textstellen gefunden, wird automatisch die Polizei benachrichtigt und 
die betreffende SMS mit allen Daten wie Absender, Empfänger, Datum etc. 
für 60 Tage abgespeichert. Die SMS kann auch abgefangen werden. 
Einsetzbar sei das System auch zur Überwachung von Email, IRC und der 
Web-Benutzung. Internetpolicy glaubt, dass dann, wenn sich das 
Überwachungssystem als effizient erweist und billig ist, es auch in 
andere Länder exportiert werden wird, die die Kommunikation auch 
stärker kontrollieren und einschränken wollen. 

Die Bemühungen der chinesischen Regierung, die SMS-Botschaften in den 
Griff zu bekommen, rühren vermutlich auch aus den Erfahrungen im 
letzten Jahr nach dem Ausbruch der Sara-Epidemie. Auch damals versuchte 
man mit den zahlreichen Überwachungszentren für SMS, angeblich soll es 
2.800 solcher geben, die SMS-Botschaften zu überwachen. Einige Personen 
wurden wegen der Verbreitung von "falschen Gerüchten" durch SMS 
verhaftet. Die chinesische Regierung hatte zunächst versucht, den 
Ausbruch der Epidemie vor der Öffentlichkeit zu verheimlichen. Da dies 
nicht gelang, wurden Panik und Gerüchteküche erst angeheizt ( 
 Nosferatu in Hongkong [6]). 

Die Organisation Reporter ohne Grenzen  kritisiert [7] das neue 
Überwachungssystem und den dahinter stehenden Trend: "Die chinesischen 
Behörden setzen immer stärker die neue Technologie ein, um die 
Zirkulation von Nachrichten und Informationen zu kontrollieren. In den 
letzten Monaten haben wir einen wirklichen Rückgang der Pressefreiheit, 
besonders im Internet, beobachten können." China wurde von der 
Organisation in ihrem vor kurzem veröffentlichten Bericht "The Internet 
under Surveillance" (  Netz unter Kontrolle [8]) als das weltgrößte 
Gefängnis für Cyber-Dissidenten bezeichnet. 

Links 

[1] http://news.xinhuanet.com/english/2004-06/05/content_1510347.htm
[2] http://news.xinhuanet.com/english/2004-07/03/content_1567584.htm
[3] http://news.xinhuanet.com/english/2004-04/17/content_1424846.htm
[4] 
http://gipi.typepad.com/internetpolicy/2004/06/index.html#a0001692717
[5] http://www.venustech.com.cn/about/news/20040611/2312.htm
[6] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/17667/1.html
[7] http://www.rsf.org/article.php3?id_article=10870
[8] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/17722/1.html



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