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[infowar.de] Outfoxed - Doku über Fox News und deren Kriegsberichterstattung



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/17932/1.html 

Outfoxed

Jörg Prigge   22.07.2004 

Dokumentarfilm über die Machenschaften von Fox News stürmt die 
amerikanischen DVD-Charts; Internet als Vertriebskanal für Filmemacher 
gewinnt an Bedeutung 

Während Michal Moores "Fahrenheit 9/11" längst die US-Kinocharts 
gestürmt hat und damit zum  erfolgreichsten [1] Dokumentarfilm der 
US-Filmgeschichte wurde, sorgt nun eine neue Dokumentation für Furore: 
 "Outfoxed - Rupert Murdoch's War on Journalism" [2] von Regisseur 
Robert Greenwald ? eine Abrechnung mit Fox News, Amerikas 
einflussreichstem Nachrichtenkanal. 

Nach der monatelangen, meist einseitigen Berichterstattung nahezu 
sämtlicher US-Mainstream-Medien über den Anlass und die Realitäten des 
Irak-Krieges, wächst das Interesse vieler Amerikaner an Sichtweisen, 
die das Gebaren der US-Regierung und den von ihr gebrieften Medien 
hinterfragt. 

Gerade der Kanal  "Fox News" [3] zeichnete sich insbesondere zu Beginn 
des Irak-Krieges durch oftmals sehr unausgewogene Berichterstattung 
aus: Kritiker des Krieges wurden als Vaterlandsverräter beschimpft, 
Demokraten als unpatriotische Weicheier. Dies ist nicht verwunderlich, 
denn hinter Fox steht der erzkonservative Medienmogul  Rupert 
Murdoch [4]. 

Fair And Balanced 

Auch wenn der Kanal mittlerweile  Selbstkritik [5] an der 
Berichterstattung einräumt ? das Sendermotto, "fair and balanced? ist 
in etwa so glaubwürdig wie die "Überparteilichkeit und Unabhängigkeit? 
der BILD-Zeitung. 

Genau hier setzt Robert Greenwalds Film "Outfoxed? an: Ihm ist klar, 
dass das Fox?Network konservativ ausgerichtet ist. Was ihn stört ist, 
dass die Nachrichten von der Führungsebene zensiert werden und ganz 
klar parteipolitisch für die Republikaner geworben wird. Als Beleg 
führt er beispielsweise eine Moderation von Anchorman Sean Hannity an, 
der sein Magazin zur Hauptsendezeit mit den Worten einleitet: 

 Noch 150 Tage bis zur Wiederwahl von George W. Bush.   

Mag sich der Zuschauer hier noch seine eigene Meinung bilden können, 
wird es bei der Irak-Berichterstattung schon undurchschaubarer. 
Greenwald zitiert in seinem Film ein internes Memo aus der 
Führungsebene von Fox, wie über den Irakkrieg berichtet werden soll: 

 Wenn Sie darüber schreiben, denken Sie daran: Alles ist gut. Berichten 
Sie nicht über die Zahl der Toten. Halten Sie es positiv. Betonen Sie 
das Gute, das wir tun.   

Greenwald stört, dass die Fox-Manager trotz offensichtlicher 
Einflussnahme auf das Programm weiterhin in der Öffentlichkeit 
behaupten, fairen und ausgewogenen Journalismus zu präsentieren. Für 
den Zuschauer entsteht so der Eindruck, dass alle anderen Medien 
automatisch dem linken Lager zuzuordnen sind. Viele große US-Networks 
wie CNN oder CBS waren deshalb in den ersten Kriegsmonaten auf den 
emotional-patriotistischen Zug mit aufgesprungen, um sich vom 
Marktführer Fox nicht das Wasser abgraben zu lassen. 

Patchwork-Produktion 

Während Michael Moore anfangs Probleme hatte, einen Verleih für 
Fahrenheit 9/11 zu finden, geht Greenwald einen anderen Weg: "Outfoxed? 
ist nicht als Kinofilm gedacht, er wird über das Internet für zehn 
US-Dollar auf DVDs vertrieben. Kurz nach Veröffentlichung ist er 
überraschend bei Amazon.com auf dem  ersten Platz [6] gelandet. 

Zudem ist die Dokumentation auf diversen "house parties? in den USA zu 
sehen: Interessierte können bei  moveon.org [7] (einem Mitfinanzier vom 
Outfoxed-Projekt) ihre Postleitzahl eingeben und sehen umgehend, wo der 
Film in ihrer Region aufgeführt wird. 3000 Privatvorführungen fanden 
diese Woche schon statt. 

Auch die Herstellung dieser Dokumentation ging nicht den üblichen Weg. 
Sechs Monate  zeichnete [8] Greenwald rund um die Uhr das Programm von 
Fox-News mit DVD-Rekordern auf. Mehrere Experten versuchten dann aus 
dem vorhandenen Material Kategorien zu erstellen, die die 
Besonderheiten der Berichterstattung von Fox verdeutlichen sollen. 

Typische, immer wiederkehrende Muster waren beispielsweise die 
Infragestellung des Patriotismus von Liberalen, die übertriebenen 
Darstellungen von positiven Entwicklungen im Irak, ständiges 
Unterbrechen der Moderatoren bei unliebsamen Gästen, usw. Als die 
Kategorienliste feststand, wurde das laufende Programm von Fox noch mal 
im Schichtdienst unter die Lupe genommen. Sobald eine 
Nachrichtenmeldung in eine der Kategorien passte, schickte einer der 
Beobachter ein Mail mit dem entsprechenden Timecode an Greenwald. Im 
Anschluss kümmerten sich fünf professionelle Filmemacher, die 
normalerweise bis zu 1000$ Tageshonorar verlangen - für Greenwald aber 
aus Überzeugung für einen Bruchteil davon arbeiteten - um die 
Fertigstellung der jeweiligen Sequenzen. Zum Schluss wurden noch die 
Interviews von ehemaligen, sich kritisch äußernden Fox-Mitarbeitern und 
Medienexperten mit eingeflochten. 

Diese Form der Patchwork-Produktion hat für Greenwald den Vorteil, dass 
der Film nicht nur preiswert, sondern auch sehr aktuell ist und durch 
den Vertrieb via Internet schnell beim Zuschauer landen kann. Und 
Schnelligkeit in Produktion und Vertrieb waren wichtig: denn noch nie 
hat jemand einen kritischen Dokumentarfilm über einen Medienkonzern 
produziert, der so viel Bildmaterial ohne Genehmigung des Senders 
verwendet. Greenwald und seine Anwälte berufen sich zwar auf das Recht, 
Quellen für Kommentare, Satiren und Kritiken zitieren zu dürfen - ganz 
sicher ist er sich aber nicht, ob er mit dieser Argumentation 
durchkommt: 

 I want to make a great film, but I'd like to do so without losing my 
house and spending the rest of my life in court.   

Unbalanced 

Wie Fox-News ist die Machart von ?Outfoxed" alles andere als fair und 
ausgewogen. Greenwald macht daraus keinen Hehl, nennt seine 
Mitfinanziers, die überwiegend aus dem demokratischen Lager kommen. 
Doch im Gegensatz zu Murdochs Mannen versucht er erst gar nicht, 
Objektivität vorzugaukeln. Und der Erfolg gibt ihm Recht. Denn gerade 
in den USA, wo Nachrichten vorwiegend über das Fernsehen und nicht über 
Zeitungen wahrgenommen werden und eine breitenwirksame, medienkritische 
Berichterstattung kaum vorhanden ist, sehnen sich viele nach einer 
alternativen Sicht der politischen Realitäten. 

Und auch für Deutschland kann dieser Film ein Signal sein. Denn seit 
die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten ihre Dokumentationen immer 
weiter zurückfahren und sich dem Infotainment der Privaten anschließen, 
zeigt "Outfoxed" ein zukunftsweisendes Modell, selbst produzierte Filme 
unters Volk zu bringen. 

Ausschnitte von "Outfoxed" kann man sich  hier [9] herunterladen 

Links 

[1] http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=k&ressort=kf&id=433594
[2] http://www.outfoxed.org/
[3] http://www.foxnews.com/
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Rupert_Murdoch
[5] http://www.taz.de/pt/2004/07/14/a0214.nf/text.ges,1
[6] 
http://www.amazon.com/exec/obidos/tg/new-for-you/top-sellers/-/dvd/130/1
02-5278655-0023365
[7] http://www.moveon.org/front/
[8] 
http://www.nytimes.com/2004/07/11/magazine/11FOX.html?ex=1091073600&en=b
47a900701dd8bf5&ei=5006&partner=ALTAVISTA1
[9] http://www.outfoxed.org



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