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[infowar.de] Die Antennen der Amerikaner fallen



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Süddeutsche Zeitung, 10 August 2004
München/Bayern

Die Antennen der Amerikaner fallen

Nach langem Streit werden die Sendeanlagen des International
Broadcasting Bureau in Oberlaindern abgerissen

Von Stefanie Peter

Valley - Diesen Tag wird sich Valley Bürgermeister Josef Huber dick in
seinem Kalender anstreichen: Pünktlich um zehn Uhr nahm gestern die
Abbruchfirma Seidl auf dem Gelände des IBB-Senders im Valleyer Ortsteil
Oberlaindern (Landkreis Miesbach) ihre Arbeit auf. Acht Jahre hatten
Huber und seine Mitstreiter erbittert gegen den Sender gekämpft, mit dem
das International Broadcasting Bureau (IBB) bis Ende vergangenen Jahres
Radioprogramme in den Mittleren und Nahen Osten sendete. Nun durfte der
Bürgermeister mit ansehen, wie ein Baggerfahrer mit der Demontage der
Antennen begann: "Ein besonderer Tag, den ich nicht vergessen werde",
sagte Huber. Ende der Woche sollen die bis zu 122 Meter hohen Masten
fallen, die IBB der Gemeinde zur Verschrottung überlassen hat.

Mehr als 50 Jahre lang wurde von dem 68 Hektar großen Areal bei
Holzkirchen gesendet, anfangs von der CIA, zuletzt vom International
Broadcasting Bureau, das das Areal 1995 übernommen hatte und von Radio
Free Liberty in Prag produzierte Programme von Oberlaindern aus gen
Osten schickte. Widerstand gegen die Anlage hatte sich erstmals in den
90er Jahren geregt. Anwohner klagten über Schlafstörungen, machten die
vom Sender ausgehenden elektromagnetischen Felder als Ursache für
vielfältige Beschwerden und sogar die hohe Zahl an Krebsfällen in der
Umgebung aus. 1995 gründete der Tierarzt Georg Paul die Bürgerinitiative
"Sender Freies Oberland", die fortan mit diversen Aktionen auf sich
aufmerksam machte und es mit Hilfe Hubers schaffte, Politiker aller
Parteien für ihr Anliegen zu sensibilisieren. Schließlich interessierte
man sich sogar im Auswärtigen Amt für die Belange der Gegner, die
Staatsministerin Kerstin Müller im Januar 2003 persönlich empfing.

Am Ende ging alles sehr schnell. Der eigentlich bis Sommer 2005 laufende
Pachtvertrag zwischen IBB und der Bundesvermögensverwaltung als
Besitzerin des Areals wurde vorzeitig aufgelöst, der Sender zum 31.
Dezember 2003 abgeschaltet - offiziell, weil IBB seine Angebote
verändert hat. Seitdem hatte die Firma technisches Inventar entfernt und
die Sendeanlage bis auf die Antennen abtransportiert - der Abbau und
anschließende Wiederaufbau hätte IBB mehr gekostet als eine neue Anlage.
Vor zwölf Tagen hat Betriebsleiter Peter Knopf das Gelände nun an
Vertreter der Bundesvermögensverwaltung übergeben, die den Schlüssel
noch am gleichen Tag an den zu Tränen gerührten Bürgermeister Josef
Huber weitergaben.

Die Kommune hatte dem Bund ein insgesamt 138 Quadratmeter großes
Gelände, das auch das Sender-Areal umfasst, für 8,3 Millionen Euro
bereits im Dezember abgekauft, sie plant, einen 118 Quadratmeter großen
Golfplatz an der B 318 Richtung Tegernsee zu errichten. Drei Bewerber
sind im Rennen, einer will sogar ein bundesweites Leistungszentrum
installieren. Am 24. August will der Gemeinderat entscheiden, wer den
Zuschlag erhält. Bis dahin muss nun die Abbruchfirma die letzten,
weithin sichtbaren Überreste des in der Bevölkerung verhassten Senders
beseitigen. Für 4. September planen Huber und die Bürgerinitiative dann
ein großes Fest auf dem Areal.

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