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[infowar.de] Pentagon sperrt den Zugriff auf offizielle Wahlseite für die US-Bürger im Ausland



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/18382/1.html 

Pentagon sperrt den Zugriff auf offizielle Wahlseite für die US-Bürger 
im Ausland

Florian Rötzer   21.09.2004 

Angeblich soll die Website mit den Sperrungen kurz vor dem Ende der 
Anmeldefrist für die Teilnahme an der Präsidentschaftswahl vor 
Hackerangriffen geschützt werden 

Schon länger ist bekannt, dass das Pentagon Websites für Soldaten im 
Irak blockiert, die unerwünschte Informationen enthalten können ( 
 Access Denied [1]). Das wurde gerade noch einmal  bestätigt [2]. 
Überdies wird natürlich der gesamte Internetverkehr der Soldaten 
überwacht. Nun aber wurde auch bekannt, dass das Pentagon auch den 
Zugang zu einer offiziellen Website aus dem Ausland gesperrt hat, die 
eigentlich gerade dazu eingerichtet wurde, den im Ausland befindlichen 
Wählern bei der Stimmabgabe zu helfen. 

Die Präsidentschaftswahl dürfte wie beim letzten Mal sehr knapp 
ausfallen. Ein paar Hundert Stimmen haben hier den Ausschlag gegeben, 
da das Oberste Gericht eine Überprüfung der Wahl in Florida verhindert 
hat. In Florida hat die überwiegende Mehrzahl der Bürger, die im 
Ausland leben und überhaupt gewählt haben, für Bush gestimmt. Auch 
jetzt kann wieder jede Stimme oder auch jede Stimmenthaltung wichtig 
werden. Insgesamt leben rund 6 Millionen "Expatriates", zu denen auch 
Soldaten und Regierungsangestellte gehören, im Ausland. Besonders 
entscheidend für die demokratischen und republikanischen 
Wahlinitiativen sind die Amerikaner im Ausland, die ihre Stimmen in 
einem der "swing states" abgeben können, bei denen, wie auch dieses Mal 
wieder in Florida, die Wahlentscheidung sehr knapp ausfallen kann und 
die auch dadurch entscheidend sein können. Schon allein die Termine, 
bis wann die Auslandsamerikaner sich registriert haben müssen, sind in 
jedem Staat verschieden. 

Registrieren können sich die "Expatriates" auch online. Websites wie 
die neu eingerichtete  Overseas Vote 2004 [3],  US Abroad [4],  Tell An 
American To Vote [5],  Americans Overseas for Kerry (AOK) [6] oder 
 Republicans Abroad [7] werben für die Stimmabgabe und geben Auskunft, 
was dafür zu tun ist, und bieten die Möglichkeit, die notwendigen 
Schritte auch gleich online auszuführen. Man kann sich zwar auch auf 
anderen Websites zur Wahl anmelden, wobei es aber offenbar oft Probleme 
mit dem Herunterladen der Dokumente gibt, die offizielle Seite dafür 
ist aber Federal Voting Assistance Program (  FVAP [8]). 

Nun aber hat das Pentagon begonnen, den Zugang zu der FVAP-Site für den 
Zugriff von vielen Ländern aus zu blockieren. Die Website wendet sich 
zwar neben Soldaten auch an Zivilisten, wird aber vom 
Verteidigungsministerium betrieben. Das könnte womöglich für die im 
Ausland lebenden Amerikaner, die sich noch nicht registriert haben, 
Auswirkungen haben. Zwar haben sich bislang immer nur wenige 
Expatriates an den Wahlen beteiligt, was auch an den damit verbundenen 
Schwierigkeiten lag, aber in Zeiten des Internet und der 
Online-Registrierung könnte dies anders werden - falls die 
Interessierten die notwendigen Informationen besitzen. 

Angeblich hat, wie der International Herald Tribune  berichtet [9] das 
Pentagon den Zugang auf die Wahlseite bislang von 25 Ländern aus 
blockiert. Auch von Deutschland aus scheint ein Zugriff nicht mehr 
möglich zu sein. Die Begründung des Pentagon gleicht derjenigen, die 
auch für die Filterung von Websites, u.a. zur  Auflistung der 
US-Opfer [10] im Irak, gegeben wird. Hier wird  gesagt [11], dass man 
dann, wenn es offizielle Informationen gebe, den Zugang zu anderen 
Websites sperre, deren Angaben nicht verlässlich seien. Im Fall der 
Wahlseite wird dies damit begründet, dass diese wie auch andere 
Websites der Regierung permanent das Ziel von Hackern sei und deshalb 
geschützt werden müsse. 

Offenbar wird der Zugang für bestimmte Internetprovider wie Yahoo 
Broadband in Japan, Wanadoo in Frankreich, BT Yahoo Broadband in 
Großbritannien oder Telefónica in Spanien zu FVAP gesperrt. Das hat 
gegenüber der IHT auch eine Pentagon-Sprecherin bestätigt. Einer Frau 
in Frankreich, die sich wegen des fehlenden Zugangs beschwerte, 
antwortete eine Mitarbeiterin von FVAP: 

 We are sorry you cannot access www.fvap.gov. Unfortunately, Wanadoo 
France has had its access blocked to U.S. government Web sites due to 
Wanadoo users constantly attempting to hack these sites. We do not 
expect the block to be lifted.   

Annalee Newitz von der Electronic Frontier Foundation kritisiert, dass 
die Regierung zwar nichts unternehme, um die Wahlcomputer in den USA 
sicherer zu machen, die sich auch manipulieren lassen, während Websites 
für die im Ausland lebenden Bürger gesperrt würden. Andere machen 
darauf aufmerksam, dass eine Internetblockade für bestimmte Provider 
nicht gerade geeignet ist, Hackerangriffe abzuwehren. Diese würden 
andere Wege finden, weswegen es besser sei, die Websites selbst richtig 
zu sichern. 

Offenbar wächst womöglich nicht in den USA selbst, aber gerade bei den 
Soldaten, die in den Irak geschickt wurden und dort täglich ihren Kopf 
für die Politik ihrer Regierung hinhalten müssen, der Widerstand zu 
Bush. So  berichtet [12] der Christian Science Monitor, dass bei den 
US-Soldaten im Irak nicht nur Michael Moores Film "Fahrenheit 9-11" 
begehrt ist, sondern auch die Stimmung für Kerry wächst, der 
möglicherweise, sollte er gewählt werden, die Truppen schnell aus dem 
Irak zurückziehen würde. So sagt ein in Nadschaf stationierter Soldat: 

 9 von 10 Menschen, mit denen ich spreche, wäre es völlig egal, wer 
gegen Bush antritt - Sie würden ihn wählen. Die Menschen haben die 
Schnauze voll vom Irak und von Bush.   

Normalerweise sind Soldaten und ihre Angehörigen überwiegend den 
Republikanern zugeneigt. Aber der Irak-Krieg, der mit Lügen begonnen 
wurde und länger sowie blutiger wurde als gedacht, lässt die Kritik 
wachsen. Und die Stimmung unter den 1,4 Millionen Soldaten und ihren 
1,3 Millionen Angehörigen in den USA und im Ausland kann ebenfalls für 
die Wahl entscheidend sein. Schließlich werden die Soldaten jetzt nicht 
nur länger im Irak, in Afghanistan oder anderswo im Ausland 
stationiert, die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Kampfeinsätze kommen, 
wird auch größer, zumal Rumsfeld das Truppenkontingent im Irak nicht 
aufstocken will. 

Links 

[1] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/17569/1.html
[2] http://www.heise.de/newsticker/meldung/51277
[3] http://www.overseasvote2004.com
[4] http://www.usabroad.org
[5] http://www.tellanamericantovote.com
[6] http://www.aokerry.com/
[7] http://www.republicansabroad.org/
[8] http://www.fvap.gov
[9] http://www.iht.com/articles/539597.html
[10] http://icasualties.org/oif/
[11] http://www.ericumansky.com/2004/09/miltiarys_expla.html
[12] http://www.csmonitor.com/2004/0921/p02s02-usmi.html



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