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[infowar.de] Rumsfeld beklagt sich über die mediale Konkurrenz der Terroristen
Unten wird's interessant:
Rumsfeld forderte (5) jedenfalls, dass die USA besser gerüstet sein
müssten, um den Medienkrieg zu gewinnen. Man müsste schneller und
geschickter handeln, um im Kampf mit den Islamisten erfolgreich zu sein:
"Wir müssen erheblich bessere Möglichkeiten entwickeln, diese neuen
Kommunikationsmittel zu nutzen, die wir jetzt zur Verfügung haben, um die
vielen und unterschiedlichen Rezipienten zu erreichen."
RB
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http://www.telepolis.de/r4/artikel/20/20177/1.html
Das Phantom al-Sarkawi
Florian Rötzer 26.05.2005
Angeblich soll der berüchtigte Mastermind von al-Qaida im Irak einen
Nachfolger bestimmt haben, aber wie immer gibt es nur Gerüchte;
US-Verteidigungsminister Rumsfeld beklagt sich über die harte mediale
Konkurrenz der Terroristen
Gerüchte zirkulieren derzeit über den Mann, der im Irak zum
personalisierten Bösen wurde. Allerdings blieb der Jordanier al-Sarkawi
trotz aller Prominenz ein Phantom, von dem nicht einmal klar war, ob er
tatsächlich noch lebt und nicht womöglich schon zu Beginn der Invasion
umgekommen ist. Nun soll er, je nach Gerücht, aus dem Irak geflohen
und/oder schwer verletzt (Lungenschuss) sein. Es geht auch das Gerücht um,
dass es bereits einen Nachfolger für ihn gibt, der die Terrorgeschäfte von
al-Qaida im Irak leiten soll. Über das Internet werden die Informationen
oder die strategische Kommunikation verbreitet und gelangen so zu den
Massenmedien, die sie weiter verbreiten, auch wenn sie nicht beurteilen
können, ob die Informationen wahr sind oder nicht.
Die Menschen wollen Geschichten über Gut und Böse, und sie wollen, dass es
Hauptrollen gibt, die mit entsprechenden Charakteren besetzt sind. Diese
dramatische Personalisierung ist nichts Neues, da sie einen komplizierten
Prozess mit vielen Akteuren und unterschiedlichen Interessen überschaubar
macht. Egal, auf welcher Seite man steht, so ragen die Hauptdarsteller aus
dem Chaos heraus und geben den Zuschauern die Möglichkeit, eine Position
einzunehmen.
Solche Geschichten und Hauptdarsteller sind das Thema von Literatur,
Schauspiel oder Kino, aber auch der Nachrichtenmedien. Das wurde besonders
nach dem 11.9. deutlich, als es zunächst einen Kampf der Giganten Bush und
bin Laden gab, der sukzessive aufgrund der schon vor dem Afghanistan-Krieg
beabsichtigten Lösung des Irak-Problems, aber auch durch das Untertauchen
des großen Gegenspielers in der unübersichtlichen Wildnis der Berge
Afghanistans und Pakistans durch Saddam Hussein ersetzt wurde. Anders als
der Terrorfürst aus der Höhle hatte der Diktator ein ganzes Land unter
sich und eine angeblich große Streitkraft mit den gefährlichen, für die
ganze Welt bedrohlichen Massenvernichtungswaffen, die man bei al-Qaida in
den Bergen nicht gefunden hatte.
Nach der schnellen Eroberung des Irak schien sich dann die Geschichte zu
wiederholen: der böse Gegenspieler war spurlos verschwunden. Dafür begann
nach und nach der Widerstand im Irak zu wachsen. Man nahm an, dass der
Diktatur aus dem Untergrund mit seinem vielem Geld dabei die Fäden zog.
Als man Hussein mit einem Köfferchen Geld dann buchstäblich aus einem Loch
im Untergrund fand, änderte sich nichts am Widerstand. Die Anschläge
nahmen zu, es tauchten immer mehr Gruppen auf, die Lage wurde so
unübersichtlich, wie sie jetzt noch immer ist.
Das war die Geburtsstunde von al-Sarkawi. Der soll schon vor der Invasion
eine Terrorzelle im Irak aufgebaut haben, nachdem er sich angeblich mit
bin Laden überworfen und aus Afghanistan in den Irak gezogen ist.
Al-Sarkawi war für die US-Regierung das Bindeglied, das die Beziehungen
zwischen al-Qaida und dem Hussein-Regime belegen sollte. Erklärt wurde,
dass der angebliche al-Qaida-Vertreter sich in Bagdad aufgehalten und dort
in einem Krankenhaus behandelt worden sei. Zumindest hieß es, dass der
spätere Terrorfürst dort operiert wurde und nur noch ein Bein habe. Als
dann die US-Luftwaffe im April 2003 die Stellung der kurdischen
Terrorgruppe Ansar al-Islam bombardierte, die angeblich mit al-Qaida
verbunden war und bei der sich al-Sarkawi aufgehalten hat, soll er dabei
zusammen mit vielen anderen getötet worden sein. Bilder wie von bin Laden,
der hin und wieder mal in einem Video auftauchte und Botschaften
verkündete, gibt es seitdem von ihm nicht mehr. Es sollen einige
Tonbandaufzeichnungen von ihm stammen, aber niemand kann sagen, ob hier
wirklich al-Sarkawi gesprochen hat.
Dann aber galt der Krieg als der nunmehr wichtigste Schauplatz des Kriegs
gegen den Terror, während die Welle der Anschläge im Irak zunahm. Nachdem
auch Husseins Gefangennahme das nicht änderte, wurde angeblich auf einer
CD ein, angeblich von Sarkawi verfasstes Strategiedokument gefunden, in
dem dieser zum Kampf auch gegen die Schiiten aufrief, um einen Bürgerkrieg
auszulösen. Als dann Anfang März während der Ashura-Feierlichkeiten in
Kerbala ein Selbstmordanschlag Hunderte von Menschen tötete, wurde der
Text auf der CD zum Beleg dafür, dass al-Sarkawi als Mastermind mit der
Terrorgruppe Tawhid wal jihad (nicht mehr Ansar al-Islam) hinter den
Anschlägen steckt. Nach und nach wurde er als große und geheimnisvolle
Gestalt, als Fürst der Finsternis, hinter dem Widerstand aufgebaut, auch
wenn es zahllose andere Terror- und Widerstandsgruppen gab, die
miteinander in Konkurrenz um Macht, Geld und Medienaufmerksamkeit lagen
und wohl noch immer liegen. Auch bin Laden sprach dem ehemaligen
Konkurrenten sein Vertrauen aus, so dass er nun endgültig zum
al-Qaida-Führer der Region aufstieg. Die US-Regierung erhöhte das Kopfgeld
von 10 Millionen auf 25 Millionen US-Dollar und stellte ihn auch damit auf
dieselbe Ebene wie bin Laden und Hussein.
Seitdem zirkulieren immer wieder Gerüchte um ihn. So hat die US-Regierung
al-Sarkawi als Führer der Aufständischen in der Widerstandshochburg
Falludscha ausgemacht, aus der er dann allerdings wie bin Laden aus Tora
Bora entkommen sein soll. Er wurde immer mal wieder gesichtet, manchmal
gab es Meldungen, er sei festgenommen worden. Auch Gerüchte über
Verletzungen gab es schon öfter. Dann wurde auf Webseiten berichtet, dass
al-Sarkawi letztes Wochenende in der Nähe von Ramadi von einer Kugel im
Bauch oder in der Lunge verletzt wurde. Der schwer Verletzte habe dann mit
vier Kandidaten - drei Arabern und einem Iraki - über seine Nachfolge
gesprochen. Dann sei er außer Landes gebracht worden.
Und jetzt heißt (1) es auf einer Webseite, dass offenbar weißer Rauch
aufgestiegen und ein Nachfolger von al-Sarkawi gefunden worden sei, der
ihn bis zu seiner Genesung vertreten soll. Ob an dieser Informatio (2)
etwas dran ist, ist ebenso wenig feststellbar, wie die Gerüchte über
al-Sarkawi zutreffen oder nicht. Gut möglich ist auch, dass die
Medienstrategen bei der Terrorgruppe, die in ihrem Sinn gekonnt mit
Anschlägen, Geiselnahmen, Köpfungen und Videos für Aufmerksamkeit gesorgt
haben, nur ihre Strategie verändern und al-Sarkawi dabei loswerden wollen,
unabhängig davon, ob er ein inszeniertes Phantom ist, tatsächlich lebt
oder in letzter Zeit gestorben ist. Vielleicht gab es auch internes
Gerangel in der Gruppe um die Führerschaft und die weitere Ausrichtung der
Terrorstrategie, nachdem die verstärkten Operationen der irakischen und
amerikanischen Truppen den Druck erhöht haben. Angeblich soll Sheikh Abu
Hafs al-Qarni (Abu Hafs al-Kurani) der Nachfolger sein. Der soll die
härtesten Operationen ausgeführt haben, ist aber bislang nicht in
Erscheinung getreten. Ebenso wenig übrigens wie der Autor der Botschaft,
der sich Abu Doujanah al-Tunisi nennt und der Medienabteilung der
al-Qaida-Sektion im Irak angehört. Und um die Lage noch komplizierter zu
machen, gab es inzwischen auch ein Dementi (3) von der angeblich
"offiziellen" al-Qaida-Nachrichtenabteilung.
Rumsfeld wünscht sich eine bessere strategische Kommunikation
Im Pentagon jedenfalls ist man nicht glücklich, dass man im Zeitalter des
Internet und des Satellitenfernsehens die Nachrichten nicht mehr gemäß der
eigenen "strategischen Kommunikation" kontrollieren kann.
Verteidigungsminister Rumsfeld beklagte sich gestern, dass die globalen
Medien weltweit Informationen zirkulieren lassen, die falsch sind oder den
Interessen Amerikas schaden. Ein Beispiel ist die Newsweek-Story über
Guantanamo. Angeblich wurden hier Koranausgaben in die Toilette gesteckt,
um die Gefangenen zu demütigen. Das führte zu Unruhen, in Afghanistan gab
es Tote. Während das Pentagon diese Information als falsch zurückwies,
konnte man dieselbe Strategie nicht fahren, als kurz darauf bekannt wurde,
wie Gefangene in Afghanistan misshandelt wurden. Hier handelte es sich um
Informationen, die aus Pentagon-Berichten stammten. In seiner gestrigen
Rede (4) stellte er wieder einmal den Sender al-Dschasira in den
Mittelpunkt seiner Kritik und beschuldigte ihn, mit den Aufständischen
zusammen zu arbeiten.
--Das ist wirklich der erste Krieg in der Geschichte, der im Zeitalter von
vielen globalen Netzwerken von Satellitensendern, mit 24 Stunden am Tag
sendenden Nachrichtenmedien, mit Digitalkameras, Emails, Blogger und einem
Kongress, der die meiste Zeit im Jahr arbeitet ... Unterschiedliche
Kommunikationsmittel. Das Internet. Terroranschläge im Fernsehen.-- Donald
Rumsfeld
Und dabei seien dem Pentagon die Hände gebunden:
--Es sind die ungewöhnlichsten Zeiten. Und wenn auf der anderen Seite der
Feind gut die Presse manipulieren kann und nicht immer die Wahrheit sagen
und dabei bleiben muss, wir aber die Wahrheit sagen müssen und langsam,
groß, bürokratisch und demokratisch sind, dann ist es hart. Es ist eine
harte Konkurrenz.--
Rumsfeld forderte (5) jedenfalls, dass die USA besser gerüstet sein
müssten, um den Medienkrieg zu gewinnen. Man müsste schneller und
geschickter handeln, um im Kampf mit den Islamisten erfolgreich zu sein:
"Wir müssen erheblich bessere Möglichkeiten entwickeln, diese neuen
Kommunikationsmittel zu nutzen, die wir jetzt zur Verfügung haben, um die
vielen und unterschiedlichen Rezipienten zu erreichen."
LINKS
(1) http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/L26713322.htm
(2) http://www.nytimes.com/aponline/international/AP-Iraq-al-Zarqawi.html
(3) http://news.scotsman.com/latest.cfm?id=4606266
(4) http://www.defenselink.mil/transcripts/2005/tr20050503-secdef2681.html
(5) http://www.nytimes.com/aponline/national/AP-Rumsfeld-Media.html?
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