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[infowar.de] An der Schwelle zum automatischen Krieg (zum Roboter-Rennen)
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- Date: Tue, 11 Oct 2005 22:43:49 +0200
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Hier noch eine gute Einbettung des Rennens in die ganzen Pläne der DARPA
für den automatischen Krieg, mal wieder von Telepolis.
RB
http://www.telepolis.de/r4/artikel/21/21121/1.html
An der Schwelle zum automatischen Krieg
Hans Boës 11.10.2005
Der Erfolg in dem Roboter-Wettlauf der Darpa ist ein weiterer Schritt auf
dem Weg zu autonomen Kampfrobotern
Roboter halten schon seit Jahren Einzug in den modernen Krieg. Die Cruise
Missiles der amerikanischen und russischen Streitkräfte sind nichts
anderes als selbsttätig zielsuchende Bomben, die mittels moderner GPS und
radarunterstützter Landschafts-Verfolgung tief in das Gebiet eines Gegners
eindringen und treffsicher ihre tödliche Fracht am gewünschten Ort
detonieren lassen. Sozusagen Kamikaze-Robots. Diese Art der Roboter ist
letztlich jedoch dumm, die Zielkoordinaten werden vorher festgelegt und
der Roboter fliegt auf einer vorgegebenen Route - kleinere Abweichungen
korrigierend - in das gewünschte Ziel.
Ein anderes Beispiel sind die unbemannten Aufklärungsflugzeuge, sogenannte
UAV (Unmanned Aereal Vehicle), die praktisch ferngesteuerte Drohnen sind,
aber auch gewisse Aufgaben selbsttätig übernehmen. Sie können ein vorher
eingegebenes Zielgebiet automatisch erreichen und dann dort in der Luft in
Höhen bis zu 30 km verweilen, bis sie für bestimmte Aufgaben abgerufen
werden. Ausgerüstet mit Lenkraketen können sie sogar Ziele angreifen. Aber
nur mit einem Offizier im Hintergrund, der in sicherer Entfernung,
teilweise sogar von einer Einsatzzentrale in den USA, die Aktionen des UAV
auf dem Bildschirm verfolgt und an einem Steuerpult entsprechende
Anweisungen erteilt ( Ausgebildete Piloten oder Computerspieler? (1)).
Demnächst haben wir es mit einem weiteren, weitaus wichtigeren Schritt zum
automatischen Krieg zu tun: Die Roboter treffen eigenständige
Entscheidungen. Zwar beschränkt sich das bisher noch auf relativ einfache
Aufgaben, wie das selbsttätige Fahren in unbekanntem Gelände. Bald aber
dürfte die Grenze zum eigenständig operierenden und um sich schießenden
Kampfroboter überwunden sein.
Zunächst geht es jedoch erst einmal um die Probleme des Nachschubs. Wegen
der hohen Verluste von Menschenleben auf den Nachschubrouten hat der
amerikanische Kongress das Pentagon beauftragt, bis 2015 etwa ein Drittel
aller Landfahrzeuge des Militärs von Robotern fahren zu lassen. Letzte
Woche nun hat die DARPA (2) (Defense Advanced Research Projekts Agency)
in der Mojave-Wüste das zweite Roboter-Wettrennen der Welt unter dem Titel
Grand Challenge (3) veranstaltet.
Wettrennen in der Wüste
Nachdem letztes Jahr (4) keiner der Roboter über wenige Kilometer hinaus
gekommen ist, gab es dieses Jahr die ersten Erfolge (5). Die Fahrzeuge
mussten eine Hindernis-Strecke von etwa 212 km innerhalb 10 Stunden
selbstständig überwinden. 4 Roboter von insgesamt 23 haben es geschafft.
Der Gewinner des Wettrennens (6) war Stanley (7), ein umgebauter
Volkswagen Touareg der Universität Stanford.
Was den Gewinner zunächst von den meisten anderen unterscheidet ist, dass
es ein straßentaugliches Familienfahrzeug ist, das nur leicht modifiziert
wurde. Stanley hat etwas größere Reifen als ein gewöhnlicher VW-Touareg,
eine verstärkte Stoßstange und eine Metallplatte zum Schutz des
Unterbodens. Außerdem wurden Steuerung, Bremsen und Gaspedal an die
Rechnersteuerung gekoppelt. Die Strategie für autonomes Fahren ist
eigentlich sehr einfach, sagen die Macher auf ihrer Webseite:
--Der Roboter muss wissen wo er ist, den Weg erkennen, die beste Route
wählen und danach handeln.--
Eine Vielzahl von Sensoren zusammen mit einem GPS-System bestimmt die
Position des Fahrzeugs auf etwa 5 cm genau. Laser-Abtast-Geräte auf dem
Dach des Fahrzeugs verfolgen kontinuierlich die nähere Umgebung des
Fahrzeugs. Sie achten dabei besonders auf Hindernisse, wie Steine,
Schlaglöcher, Stacheldraht-Zäune oder andere Objekte, beispielsweise auf
liegen gebliebene Konkurrenten.
Die Laser-Abtaster können jedoch nur etwa 4 Fahrzeuglängen vorausschauen.
Bei Geschwindigkeiten von 50 bis 60 km/h, wie sie bei dem Rennen gefordert
werden, benutzt das Fahrzeug deshalb zusätzlich ein Radarsystem, mit dem
es kontinuierlich den weiteren Horizont abtastet. Kameras, die hinter den
Windschutzscheiben angebracht sind - wegen der Gefahr von Schmutzspritzern
- zeichnen hochauflösende Stereo-Bilder des Weges auf. Alle eingehenden
Informationen werden dann in mehreren Computern gleichzeitig verarbeitet.
Die Computeralgorithmen "lernen" dabei das Terrain kennen und ermitteln
die optimale Route.
"Dies ist eigentlich ein Software-Wettbewerb", sagt Professor Sebastian
Thrun, Leiter des Stanford Teams über das Wettrennen in der Wüste. Mehrere
Monitore im Wageninneren zeigen den komplizierten "Denkprozess" des
Roboters, wenn er alle Zehntelsekunde die relative Sicherheit der
verschiedenen möglichen Strecken analysiert und gewichtet. Ein
Wahrscheinlichkeits-Algorithmus des leitenden Software Entwicklers Michael
Montemerlo interpretiert dabei die Fülle der eingehenden Sensordaten.
Insgesamt verfügt Stanley über 6 Pentium M Laptops, die im Kofferraum in
einem schocksicheren Gehäuse untergebracht sind, um die widrigen
Verhältnisse auf der Wüstenstrecke zu überstehen. Die Rechner sind zu
einem Netzwerk zusammengeschlossen. Alle Programme sind mehrfach
vorhanden, sodass selbst bei einem Ausfall von einem oder zwei Rechnern
das Fahrzeug immer noch manövrier- und entscheidungsfähig bleibt.
Der sparsame Turbo-Diesel des Touareg erlaubt es dem Fahrzeug, die
gesamten 10 Stunden des Rennens mit einer einzigen Tankfüllung zu
überstehen und dabei auch noch die gesamte Bordelektronik mit zu versorgen.
Da der Touareg vollkommen straßentauglich und offiziell als
Straßenfahrzeug zugelassen ist, konnten die Mitarbeiter des Teams um Prof.
Thrun sich jedes freie Wochenende einfach in den Wagen setzen und zu einem
der Off-Road-Gelände außerhalb von Los Angeles fahren, um dann Stanley
"los zu lassen". Nach den Testfahrten haben sich die Mitarbeiter oft bis
in die Nachtstunden in einer Bar für Off-Roader getroffen, um die
Programme weiter zu optimieren.
"Wir haben praktisch eine Ecke der Bar übernommen, unsere Laptops
aufgeklappt und angefangen zu programmieren", erläutert Gabe Hoffman, ein
Doktorand des Flugzeug- und Weltrauminstituts, der an der
Kontroll-Software mitgearbeitet hat.
Viele der an dem Roboter-Wettrennen beteiligten Wissenschaftler und
Studenten träumen vom Einsatz ihrer Fahrzeuge bei künftigen
Hilfseinsätzen. So vor allem die Mitglieder des Canjunbot-Teams, der
Universität von Louisiana. Sie hatten die letzten Tage vor dem
Roboter-Rennen damit verbracht, Leute aus dem zerstörten New Orleans mit
ihrem Schlauchboot zu retten.
Natürlich wird diese Roboter-Technologie irgendwann auch einmal dafür
eingesetzt, Menschen zu helfen. Entwickelt werden diese Maschinen jedoch
zunächst einmal, um Menschen besser und vor allem effizienter zu töten.
Auswirkungen auf den Krieg der Zukunft
Das Wettrennen in der Wüste hat gezeigt, dass es machbar ist, Roboter
eigenständig in unbekanntem Terrain fahren zu lassen. Zunächst können wir
davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren die autonom fahrenden
Fahrzeuge noch erheblich verbessert werden. In etwa 5 bis 7 Jahren wird es
erste für das Militär einsatzfähige Systeme geben. Diese werden dann - wie
derzeit geplant - vor allem für die Nachschubwege eingesetzt.
Da die Nachschubrouten trotzdem weiterhin attackiert werden dürften, ist
abzusehen, dass die Roboter bald auch kleine Waffen zur Selbstverteidigung
erhalten, um sich gegen die Attacken zu wehren. Damit ist es dann kein
weiter Weg mehr bis zum vollautomatischen Panzer, der die
Versorgungsfahrzeuge schützt, aber auch bei Angriffen eingesetzt werden kann.
Bereits seit längerem arbeitet das Pentagon an Visionen zur automatischen
Kriegsführung. Vor allem in Zeiten knapper Rekruten haben derartige
Visionen ihren Reiz. Hinzu kommt, dass in der heutigen hochspezialisierten
Armee die Menschen nur schwer ersetzt werden können. Roboter dagegen
lassen sich beliebig vermehren, vor allem dann, wenn sie in
vollautomatischen Fertigungsstrassen produziert werden. Und schließlich
wird die Hemmschwelle zum Töten erheblich herabgesetzt, wenn die Militärs
der Zukunft nur noch auf einen Knopf drücken müssen und die Roboter dann
die Drecksarbeit alleine erledigen.
Neben vollautomatischen Panzern, die in einer ersten Angriffswelle vor
allem feindliche Panzer und Artillerie ausschalten sollen, wird im Arsenal
der Waffenschmiede bereits an weiteren perfiden Kampfrobotern gearbeitet.
So gibt es seit langem schon Versuche, Minen intelligenter und auch
beweglicher zu machen ( Intelligentes Minennetzwerk (8)). Anstelle dass
die Minen einfach abwarten, bis ein Fahrzeug über sie hinweg fährt, sollen
sich derartige Roboter-Minen ein Ziel aktiv suchen und es dann auch gleich
attackieren. Es gibt bereits erste Prototypen, die wie kleine Insekten
krabbeln und einen Aktionsradius von mehreren hundert Metern haben.
Die Air Force arbeitet seit Jahren an der Entwicklung vollautomatischer
Kampfflugzeuge. Haben sich derzeit vor allem die UAV (Unmanned Aereal
Vehicle) im Irak-Krieg für Aufklärungsaufgaben unerwartet positiv bewährt,
( Der irakische Luftraum ist voller Drohnen (9)) so will man künftig vor
allem Bomber und Kampfflieger automatisieren. Das hat gleich zwei
Vorteile: Zum einen ist die Ausbildung eines Kampfpiloten extrem teuer,
langwierig und aufwendig. Zum anderen ist der Mensch in den heutigen
hochkomplexen Kampfflugzeugen immer mehr die Schwachstelle. Schon jetzt
kann ein Pilot ein modernes Kampfflugzeug ohne die Unterstützung von
Computern überhaupt nicht mehr fliegen, geschweige denn damit kämpfen.
Außerdem sind die Beschleunigungskräfte, die bei Kampfflügen auftreten, an
der Grenze des für Menschen Erträglichen.
Schon in den neunziger Jahren ist die britische Air Force in Experimenten
dazu übergegangen, Kampfpiloten in ihren Simulatoren gegen Neuronale
Netzwerke antreten zu lassen. Neuronale Netze sind sozusagen der nächste
Schritt auf dem Weg zur künstlichen Intelligenz. Sie arbeiten nicht mehr
wie ein Computer, sondern simulieren die Funktion biologischer Gehirne.
Waren diese Neuronalen Netze anfangs noch nicht einmal in der Lage,
selbstständig zu fliegen, so haben sie schnell gelernt und konnten nach
Tausenden von virtuellen Kampfflügen von den britischen Piloten praktisch
nicht mehr besiegt werden. Umgekehrt, sie waren besser und schneller als
jeder Kampfpilot, weil sie wesentlich kürzere Reaktionszeiten aufweisen,
Unmengen von Daten gleichzeitig verarbeiten können, keine physischen
Grenzen bezüglich der Beschleunigungskräfte haben und vielleicht auch,
weil sie keine Angst kennen.
Hinzu kommen weitere Errungenschaften der Kriegsmeister. Dazu gehören vor
allem die Aussichten auf Nano-Roboter. Das sind kleinste Automaten -
kleiner als eine Stubenfliege -, die durch die erheblichen Fortschritte
der Nanotechnologie in greifbare Nähe rücken. Hier kennt die Phantasie der
Kriegsstrategen schon fast keine Grenzen mehr: Sie träumen von Millionen
kleinster Angriffsrobots, die biologische oder chemische Kampfstoffe
gezielt verteilen, in die Körper der (menschlichen und maschinellen)
Gegner eindringen und sie lahm legen oder einfach den Generalstab des
Gegners ausspionieren. Bis jetzt scheitern derartige Ideen immer noch an
der fehlenden Miniatur-Energieversorgung für die Nano-Armeen, aber auch
das kann sich ja bald ändern.
Ein weiteres beliebtes Feld der Mordstrategen ist der Weltraum, braucht
man für die Roboter-Armeen der Zukunft doch den Überblick aus dem All.
Ohne funktionierende Satellitenkommunikation ist es schwer, die Kontrolle
über die Kampfmaschinen zu behalten. Es muss verhindert werden, dass sich
die Kampfmaschinen gegenseitig abschießen oder schlimmer noch, die eigenen
Leute angreifen. Das schon erwähnte GPS-System sowie Dutzende von weiteren
Kommunikations- und Überwachungs-Satelliten müssen daher unter allen
Umständen geschützt werden. Zum Roboterkrieg gehört daher auch der
Weltraumkrieg wie ein Geschwisterkind dazu.
Auch für den Heimatschutz lassen sich die modernen Kriegsroboter ideal
verwenden. Kürzlich hat gerade das amerikanische Homeland Security
Department Interesse an der Beschaffung von über einhundert UAVs gezeigt.
Diese sollen dann die Grenze zu Mexiko und vor allem die ausgedehnten
Küsten der USA vollautomatisch überwachen.
Da ist es dann nicht mehr weit zur Überwachung der eigenen Bevölkerung. So
ließen sich Ausgangssperren mit Robotern in der Luft und auf der Straße
demnächst praktisch lückenlos kontrollieren. Noch besser eignen sich
derartige Technologien zur Bewachung von Gefangenenlagern oder Grenzen,
die Technologien dafür sind praktisch schon einsatzreif. Das hat dann auch
den Vorteil, dass der Schiessbefehl vollautomatisch ausgeführt wird.
Keiner bräuchte mehr Gewissenskonflikte zu haben. Und ein weiteres Plus:
Menschliches Versagen oder "Rübermachen" wären ausgeschlossen. Schade,
dass Honecker das nicht mehr miterleben darf. Der wäre vor Freude doch
glatt in die Luft gesprungen.
Krieg der Dummköpfe
Letztlich sind aber auch diese "denkenden" Roboter noch reichlich dumm.
Sie erreichen allenfalls die Intelligenz von Insekten. Alle diese Roboter
"entscheiden" nach einem vorher festgelegten Programm. Treten Situationen
ein, die vorher nicht bedacht wurden oder die für das System neu sind,
kann der Roboter oft nicht mehr richtig reagieren. Der Vergleich mit den
Insekten ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Genau wie eine Motte um
das Licht fliegt, weil sie "denkt", sie fliegt der Sonne entgegen,
verhalten sich Roboter oft genauso idiotisch, sobald etwas nicht wie
vorgesehen funktioniert.
Ein gutes Beispiel konnte man bei dem Roboter-Wettrennen des vergangenen
Jahres miterleben. Bei einem der Roboter-Fahrzeuge war das GPS-System
defekt. In der Folge drehte er sich ständig um die eigene Achse und kam
nicht mehr vom Fleck - die Motte lässt grüßen. Hier liegt dann auch die
Chance für künftige Gegner der Roboter-Armeen. Oft schon mit einfachen
Tricks lassen sich die Sensoren der Automaten in die Irre führen.
Ein beliebtes Spiel war schon im Irakkrieg die Manipulation des
GPS-Signals. Mit relativ einfachen Mitteln lässt sich das GPS-Signalgitter
mit einem Störsender um einige hundert Meter verschieben. Das reicht oft
aus, um einfache Roboter zu verwirren und sie vom Weg abkommen zu lassen.
Natürlich gibt es dagegen wieder Gegenmaßnahmen. Die neueren Cruise
Missiles benutzen deshalb für den Zielanflug sehr detaillierte
Landschaftsabgleiche, aber auch die könnte man beispielsweise mit
Häuserattrappen a la Hollywood foppen.
Kampfroboter der Zukunft werden sehr stark auf Infrarotsensoren setzen, da
jeder Mensch und auch alle Maschinen Wärme abstrahlen, sich damit also
wichtige von unwichtigen Objekten gut unterscheiden lassen. Und vor allem
nachts haben sie zusammen mit Restlichtverstärkern einen wesentlichen
Vorteil gegenüber dem Gegner, der ja ohne diese Technologie nachts
praktisch blind ist. Außerdem kann der Robot dann die Mündungsfeuer der
Angreifer sehr genau lokalisieren, da jeder Schuss als kleiner Lichtblitz
im Infrarotbereich deutlich zu sehen ist.
Solche Infrarotsensoren ließen sich jedoch einfach durch eine Vielzahl von
kleinen Feuern bereits blenden. Oder man könnte die Kampfmaschinen durch
kleine blitzende Infrarot-LEDs verwirren, die Mündungsfeuer vermeintlicher
Angreifer simulieren. Einfache Fahrradblinker könnten für diesen Zweck
sogar schon genügen. Will man dagegen für die Infrarotdetektoren der
Kampfmaschinen unauffällig sein, muss man sich wohl demnächst nicht in
eine kugelsichere Weste, sondern in einen Styropor-Anzug quälen.
Überlegenswert wäre auch ein Tarnkappen-Schutzanzug gegen die
Radarsensoren mit eingebauter Kühlung, der das Wärmebild künftiger
Soldaten minimiert. Oder die Gegner kapern sich einfach unbemerkt eines
der Freund-Feind-Erkennungssysteme, mit dem die Roboter alle ausgestattet
sein werden. Dann könnten sie sich den Kampfrobotern gefahrlos nähern und
sie der Reihe nach ausschalten.
Eine weitere Schwachstelle der Automaten ist ihre Verbindung zur
Kommandozentrale. Man wird derartige Roboter nicht ohne eine letzte
menschliche Einflussmöglichkeit in das Kampfgebiet schicken. Das wiederum
könnten sich die Gegner zu nutze machen. Künftige Generationen von Hackern
könnten ganze Armeen ausschalten oder gar gegen die eigenen Leute richten.
Ein weites Feld der Kriegsphantasie sind auch zukünftige
Anti-Robot-Roboter. Auch daran dürfte demnächst in den
High-Tech-Waffenschmieden der Welt mit Hochdruck gearbeitet werden. Denn
was könnte besser einen Roboter bekämpfen als ein anderer Robot? Hier wird
letztlich also ein neues Wettrüsten in Gang gesetzt - mit beängstigendem
Ausblick.
Fabrikmäßiges Abschlachten ganzer Bevölkerungsgruppen
Vor allem wird sich die Entwicklung nicht auf staatlich finanzierte
Mordkommandos beschränken lassen, jeder kann sich bald seinen eigenen
Kampfroboter im Internet bestellen ( Ferngesteuerte Terroranschläge (10)).
Schon jetzt gibt es eine große Gemeinde von Kampf-Roboter-Enthusiasten.
Das sind Anhänger von ferngesteuerten Kampfmaschinen, die in Fernsehshows
öffentlich gegeneinander antreten. Für ein paar hundert Euros kann man
sich die neuesten Kampfmaschinen auf entsprechenden Webseiten besorgen.
Bald wird es dort auch die entsprechende Software für eigenständig
operierende Systeme geben.
Schon jetzt gibt es erste neuronale Netze in einschlägigen Elektronikshops
gegen Bares. Auch Rechner, die mit den schnellsten der Welt mithalten
können, bestehen lediglich aus zusammengeschalteten
Play-Station-Mainboards. Jeder Hobby-Bastler kann also bald seine eigenen
Cruise Missiles bauen, Reichweite vielleicht 5 bis 50 km, das genügt für
die meisten Anwendungen ( Cruise Missiles im Selbstbau (11)). Ich frage
mich ja schon länger, warum es eigentlich noch Selbstmord-Attentäter gibt.
Haben die keinen Zugang zu Conrad-Elektronik?
Kampfroboter sind also bei weitem nicht, was uns die Befürworter glauben
machen wollen: eine Option zur Vermeidung von menschlichen Opfern im Falle
eines Krieges. Vielmehr trifft das das Gegenteil zu. Es besteht die
Gefahr, dass der Krieg um eine schreckliche Dimension erweitert wird: das
fabrikmäßige Abschlachten ganzer Bevölkerungsgruppen.
Es wird eine Entwicklung angestoßen, mit vollkommen ungewissem Ausgang.
Einzig Diktaturen können sich über diese Aussichten ausnahmslos freuen,
brauchen sie doch nicht mehr den menschlichen Faktor zu fürchten. Darin
liegt aber auch eine große Gefahr für künftige Kriege. Bis jetzt mussten
die beteiligten Soldaten immerhin noch durch geschickte Medienpropaganda
für den Einsatz ihres Lebens gewonnen werden. Wir erleben das gerade
wieder am Beispiel des Iran. Beim vollautomatischen Krieg fällt auch diese
Barriere.
Und ein weiterer Punkt: Bei automatischen Tötungsmaschinen werden sich
zivile Opfer nicht vermeiden lassen. Kampfmaschinen können zwar mit
relativer Sicherheit durch moderne Freund-Feind-Erkennungssysteme die
eigenen Streitkräfte erkennen, alle anderen sind dann aber potentielle
Feinde. In weiser Voraussicht hat das Pentagon jedoch schon vorgesorgt.
Ein erster wichtiger Schritt für den automatischen Krieg ist bereits
getan: Die Zahl der getöteten Zivilisten bei Kampfhandlungen wird vom
Pentagon schon seit einigen Jahren nicht mehr gezählt.
Es gibt auch ein schönes Wort für diese Opfer des militärischen
Fortschritts: Collateral Damage, unbeabsichtigter Begleitschaden heißt das
dann auf Neusprach.
Literatur**
SUBTEXTE (**)
Literatur
Altmann, Jürgen: Roboter für den Krieg? (12), in: Globalisierte Gewalt,
Wissenschaft und Frieden, Nr.3, 2003.
Ball, Philip: Robot wars (13), News @ nature, 8. Februar 2005.
Carnegie Mellon, Boeing building Army combat robot (14), Pittsburgh
Business News, 22. July 2002.
David, Leonard: U.S. Air Force Plans for Future War in Space (15),
Space.com, 22 February 2004.
Dunnigan, James: Keeping Combat Robots Under Control (16), Strategy Page,
20. Februar 2005.
Hickey, Hannah: Stanford announces its entry in the 2005 DARPA Grand
Challenge (17), Stanford News Service, 18. Mai 2005.
Lem, Stanislaw, Der Unbesiegbare, Verlag Volk und Welt, Berlin, 1967.
Montemerlo, Michael and Sebastian Thrun: Simultaneous Localization and
Mapping with Unknown Data Association Using FastSLAM (18), Carnegie Mellon
University, Pittsburgh, PA, 2002.
Mooneyham, J.R.: Future War Technologies (19), aktualisiert 6. März, 2005
mit zahlreichen Links zu weiteren Artikeln.
Shropshire, Corilyn: Military machine: Defense robot developed at CMU
makes its debut (20), Pittsburgh Post-Gazette, 5. August 2005.
Staines, Reuben: Seoul to Build Combat Robot (21), Korean Times, 21
September 2005.
Viegas, Jenifer: New Combat Robot Prepares for Duty (22), Discovery News,
Nov. 11. November 2004.
LINKS
(1) http://www.telepolis.de/r4/artikel/19/19633/1.html
(2) http://www.darpa.mil/
(3) http://www.grandchallenge.org/
(4) http://www.heise.de/newsticker/meldung/45521
(5) http://www.heise.de/newsticker/meldung/64732
(6) http://www.heise.de/newsticker/meldung/64736
(7) http://www.stanfordracing.com/
(8) http://www.telepolis.de/r4/artikel/13/13715/1.html
(9) http://www.telepolis.de/r4/artikel/19/19825/1.html
(10) http://www.telepolis.de/r4/artikel/20/20798/1.html
(11) http://www.telepolis.de/r4/artikel/14/14932/1.html
(12) http://www.iwif.de/wf303-23.htm
(13) http://www.nature.com/news/2005/050207/pf/050207-7_pf.html
(14) http://.bizjournals.com/pittsburgh/stories/2002/07/22/daily9.html
(15)
http://www.space.com/businesstechnology/technology/higher_ground_040222.html
(16) http://www.strategypage.com/dls/articles/20052200.asp
(17) http://www.stanford.edu/dept/news/pr_stage/2005/pr-darpacar-051805.html
(18) http://robots.stanford.edu/papers/montemerlo.fastslam-dataassoc03.pdf
(19) http://www.jrmooneyham.com/wtoy2030ref.html#section11
(20) http://www.post-gazette.com/pg/05217/548931.stm
(21) http://times.hankooki.com/lpage/nation/200509/kt2005092118400211960.htm
(22) http://dsc.discovery.com/news/briefs/20041108/planebot.html
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