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[infowar.de] inszenierte Show: Buch macht Videokonferenz mit Soldaten im Irak



Der TP-Server hat beim Mailen irgendwie die Umlaute geschreddert...
RB

http://www.telepolis.de/r4/artikel/21/21146/1.html

Zuviel des Guten
Florian RÃtzer 14.10.2005

Update: Der in BedrÃÂngnis geratene US-PrÃÂsident Bush wollte mittels einer Live-Videokonferenz mit US-Soldaten einmal Positives aus dem Irak melden, aber die durchinszenierte Propaganda-Show ging trotz erneuter Hilfestellung aus dem Pentagon in die Hosen

Am Wochenende werden die Iraker, sofern sie ÃÂberhaupt an der Abstimmung teilnehmen, ÃÂber die Annahme der weiterhin nicht nur bei den Sunniten umstrittenen und mehrfach umgeschriebenen Verfassung entscheiden. Auch wenn die Bush-Regierung mit dem Referendum, sofern es denn fÃÂr die Verfassung ausgeht, ein Erfolg verbucht werden soll, wÃÂrde dies nach Ansicht vieler kaum etwas an der verfahrenen Situation verÃÂndern. In den USA ist nach der letzten CBS-NYT-Umfrage (1) die Zustimmung zu der Irak-Invasion mittlerweile auf einen neuen Tiefpunkt gelangt, auch die PopularitÃÂt von Bush und die ÃÅberzeugung, seine Politik sei richtig fÃÂr das Land, erreichte TiefststÃÂnde.

Nicht nur der Irak untergrÃÂbt derzeit die Zustimmung zur Bush-Regierung. Nachdem einige fÃÂhrende KÃÂpfe der Partei und im WeiÃÅen Haus in Skandale (2) wie Tom DeLay und Karl Rove verwickelt sind und mehr und mehr Einzelheiten ÃÂber die TÃÂtigkeit des Lobbyisten Jack Abramoff bekannt werden, geht es mit der Stimmung bergab. Fast 70 Prozent der Amerikaner sagen, das Land gehe unter PrÃÂsident Bush in eine falsche Richtung. Am schwersten aber dÃÂrfte das andauernde Fiasko im Irak wiegen, gerade noch ein Drittel der befragten US-BÃÂrger sagt, der Krieg habe sich gelohnt.

Um fÃÂr bessere Informationen zu sorgen, wurde daher vor dem Referendum vom WeiÃÅen Haus am Donnerstag noch eine Videokonferenz (3) zwischen dem WeiÃÅen Haus und US-Soldaten in Tikrit inszeniert. Die 10 amerikanischen Soldaten, meist Offiziere, sollten also einen symbolisch aufgeladenen Lagebericht aus dem Zentrum des sunnitischen Dreiecks und dem Heimatorz von Saddam bieten. Und weil es auch um die angeblich zunehmende EinsatzfÃÂhigkeit der irakischen Truppen gehen sollte, die einen schnellen, politisch opportunen Abzug des US-MilitÃÂrs ermÃÂglichen sollen, befand sich auch ein irakischer Soldat dabei.

Die virtuelle Begegnung wurde vom Fernsehen ÃÂbertragen, Zugang hatten Journalisten nur zu dem Raum in einem PressegebÃÂude des WeiÃÅen Hauses, in dem sich der PrÃÂsident befand. Die Idee der Spindoktoren dabei war natÃÂrlich, den Menschen am Bildschirm nicht nur den Eindruck zu geben, dass ihr PrÃÂsident mit den Soldaten vor Ort spricht, sondern deren Berichte von der Front sollten auch einen authentischen Eindruck machen und gegenÃÂber der verbreiteten Skepsis Optimismus verbreiten. Schon bei den einleitenden Worten setzte sich der PrÃÂsident ÃÂber die Stimmung im Land weg und versicherte den Soldaten gleich zwei Mal, dass sie Zuhause "eine gewaltige UnterstÃÂtzung" hinter sich hÃÂtten. Ansonsten sagte er zu den Soldaten und zu den BÃÂrgern, dass die Regierung das MilitÃÂr nicht abziehen werde, bis ein "totaler Sieg" erreicht werde.

Auch wenn dies das Ziel gewesen sein dÃÂrfte, so war dennoch allen klar, dass es sich um ein bis ins Detail vorbereitetes GesprÃÂch (4) handelte, bei dem nur zu Sprache kommen konnte, was im WeiÃÅen Haus erwÃÂnscht wurde. EingeÃÂbt (5) wurde das Frage-Antwort-Spiel zuvor mit Allison Barber, einer Mitarbeiterin des Pentagon. Die Soldaten wechselten sich dann sehr schnell ab, vielleicht um bei lÃÂngeren Antworten nicht einen Fehler zu machen. Und natÃÂrlich antworteten sie brav, dass man ÃÂberall Fortschritte sehe, dass die irakischen Truppen die Sicherheit bei den Wahlen garantieren wÃÂrden oder dass die Menschen selbst in Tikrit sich danach drÃÂngen, am Referendum teilzunehmen. Der irakische Soldat wurde freilich etwas kurz gehalten. Sergeant Akeel durfte sich aber bei Bush fÃÂr alles bedanken ("Thank you for everything. Thank very much for everything.") und dann noch hinzufÃÂgen: "I like you." Das war es dann auch schon mit der Stimme aus dem Irak.

NatÃÂrlich hat niemand wirklich erwartet, dass ein solches GesprÃÂch spontan stattfindet. Gleichwohl versuchte man im WeiÃÅen Haus den Propaganda-Auftritt im Sinne der Regierung nicht als solchen erscheinen zu lassen. MÃÂhsam versuchte (6) der Pressesprecher McClellan den Fragen von Journalisten mit teilweise skurrilen Argumenten auszuweichen, ob die Soldaten extra ausgewÃÂhlt, auf ihren Auftritt vorbereitet wurden und nur sagen durften, was ihnen befohlen wurde. McClellen fÃÂhrte etwa an, dass man solche Satellitenvideokonferenzen immer vorbereiten mÃÂssen, weil es "technische Probleme" geben kÃÂnne. Auf die Frage, ob den Soldaten befohlen wurde, was sie sagen sollten, antwortete McClellan, dass er davon nichts wisse. Man habe die ganze Sache aber in enger Koordination mit dem Pentagon gemacht. Die Schuld soll also dem Pentagon zugesprochen werden, im WeiÃÅen Haus hat man nur ein offenes GesprÃÂch gewÃÂnscht. SchlieÃÅlich kÃÂnnten die Soldaten doch stets sagen, was sie wollen. Im Unterschied zu frÃÂher lassen nun die Journalisten sich nicht so schnell abfinden. Die Antworten von McClellan, der natÃÂrlich versuchen musste, nicht direkt zu lÃÂgen, aber gleichzeitig die Wahrheit zu verschleiern, wurden immer peinlicher:

--So you're saying this was not a staged conversation for PR purposes?

MR. McCLELLAN: This is an event where there's coordination that goes on and we work closely with the Department of Defense. They worked to pull together some troops for the President to visit with and highlight important topics that are going on right now on the ground in Iraq. The President is going to continue speaking out about what we're working to achieve in Iraq and he's going to continue talking about the vital mission that we're working to achieve there. Ãâ I just don't know if some are suggesting that what our troops were saying was not their own thoughts, because it clearly was.

Q Now, we all saw the event, so without getting into what the President said and what the troops said, can you just talk specifically to the choreography? Did the soldiers know what questions they would be asking? Did they --

MR. McCLELLAN: No, I really can't, because we coordinate this with the Department of Defense, and you might want to direct questions to the Department of Defense, because when we do these events -- we appreciate all the help that they provide -- the Department of Defense takes the lead in terms of pulling some troops together so that we can do events like this.

Q So you, personally, do not know if those soldiers rehearsed their answers before they were on air, live?

MR. McCLELLAN: Well, my understanding is that someone from the Department of Defense was talking to them ahead of time. But I don't know -- I was with the President, so -- --

Update: Auch das Pentagon streitet nun ab, dass die Videokonferenz mit dem PrÃÂsidenten inszeniert war. Man will offenbar nicht den Eindruck erwecken, geht es doch um eine Mission, dem Irak und anderen LÃÂndern notfalls mit Gewalt Demokratie und Freiheit zu bringen, dass den Soldaten vorab gesagt wurde, was sie auf die Fragen von Bush sagen sollten. Doch ebenso wie McClellan verssucht sich nun der Pentagon-Sprecher di Rita auf kreative Weise darin, weder die Wahrheit, noch eine direkte LÃÂge sagen zu mÃÂssen.

In seiner schriftlichen Mitteilung (7) rettet sich der Pentagon-Sprecher erst einmal auch mit dem Argument, dass Videokonferenzen technisch schwierig seien. Daher mÃÂsse man sich auf eine solche vorbereiten, sie organisieren, den Soldaten sagen, welche Fragen sie zu erwarten haben, und sie entscheiden lassen, in welcher Reihenfolge sie antworten wollen. Irgendwie scheint es nach dieser Darstellung im Fernsehen keine Live-Interviews oder -Diskussionen ÃÂber Satellitenverbindungen geben zu kÃÂnnen.

Dass man vor dem GesprÃÂch schon einmal die Fragen durchgegangen war, sollte es den Soldaten lediglich ermÃÂglichen, nicht zu aufgeregt zu sein "wÃÂhrend diesem offensichtlich einzigartigen Erlebnis". Im Pentagon sei man natÃÂrlich stolz darauf, den Soldaten an der Front dabei zu helfen, ihre Geschichten zu berichten. Irgendeine Beeinflussung also ÃÂber die Vorbereitung wegen der Technik und der Aufgeregtheit der Soldaten wird also abgestritten. Und wenn sie dann sagen, was man zuvor geÃÂbt hat, so soll eben dies dann auch freie MeinungsÃÂuÃÅerung sein (weil sie doch im Prinzip etwas anderes hÃÂtten sagen kÃÂnnen?). Die Peinlichkeit der Angelegenheit verstÃÂrkt sich mit di Ritas ÃâuÃÅerungen nur noch.

"On behalf of these fine young men and women, we certainly regret any perception that they were told what to say. It is not the case."

Ob nun instruiert oder spontan, so hat einer der beteiligten Soldaten in seinem Blog, dessen Inhalte auch sonst im WeiÃÅen Haus und im Pentagon keinen Widerspruch erregen wÃÂrden, ebenfalls abgestritten (8), dass die Antworten vorgegeben worden seien. So gibt es also Medienschelte:

"President Bush told us, during his closing, that the American people were behind us. I know that we are fighting here, not only to preserve our own freedoms, but to establish those same freedoms for the people of Iraq. It makes my stomach ache to think that we are helping to preserve free speech in the US, while the media uses that freedom to try to RIP DOWN the President and our morale, as US Soldiers. They seem to be enjoying the fact that they are tearing the country apart. Worthless!"

Naheliegend ist freilich auch, dass man im Pentagon schon die richtigen Leute ausgesucht hat, die konform genug fÃÂr die Propaganda-Arbeit sind. ÃÅberdies wÃÂre es wohl auch fÃÂr die eigene Karriere nicht fÃÂrderlich, abweichende Meinungen bei einer solchen Gelegenheit zu ÃÂuÃÅern.

Doch selbst der bislang Bush-freundliche Sender Fox News (9) nimmt dem WeiÃÅen Haus und dem Pentagon die gefinkelten Argumente nicht ab. Nicht nur lassen sich aus der an die Ãâffentlichkeit gelangten Aufzeichnung (10) vor der Sendung sehen, wie die Soldaten instruiert wurden, es hÃÂtten sich beim Sender auch einige Offiziere ÃÂber die Inszenierung beschwert.

LINKS

(1) http://www.cbsnews.com/stories/2005/10/06/opinion/polls/main924485.shtml
(2) http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2005/10/13/AR2005101301955.html
(3) http://www.whitehouse.gov/news/releases/2005/10/20051013.html
(4) http://www.breitbart.com/news/2005/10/13/D8D7I5C83.html
(5) http://www.nytimes.com/2005/10/14/politics/14prexy.html
(6) http://www.whitehouse.gov/news/releases/2005/10/20051013-2.html
(7) http://www.defenselink.mil/releases/2005/nr20051013-4893.html
(8) http://278medic.blogspot.com/2005/10/speaking-with-president-bush.html
(9) http://www.foxnews.com/story/0,2933,172262,00.html
(10) http://www.breitbart.com/news/2005/10/13/D8D7I5C83.html





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