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[infowar.de] inszenierte Show: Buch macht Videokonferenz mit Soldaten im Irak
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- Subject: [infowar.de] inszenierte Show: Buch macht Videokonferenz mit Soldaten im Irak
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- Date: Thu, 20 Oct 2005 19:18:00 +0200
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Der TP-Server hat beim Mailen irgendwie die Umlaute geschreddert...
RB
http://www.telepolis.de/r4/artikel/21/21146/1.html
Zuviel des Guten
Florian RÃtzer 14.10.2005
Update: Der in BedrÃÂngnis geratene US-PrÃÂsident Bush wollte mittels
einer Live-Videokonferenz mit US-Soldaten einmal Positives aus dem Irak
melden, aber die durchinszenierte Propaganda-Show ging trotz erneuter
Hilfestellung aus dem Pentagon in die Hosen
Am Wochenende werden die Iraker, sofern sie ÃÂberhaupt an der Abstimmung
teilnehmen, ÃÂber die Annahme der weiterhin nicht nur bei den Sunniten
umstrittenen und mehrfach umgeschriebenen Verfassung entscheiden. Auch
wenn die Bush-Regierung mit dem Referendum, sofern es denn fÃÂr die
Verfassung ausgeht, ein Erfolg verbucht werden soll, wÃÂrde dies nach
Ansicht vieler kaum etwas an der verfahrenen Situation verÃÂndern. In den
USA ist nach der letzten CBS-NYT-Umfrage (1) die Zustimmung zu der
Irak-Invasion mittlerweile auf einen neuen Tiefpunkt gelangt, auch die
PopularitÃÂt von Bush und die ÃÅberzeugung, seine Politik sei richtig fÃÂr
das Land, erreichte TiefststÃÂnde.
Nicht nur der Irak untergrÃÂbt derzeit die Zustimmung zur Bush-Regierung.
Nachdem einige fÃÂhrende KÃÂpfe der Partei und im WeiÃÅen Haus in
Skandale (2) wie Tom DeLay und Karl Rove verwickelt sind und mehr und mehr
Einzelheiten ÃÂber die TÃÂtigkeit des Lobbyisten Jack Abramoff bekannt
werden, geht es mit der Stimmung bergab. Fast 70 Prozent der Amerikaner
sagen, das Land gehe unter PrÃÂsident Bush in eine falsche Richtung. Am
schwersten aber dÃÂrfte das andauernde Fiasko im Irak wiegen, gerade noch
ein Drittel der befragten US-BÃÂrger sagt, der Krieg habe sich gelohnt.
Um fÃÂr bessere Informationen zu sorgen, wurde daher vor dem Referendum
vom WeiÃÅen Haus am Donnerstag noch eine Videokonferenz (3) zwischen dem
WeiÃÅen Haus und US-Soldaten in Tikrit inszeniert. Die 10 amerikanischen
Soldaten, meist Offiziere, sollten also einen symbolisch aufgeladenen
Lagebericht aus dem Zentrum des sunnitischen Dreiecks und dem Heimatorz
von Saddam bieten. Und weil es auch um die angeblich zunehmende
EinsatzfÃÂhigkeit der irakischen Truppen gehen sollte, die einen
schnellen, politisch opportunen Abzug des US-MilitÃÂrs ermÃÂglichen
sollen, befand sich auch ein irakischer Soldat dabei.
Die virtuelle Begegnung wurde vom Fernsehen ÃÂbertragen, Zugang hatten
Journalisten nur zu dem Raum in einem PressegebÃÂude des WeiÃÅen Hauses,
in dem sich der PrÃÂsident befand. Die Idee der Spindoktoren dabei war
natÃÂrlich, den Menschen am Bildschirm nicht nur den Eindruck zu geben,
dass ihr PrÃÂsident mit den Soldaten vor Ort spricht, sondern deren
Berichte von der Front sollten auch einen authentischen Eindruck machen
und gegenÃÂber der verbreiteten Skepsis Optimismus verbreiten. Schon bei
den einleitenden Worten setzte sich der PrÃÂsident ÃÂber die Stimmung im
Land weg und versicherte den Soldaten gleich zwei Mal, dass sie Zuhause
"eine gewaltige UnterstÃÂtzung" hinter sich hÃÂtten. Ansonsten sagte er zu
den Soldaten und zu den BÃÂrgern, dass die Regierung das MilitÃÂr nicht
abziehen werde, bis ein "totaler Sieg" erreicht werde.
Auch wenn dies das Ziel gewesen sein dÃÂrfte, so war dennoch allen klar,
dass es sich um ein bis ins Detail vorbereitetes GesprÃÂch (4) handelte,
bei dem nur zu Sprache kommen konnte, was im WeiÃÅen Haus erwÃÂnscht
wurde. EingeÃÂbt (5) wurde das Frage-Antwort-Spiel zuvor mit Allison
Barber, einer Mitarbeiterin des Pentagon. Die Soldaten wechselten sich
dann sehr schnell ab, vielleicht um bei lÃÂngeren Antworten nicht einen
Fehler zu machen. Und natÃÂrlich antworteten sie brav, dass man ÃÂberall
Fortschritte sehe, dass die irakischen Truppen die Sicherheit bei den
Wahlen garantieren wÃÂrden oder dass die Menschen selbst in Tikrit sich
danach drÃÂngen, am Referendum teilzunehmen. Der irakische Soldat wurde
freilich etwas kurz gehalten. Sergeant Akeel durfte sich aber bei Bush
fÃÂr alles bedanken ("Thank you for everything. Thank very much for
everything.") und dann noch hinzufÃÂgen: "I like you." Das war es dann
auch schon mit der Stimme aus dem Irak.
NatÃÂrlich hat niemand wirklich erwartet, dass ein solches GesprÃÂch
spontan stattfindet. Gleichwohl versuchte man im WeiÃÅen Haus den
Propaganda-Auftritt im Sinne der Regierung nicht als solchen erscheinen zu
lassen. MÃÂhsam versuchte (6) der Pressesprecher McClellan den Fragen von
Journalisten mit teilweise skurrilen Argumenten auszuweichen, ob die
Soldaten extra ausgewÃÂhlt, auf ihren Auftritt vorbereitet wurden und nur
sagen durften, was ihnen befohlen wurde. McClellen fÃÂhrte etwa an, dass
man solche Satellitenvideokonferenzen immer vorbereiten mÃÂssen, weil es
"technische Probleme" geben kÃÂnne. Auf die Frage, ob den Soldaten
befohlen wurde, was sie sagen sollten, antwortete McClellan, dass er davon
nichts wisse. Man habe die ganze Sache aber in enger Koordination mit dem
Pentagon gemacht. Die Schuld soll also dem Pentagon zugesprochen werden,
im WeiÃÅen Haus hat man nur ein offenes GesprÃÂch gewÃÂnscht. SchlieÃÅlich
kÃÂnnten die Soldaten doch stets sagen, was sie wollen. Im Unterschied zu
frÃÂher lassen nun die Journalisten sich nicht so schnell abfinden. Die
Antworten von McClellan, der natÃÂrlich versuchen musste, nicht direkt zu
lÃÂgen, aber gleichzeitig die Wahrheit zu verschleiern, wurden immer
peinlicher:
--So you're saying this was not a staged conversation for PR purposes?
MR. McCLELLAN: This is an event where there's coordination that goes on
and we work closely with the Department of Defense. They worked to pull
together some troops for the President to visit with and highlight
important topics that are going on right now on the ground in Iraq. The
President is going to continue speaking out about what we're working to
achieve in Iraq and he's going to continue talking about the vital mission
that we're working to achieve there. Ãâ I just don't know if some are
suggesting that what our troops were saying was not their own thoughts,
because it clearly was.
Q Now, we all saw the event, so without getting into what the President
said and what the troops said, can you just talk specifically to the
choreography? Did the soldiers know what questions they would be asking?
Did they --
MR. McCLELLAN: No, I really can't, because we coordinate this with the
Department of Defense, and you might want to direct questions to the
Department of Defense, because when we do these events -- we appreciate
all the help that they provide -- the Department of Defense takes the lead
in terms of pulling some troops together so that we can do events like this.
Q So you, personally, do not know if those soldiers rehearsed their
answers before they were on air, live?
MR. McCLELLAN: Well, my understanding is that someone from the Department
of Defense was talking to them ahead of time. But I don't know -- I was
with the President, so -- --
Update: Auch das Pentagon streitet nun ab, dass die Videokonferenz mit dem
PrÃÂsidenten inszeniert war. Man will offenbar nicht den Eindruck
erwecken, geht es doch um eine Mission, dem Irak und anderen LÃÂndern
notfalls mit Gewalt Demokratie und Freiheit zu bringen, dass den Soldaten
vorab gesagt wurde, was sie auf die Fragen von Bush sagen sollten. Doch
ebenso wie McClellan verssucht sich nun der Pentagon-Sprecher di Rita auf
kreative Weise darin, weder die Wahrheit, noch eine direkte LÃÂge sagen zu
mÃÂssen.
In seiner schriftlichen Mitteilung (7) rettet sich der Pentagon-Sprecher
erst einmal auch mit dem Argument, dass Videokonferenzen technisch
schwierig seien. Daher mÃÂsse man sich auf eine solche vorbereiten, sie
organisieren, den Soldaten sagen, welche Fragen sie zu erwarten haben, und
sie entscheiden lassen, in welcher Reihenfolge sie antworten wollen.
Irgendwie scheint es nach dieser Darstellung im Fernsehen keine
Live-Interviews oder -Diskussionen ÃÂber Satellitenverbindungen geben zu
kÃÂnnen.
Dass man vor dem GesprÃÂch schon einmal die Fragen durchgegangen war,
sollte es den Soldaten lediglich ermÃÂglichen, nicht zu aufgeregt zu sein
"wÃÂhrend diesem offensichtlich einzigartigen Erlebnis". Im Pentagon sei
man natÃÂrlich stolz darauf, den Soldaten an der Front dabei zu helfen,
ihre Geschichten zu berichten. Irgendeine Beeinflussung also ÃÂber die
Vorbereitung wegen der Technik und der Aufgeregtheit der Soldaten wird
also abgestritten. Und wenn sie dann sagen, was man zuvor geÃÂbt hat, so
soll eben dies dann auch freie MeinungsÃÂuÃÅerung sein (weil sie doch im
Prinzip etwas anderes hÃÂtten sagen kÃÂnnen?). Die Peinlichkeit der
Angelegenheit verstÃÂrkt sich mit di Ritas ÃâuÃÅerungen nur noch.
"On behalf of these fine young men and women, we certainly regret any
perception that they were told what to say. It is not the case."
Ob nun instruiert oder spontan, so hat einer der beteiligten Soldaten in
seinem Blog, dessen Inhalte auch sonst im WeiÃÅen Haus und im Pentagon
keinen Widerspruch erregen wÃÂrden, ebenfalls abgestritten (8), dass die
Antworten vorgegeben worden seien. So gibt es also Medienschelte:
"President Bush told us, during his closing, that the American people were
behind us. I know that we are fighting here, not only to preserve our own
freedoms, but to establish those same freedoms for the people of Iraq. It
makes my stomach ache to think that we are helping to preserve free speech
in the US, while the media uses that freedom to try to RIP DOWN the
President and our morale, as US Soldiers. They seem to be enjoying the
fact that they are tearing the country apart. Worthless!"
Naheliegend ist freilich auch, dass man im Pentagon schon die richtigen
Leute ausgesucht hat, die konform genug fÃÂr die Propaganda-Arbeit sind.
ÃÅberdies wÃÂre es wohl auch fÃÂr die eigene Karriere nicht fÃÂrderlich,
abweichende Meinungen bei einer solchen Gelegenheit zu ÃÂuÃÅern.
Doch selbst der bislang Bush-freundliche Sender Fox News (9) nimmt dem
WeiÃÅen Haus und dem Pentagon die gefinkelten Argumente nicht ab. Nicht
nur lassen sich aus der an die Ãâffentlichkeit gelangten Aufzeichnung
(10) vor der Sendung sehen, wie die Soldaten instruiert wurden, es hÃÂtten
sich beim Sender auch einige Offiziere ÃÂber die Inszenierung beschwert.
LINKS
(1) http://www.cbsnews.com/stories/2005/10/06/opinion/polls/main924485.shtml
(2)
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2005/10/13/AR2005101301955.html
(3) http://www.whitehouse.gov/news/releases/2005/10/20051013.html
(4) http://www.breitbart.com/news/2005/10/13/D8D7I5C83.html
(5) http://www.nytimes.com/2005/10/14/politics/14prexy.html
(6) http://www.whitehouse.gov/news/releases/2005/10/20051013-2.html
(7) http://www.defenselink.mil/releases/2005/nr20051013-4893.html
(8) http://278medic.blogspot.com/2005/10/speaking-with-president-bush.html
(9) http://www.foxnews.com/story/0,2933,172262,00.html
(10) http://www.breitbart.com/news/2005/10/13/D8D7I5C83.html
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