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[infowar.de] Wettbewerb: Irakische Widerstandsgruppe will eine Website



Was für eine PR - Hut ab, kann man nur sagen. Wenn es nicht so widerlich wäre, natürlich. Aber so sichert man sich die nötige Aufmerksamkeit.
RB


http://www.telepolis.de/r4/artikel/21/21494/1.html

Wettbewerb: Irakische Widerstandsgruppe will eine Website
Florian Rötzer 05.12.2005

Der Sieger soll über das Internet drei Raketen auf einen US-Stützpunkt
im Irak ferngesteuert abschießen dürfen

Einige Dutzend, wenn nicht 100 oder mehr Gruppen von Aufständischen und
Terroristen gibt es im Irak. Sie hängen teilweise locker zusammen oder
konkurrieren miteinander um Einfluss, Sympathisanten und Geld. Diese
Konkurrenz zwingt dazu, durch Anschläge und Aktionen aufzufallen, was
neben den Konflikten vor allem zwischen Sunniten und Schiiten und deren
Milizen die für den Irak eigentümliche Dynamik und Intensität des
Widerstands ausmacht.  Als erstes hatten die tschetschenischen Rebellen
die Bedeutung des Internet für die "Propaganda der Tat" entdeckt, um
Bilder und Botschaften unabhängig von Massenmedien an die
Öffentlichkeit zu bringen. Eine bislang unbekannte irakische
Widerstandsgruppe hat nun eine Ausschreibung für den Aufbau einer
Website im Internet mit einem eigenartigen Gewinn gepostet.

Seit Zerschlagung von al-Qaida in Afghanistan und vor allem seit der
Besetzung des Irak haben Terror- und Widerstandsgruppen dieses
Propaganda-Instrument weiter ausgebaut. Weitaus stärker als die
einzelnen Anschläge, Entführungen oder Morde wirken die Bilder von
diesen. Mit ihnen beweist man für Sympathisanten und Geldgeber die
Effektivität der Organisation, während man in der Öffentlichkeit die
eigene Macht demonstriert und den Menschen Angst einflößt. Die Bilder
und Videos werden ebenso wie Aufrufe, Forderungen, Mitteilungen oder
Bekenntnisschreiben für Anschläge in Newsforen anonym veröffentlicht
oder auf Webseiten versteckt, die geknackt wurden.

Untereinander kommunizieren die Terroristen, wie man unlängst auf den
Festplatten von Computern und USB-Memory-Sticks bei den für die
Anschläge von Madrid Verantwortlichen nachweisen konnte, mittels freien
Mail-Accounts, für die man keine korrekten Angaben machen muss. Beliebt
scheint bei den spanischen Attentätern, die sich, nachdem sie in einer
Wohnung in Madrid umstellt wurden, selbst in die Luft sprengten,, vor
allem Hotmail von Microsoft zu sein. Um zu vermeiden, dass Mails
abgefangen werden, nutzen die Beteiligten den Account gemeinsam. Die
Mail wird nicht abgeschickt, sondern lediglich geschrieben und
gespeichert, die anderen Mitglieder können mit dem ihnen bekannten
Benutzernamen und Passwort darauf zugreifen. Gefunden wurden auch
Websites und Newsforen, auf die die Terroristen zugegriffen und von
denen sie beispielsweise Videos von Gräueltaten der Besatzungstruppen
im Irak und von Anschlägen auf Koalitionstruppen, al-Qaida-Texte oder
auch eine Anleitung dafür, wie man ein Handy zum Auslösen einer Bombe
verwendet, heruntergeladen haben.

Kürzlich erst wurden im Internet angeblich von al-Qaida einige Stellen
in der Propaganda-Abteilung angeboten. Mit Lohn wurden Interessenten
nicht gelockt, sondern eher mit der Ehre, beim heiligen Krieg mit dabei
sein zu dürfen. Gesucht wurden Muslims, die Informationen sammeln und
aufbereiten können und sowohl die arabische als auch die englische
Sprache beherrschen. Wie ernst diese Stellenausschreibung war, ist
nicht bekannt ( Freie Stellen bei der Propaganda-Abteilung der
islamistischen Terroristen (1)).

Die "Informationsabteilung" von Jaish Al-Taifa Al-Mansura (Armee der
siegreichen Gruppe), angeblich eine sunnitische Widerstandsgruppe im
Irak, hat Anfang November auf mehreren Internetseiten einen Wettbewerb
veröffentlicht, der schon selbst einen Propagandacoup darstellt, auch
wenn nichts weiter dahinter stünde. Alle gläubigen Muslime, aber vor
allem die Angehörigen der "Globalen Muslimischen Medienfront" werden
aufgefordert, Entwürfe für eine Website der Gruppe einzureichen. Die
Website muss, so die Übersetzung, die von Memri  stammt (2), das Motto
der Gruppe, deren Ideologie, die von der Gruppe auf der Website
al-Hesbah (3) geposteten Mitteilungen und Videos enthalten.

Überdies soll hier alles gesammelt werden, was auf Al-Hesbah, in
Zeitungen oder anderswo über die Gruppe veröffentlicht wurde. Zudem
müsse sie dem "guten Ruf" der Gruppe, des Dschihad und der
Dschihad-Kämpfer gerecht werden und die "Informationen der Kreuzfahrer"
unterminieren. Der Wettbewerb war zunächst für einen Monat angesetzt,
ist aber - aufgrund mangelnden Interesses? - am 18. November
verlängert (4) worden.

Die zwei besten Einsendungen erhalten Preise. Der erste Preis kommt von
Allah für den Einsatz im Dienste des Dschihad. Der zweite Preis ist
vermutlich interessanter für mögliche Adepten:

--Der Gewinner wird drei Raketen von jedem Ort in der Welt auf einen
amerikanischen Truppenstützpunkt im Irak durch einen Knopfdruck (auf
seinem Computer) mit seiner geweihten Hand durch die Nutzung der von
Dschihad-Kämpfern entwickelten Technik abschießen können, so Allah
will.--

Denkbar wäre das schon. Man kann im Internet ja schließlich auch
bereits mit einem ferngesteuerten Gewehr auf die Jagd auf wirkliche
Tiere gehen. Vielleicht soll dieser "Preis" auch nur demonstrieren, wie
weit die technische Nutzung des Internet bei den Aufständischen bereits
gehen kann. So zumindest heißt es in der Ausschreibung des Wettbewerbs,
es sei für die Gruppe wichtig, "der muslimischen Nation die Entwicklung
von genauen und wirksamen Raketen und, wie wir Euch versprochen haben,
die Nutzung der Computertechnik und die Möglichkeit zu zeigen, mittels
Fernsteuerung von einem beliebigen Ort der Welt aus, Raketen
abzufeuern".

Überdies sei dies eine Gelegenheit "für unsere Brüder außerhalb des
Iraks, sich ihren Brüdern an der Front im Irak, dem Land der Grenze und
des Dschihad, anzuschließen und die Stützpunkte des Polytheismus und
der Häresie zu zerstören". Dem Gewinner werde es auch möglich sein, die
Abschüsse der Raketen zu dokumentieren und die "Beweise" schon im
Interesse der Gruppe zu veröffentlichen. Die würden freilich Zweifler
nicht überzeugen. Aber vielleicht der Wettbewerb auch  nur ein
schlechter Scherz oder zeugt vom Beginn eines Dada-Dschihad.

LINKS

(1) http://www.telepolis.de/r4/artikel/21/21067/1.html
(2) http://memri.org/bin/latestnews.cgi?ID=SD103805
(3) http://www.alhesbah.org/
(4) http://www.alhesbah.org/v/showthread.php?t=39815




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