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[infowar.de] Libanon: Die Schlacht der Propaganda-Videos
Wenn die Propaganda-Videos zu einem Krieg nicht mehr auf obskuren Servern
laufen oder anonym Al-Jazeera zugespielt werden, sondern bei Youtube
verfügbar sind, mit Diskussionsforum und entsprechenden Tags - ist das
dann Infowar 2.0? Kommentare erbeten.
RB
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,429579,00.html
(dort auch mit zwei embedded Videos)
01. August 2006
KRIEG IM LIBANON
Die Schlacht der Propaganda-Videos
Auf Videoplattformen im Internet treten arabische und israelische
Propagandafilme gegeneinander an. Die einen setzen auf Emotionen und
rücken zivile Opfer des Krieges in den Mittelpunkt, die anderen zeigen
Luftaufnahmen der israelischen Luftwaffe.
So etwas kennen die meisten nur aus Filmen: Eine friedliche Stadt, in der
Sirenen laut heulen und verängstigte Menschen umherlaufen. Man spürt die
Todesangst der Menschen. Die Amateuraufnahmen stammen aus Haifa und aus
einer kleinen Siedlung irgendwo im Norden Israels.
Der Krieg zwischen Israel und der Hisbollah - er beherrscht nicht nur die
Nachrichtensendungen im Fernsehen. Auch auf Videoplattformen im Netz,
allen voran YouTube, tauchen immer mehr Videos auf, die Leid, Tod und
Zerstörung zum Thema haben.
Mit jedem missglückten Angriff, bei dem Dutzende Zivilisten sterben,
wächst der Druck auf Israel, die Angriffe zu beenden. Es sind die Bilder
von getöteten Kindern, die die Regierung in Jerusalem am meisten in
Schwierigkeiten bringen. Das weiß man auf arabischer Seite nur zu genau.
Der Konflikt im Nahen Osten ist schon lange ein Krieg der Bilder.
Und so häufen sich auf YouTube und auf Google Video professionell
produzierte Filme, die brutale Fotos der Zerstörung zeigen und diese mit
emotionaler Musik unterlegen. Viel mehr ist auch nicht nötig, um den
Zuschauer zu erreichen - oder, um es drastischer zu sagen, zu schockieren.
Denn was dort mitunter zu sehen ist, ist kaum zu ertragen. Gezeigt werden
verstümmelte Leichen, Schwerverletzte, ängstliche Kinder, weinende Erwachsene.
"Reality in Lebanon" heißt ein Film, der Fotos des Kriegsgrauens
aneinanderreiht und mit Texteinblendungen kombiniert - dazu läuft
traditionelle arabische Musik.
"Verdient eine unschuldige Bevölkerung dies?", wird der Betrachter eines
anderen Videos zu Beginn gefragt. Zu sehen sind ähnliche Fotos der
Kriegsopfer. Und: "Haben sie das auf BBC oder CNN gesehen?" Der Film endet
mit dem Aufruf, dem libanesischen Volk zu helfen.
Doch auch Israel nutzt die Internetvideos für die eigene Propaganda.
Mehrere Filme zeigen Material, das offensichtlich von Drohnen der
israelischen Luftwaffe stammt. In einem Video ist beispielsweise der
Angriff auf Katjuscha- Abschussrampen aus der Luft zu sehen.
Aufwendig produziert ist das Video "Die Hisbollah feuert Raketen aus
Wohngebieten Kanas ab". Es soll womöglich die Angriffe auf die Stadt im
Süden Libanons rechtfertigen, bei denen Dutzende Zivilisten umkamen und
für die Israel im Ausland heftig kritisiert worden war.
"Die Hisbollah behauptet, sie würde keine Raketen aus Wohngebieten
abfeuern", steht in einem Text, der auf Hebräisch und Englisch
eingeblendet wird. Danach folgen Luftaufnahmen, die angeblich das
Gegenteil beweisen. Auch Lkws, die über Katjuscha-Abschussrampen verfügen
sollen, sind zu sehen, wie sie in Garagen angeblich ziviler Gebäude
verschwinden.
Die Kommentare zu den Filmen zeigen, wie tief die Gräben zwischen den
Konfliktparteien sind. "Verfluchtes Amerika, verfluchtes Israel", schreibt
ein Nutzer mit dem Pseudonym modis zum Video "Reality in Lebanon". Drei
Einträge weiter entgegnet ein anderer, der sich crusaderforever nennt:
"Kein Waffenstillstand. Keine humanitäre Hilfe. Der Iran soll seine
Hisbollah-Hunde zurückholen."
hda
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