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[infowar.de] Spiegel Online: Gruene fordern Cyber-Friedenspolitik



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Sehr schön, diese Entwicklung. 
Nur dass das amerikanische FIDNet schon lange gestorben ist (wie ich schon im
März in telepolis schrieb), kriegt man offenbar nicht in die Köpfe der
Spiegel-Journalisten rein...

Grüsse, Ralf

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Cyber-Krieg: Virtuelle weiße Fahne
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Nach Meinung amerikanischer Militärs sind Computernetzwerke das
wichtigste Angriffsziel in künftigen Kriegen. Die Grünen im Bundestag
fürchten ein digitales Wettrüsten. Sie fordern nun eine
"Cyber-Friedenspolitik"

 Von Christoph Seidler 

20.6.2001


Zumindest im Umgang mit der Welt der Computernetze besinnen sich die
Grünen wieder auf ihre Wurzeln als Friedenspartei und hissen die
virtuelle weiße Fahne: "Es besteht die Gefahr, dass ein neuer
elektronischer Rüstungswettlauf entsteht. Noch kann er gebremst und
vielleicht angehalten werden", sagt Grietje Bettin, medienpolitische
Sprecherin der Partei. Und ihr Fraktionskollege Winfried Nachtwei,
Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestages sekundiert, man
erwarte "von der Bundesregierung, dass sie nicht mitmacht bei der
Cyber-Rüstungsspirale."

Die Dramatik ist gerechtfertigt. Mit der am Mittwoch in Berlin
vorgestellten Initiative "Für eine friedliche Nutzung des Cyberspace"
reagieren die Grünen vor allem auf Entwicklungen aus den USA. Dort
wollen führende Militärs die Cyber-Kriegsführung (Information
Warfare) nach längerer Vorbereitung unter der Regierung Bush als
Waffe der Zukunft etablieren. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld
sieht informationsgestützte Militäroperationen als eine der
wichtigsten nationalen Sicherheitsherausforderungen an. Und Präsident
George W. Bush habe unlängst die Bedrohungen durch Attacken auf die
Netze an zweiter Stelle gleich hinter den Angriffen mit biologischen
Waffen genannt, sagt Parlamentarier Nachtwei.

Dass das nicht folgenlos bleibt, stellte nicht zuletzt der frühere
Pentagon-Berater James Adams in einem Interview klar: "Die
Bush-Administration wird in der informationsgestützten Kriegsführung
stark aufrüsten." Diese Cyber-Aufrüstung wird nach Meinung der Grünen
auch Auswirkungen auf andere Staaten haben. Grund genug, die
Erklärung zur "Cyber-Friedenspolitik" für das Netz vorzulegen.

"No first use" 

Kernpunkt ist der geforderte Verzicht auf den Ersteinsatz von
Cyber-Waffen ("No first use"). Außerdem fordern die Grünen, dass
zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser nicht Ziele in etwaigen
Cyberkriegen werden dürfen. Für die Entwicklung von Cyber-Waffen wird
ein Moratorium vorgeschlagen, das mittelfristig von einer
internationalen Konvention zur friedlichen Nutzung des Cyberspace
abgelöst werden soll.

Parallel zum Verbot der offensiven Nutzung setzen sich Bettin und
Nachtwei für einen Ausbau der defensiven Möglichkeiten ein. So böten
dezentrale Infrastruktursysteme einen besseren Schutz gegen Angriffe
von außen. Außerdem plädieren die Grünen-Politiker für
Open-Source-Software, welche die angriffsanfällige
"Microsoft-Monokultur" ablösen sollten. Und nicht zuletzt sprechen
sie sich gegen Abhörschnittstellen bei Computersystemen aus,
schließlich könnten diese "Einfallstore für Cyberangriffe
darstellen".

 Wie realistisch ist der Cyber-Krieg? 

Wie könnten solche Attacken aussehen? Neben physischen Angriffen,
etwa mit Mikrowellen, die elektronische Geräte lahm legen, dürften
vor allem Viren und andere Schadprogramme ein wichtige Rolle spielen.
In den Computernetzwerken des Gegners könnten sie Daten löschen,
Computer zum Abstürzen bringen oder die Rechner sinnlose oder gar
falsche Aufgaben ausführen lassen. Dabei helfen könnten digitale
Hintertürchen in der gegnerischen Software, die dort wohlweislich im
Voraus platziert wurden.

Im Zeitalter der vernetzten Systeme wäre solch eine Art Angriff für
eine Industrienation der Todesstoß. Nicht nur Kommunikationsnetze
könnten zum Absturz gebracht werden, jegliche Infrastruktur, etwa
Strom oder Wasserversorgung, würde bei diesen Attacken ihren Geist
aufgeben.

Die US-Regierung ist entschlossen, rund 30 Milliarden Dollar in den
Fidnet-Schutzschild zur landesweiten Abwehr solcher Hackerangriffe zu
investieren. Da müssen auch Bedrohungsszenarien her: Chinesen,
Iraker, Kubaner. Die Feinde von gestern sind die Feinde von morgen,
ausgestattet mit mutmaßlichen Cyberkriegern. Wie gefährlich diese
eines Tages tatsächlich sein werden, lässt sich derzeit nicht
abschätzen. Der vermeintliche amerikanisch-chinesische Hackerkrieg im
Frühjahr nach dem Streit um das US-Spionageflugzeug erschien
angesichts der für die Zukunft skizzierten Szenarien gerade mal wie
ein laues Lüftchen.

Auch die Bundeswehr-Führung interessiert sich für den Computerkrieg.
Allerdings will dort niemand vom "Cyberwar" sprechen, sondern von
"Informationsoperationen." Der IT-Direktor der deutschen Truppen,
Klaus Hahnenfeld formuliert es bürokratisch: "Wir analysieren
mögliche Bedrohungspotenziale, entwickeln aber auch Fähigkeiten zum
Schutz der Streitkräfte vor den spezifischen Gefährdungen bei der
Nutzung modernen Informationstechnologie."

Die Begehrlichkeiten der Truppe sind also geweckt. Eine
parlamentarische Diskussion darüber habe es bislang nur in
Fachgremien, wie dem Unterausschuss für Abrüstung gegeben, sagt
Nachtwei. Er skizziert dabei ein mögliches Problem der Zukunft. Zwar
habe das Parlament über die Entsendung von Truppen zu befinden, doch
was bedeute diese Formulierung überhaupt im Cyberkrieg? Antworten
soll die Debatte bringen, die die Grünen mit ihrem vorgestellten
Papier anstoßen wollen.

Am Rande der Veranstaltung war auch zu hören, warum die Bundeswehr
derzeit kaum mit Angriffen feindlicher Hacker zu rechnen habe. In
vielen Bereichen seien aus Geldmangel eigene, mit dem Rest der Welt
inkompatible "Insellösungen" geschaffen worden, die Eindringlingen
wenig Chancen ließen, war da zu hören. Neuerwerbungen böten diesen
Vorteil wohl kaum.

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Kontext:

 - Britischer Außenminister: "Hacker sind gefährlicher als das Militär"
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 - Cyberkrieg: Aufrüsten gegen die @-Bombe
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 - "Hacktivismus": Das Pentagon will die "totale Abschreckung"
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 - Netzdepesche: Infowar - der BND nutzt das "strategische Vakuum"
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