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Zur Sache: Das Osama bin Laden-Video
Über die Interpretationsmöglichkeiten der
Filmaussage
Von Karl Grobe
Das Video, das Osama bin Laden im Gespräch mit einem
namentlich nicht
genannten Gast aus Saudi-Arabien zeigt, liefert nicht
den letzten Beweis für seine
Urheberschaft an den Terroranschlägen des 11.
Septembers. Es belegt allerdings,
dass er die Anschläge acht Wochen nach der Tat
gebilligt hat.
Nicht beweisbar sind andererseits die von arabischer
Seite vorgebrachten
Behauptungen, es handle sich um eine (von den USA
vorgenommene) Fälschung.
Die Umstände, unter denen das Video aufgenommen
wurde, bleiben ungesichert.
Osama bin Laden sagt, sein ideologischer Lehrmeister
Abdullah Azzam (der am
24. November 1989 einem Bombenanschlag zum Opfer
fiel) habe ihm geraten,
nichts aufnehmen zu lassen, er gibt aber keine
Begründung, weshalb er diesmal
davon abgewichen ist.
Von der Echtheit muss heute dennoch ausgegangen
werden. Die überraschende
Auffindung des Videos in Dschalalabad - wie es heißt:
Ende November - kann
durch einen Zufall erklärt werden. Auch unter diesen
Voraussetzungen bleiben
Fragen offen. Der ungenannte Scheich aus
Saudi-Arabien berichtet zunächst
offenkundig verehrungsvoll über die Stimmung "in den
Moscheen", dankt bin Laden
für die Unterstützung und bezieht sich auf mehrere
geistliche Autoritäten, die in
Saudi-Arabien im Sinne bin Ladens wirken. Der Satz
"Du hast uns Waffen
gegeben" ist eine Metapher, die auch als "Du hast uns
entscheidend bestärkt"
verstanden werden kann. Der Scheich gibt indirekte
Hinweise auf ein in Arabien
wirkendes Netzwerk von Geistlichen, die den Dschihad
predigen - offenkundig
gegen das saudische Königshaus.
Äußerungen bin Ladens und des Scheichs beziehen sich
zunächst auf Visionen
und Träume vor dem Anschlag, denen Sprecher aus dem
Publikum eifrig eigene
Träume hinzufügen.
Bin Laden reagiert auf die ihm entgegenbrachte
Bewunderung durch seine
Besucher, indem auch er einen Traum zitiert, den
Abdullah al-Hassan al-Masri ihm
vor einem Jahr erzählt haben soll (Fußballspieler,
die sich in Piloten verwandeln).
Er übernimmt dann von seinen Besuchern die Version,
er habe das alles geplant,
und fügt Details über die zerstörende Wirkung der
Flugzeuganschläge und über die
Täter hinzu, die seine Erwartungen angeblich
übertroffen haben. Dies in
offenkundiger Kenntnis der Details der
Terroranschläge.
Nicht unwahrscheinlich, obgleich vorerst unbeweisbar,
ist die Annahme, dass bin
Laden mit Detailwissen prahlte, das er nachträglich
erworben hat; die
Fernsehberichte der US-Medien dürften ihm nicht
unbekannt geblieben sein.
Die Rhetorik, der er sich bedient, entzieht sich
einer "punktgenauen" Übersetzung.
Vor Gericht wäre als Erstes zu entkräften, dass er um
des eigenen Ruhmes willen
sich nachträglich der Urheberschaft einer Tat rühmt,
die er freilich begrüßt. Einen
konkreten Beweis liefert das Video nicht.
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Copyright © Frankfurter Rundschau 2001
Dokument erstellt am 14.12.2001 um 21:07:43 Uhr
Erscheinungsdatum 15.12.2001
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