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[infowar.de] fr zum video



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http://www.fr-aktuell.de/fr/160/t160003.htm
Zur Sache: Das Osama bin Laden-Video


                   Über die Interpretationsmöglichkeiten der
                   Filmaussage

                   Von Karl Grobe

                   Das Video, das Osama bin Laden im Gespräch mit einem
namentlich nicht
                   genannten Gast aus Saudi-Arabien zeigt, liefert nicht
den letzten Beweis für seine
                   Urheberschaft an den Terroranschlägen des 11.
Septembers. Es belegt allerdings,
                   dass er die Anschläge acht Wochen nach der Tat
gebilligt hat.

                   Nicht beweisbar sind andererseits die von arabischer
Seite vorgebrachten
                   Behauptungen, es handle sich um eine (von den USA
vorgenommene) Fälschung.
                   Die Umstände, unter denen das Video aufgenommen
wurde, bleiben ungesichert.
                   Osama bin Laden sagt, sein ideologischer Lehrmeister
Abdullah Azzam (der am
                   24. November 1989 einem Bombenanschlag zum Opfer
fiel) habe ihm geraten,
                   nichts aufnehmen zu lassen, er gibt aber keine
Begründung, weshalb er diesmal
                   davon abgewichen ist.

                   Von der Echtheit muss heute dennoch ausgegangen
werden. Die überraschende
                   Auffindung des Videos in Dschalalabad - wie es heißt:
Ende November - kann
                   durch einen Zufall erklärt werden. Auch unter diesen
Voraussetzungen bleiben
                   Fragen offen. Der ungenannte Scheich aus
Saudi-Arabien berichtet zunächst
                   offenkundig verehrungsvoll über die Stimmung "in den
Moscheen", dankt bin Laden
                   für die Unterstützung und bezieht sich auf mehrere
geistliche Autoritäten, die in
                   Saudi-Arabien im Sinne bin Ladens wirken. Der Satz
"Du hast uns Waffen
                   gegeben" ist eine Metapher, die auch als "Du hast uns
entscheidend bestärkt"
                   verstanden werden kann. Der Scheich gibt indirekte
Hinweise auf ein in Arabien
                   wirkendes Netzwerk von Geistlichen, die den Dschihad
predigen - offenkundig
                   gegen das saudische Königshaus.

                   Äußerungen bin Ladens und des Scheichs beziehen sich
zunächst auf Visionen
                   und Träume vor dem Anschlag, denen Sprecher aus dem
Publikum eifrig eigene
                   Träume hinzufügen.

                   Bin Laden reagiert auf die ihm entgegenbrachte
Bewunderung durch seine
                   Besucher, indem auch er einen Traum zitiert, den
Abdullah al-Hassan al-Masri ihm
                   vor einem Jahr erzählt haben soll (Fußballspieler,
die sich in Piloten verwandeln).
                   Er übernimmt dann von seinen Besuchern die Version,
er habe das alles geplant,
                   und fügt Details über die zerstörende Wirkung der
Flugzeuganschläge und über die
                   Täter hinzu, die seine Erwartungen angeblich
übertroffen haben. Dies in
                   offenkundiger Kenntnis der Details der
Terroranschläge.

                   Nicht unwahrscheinlich, obgleich vorerst unbeweisbar,
ist die Annahme, dass bin
                   Laden mit Detailwissen prahlte, das er nachträglich
erworben hat; die
                   Fernsehberichte der US-Medien dürften ihm nicht
unbekannt geblieben sein.

                   Die Rhetorik, der er sich bedient, entzieht sich
einer "punktgenauen" Übersetzung.
                   Vor Gericht wäre als Erstes zu entkräften, dass er um
des eigenen Ruhmes willen
                   sich nachträglich der Urheberschaft einer Tat rühmt,
die er freilich begrüßt. Einen
                   konkreten Beweis liefert das Video nicht.



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                   Copyright © Frankfurter Rundschau 2001
                   Dokument erstellt am 14.12.2001 um 21:07:43 Uhr
                   Erscheinungsdatum 15.12.2001


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