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[infowar.de] US-Regierung warnt EU wegen GALILEO



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/special/raum/12048/1.html 

US-Regierung warnt EU wegen des geplanten europäischen
Satellitennavigationssytems
 
 Florian Rötzer   09.03.2002 
 
 Galileo sei nicht notwendig, meint das US-Außenministerium, die EU 
gibt zurück, dass man keine Monopole möge 
 
 Die US-Regierung scheint den Plan der Europäischen Union, mit 
[1]Galileo ein eigenes globales Satellitennavigationsystem aufzubauen, 
nicht gerne zu sehen. Das Außenministerium gab gerade bekannt, dass die 
US-Regierung das GPS zum weltweiten Standard machen will. Verlangt 
wird, dass die EU ihr System zumindest interoperabel macht. Nach dem 
Handelskonflikt mit den Importzöllen von Stahl bahnt sich jetzt ein 
weiterer Konflikt zwischen der EU und den USA an. 
 
 Das Außenministerium gab am 7.3. [2]kund, dass die US-Regierung 
"keinen zwingenden Bedarf für Galileo sieht, da das GPS die Bedürfnisse 
der Benutzer auf der ganzen Welt für eine voraussehbare Zukunft 
zufrieden stellt." Wenn die EU schon unbedingt Galileo realisieren 
will, dann soll es zumindest mit dem GPS interoperabel sein. Schon Ende 
des letzten Jahres hatte das US-Verteidigungsministerium gegen Galileo 
protestiert und Sicherheitsbedenken geäußert ( [3]USA machen Druck 
gegen Galileo). 
 
 Die US-Regierung warnt die EU insbesondere davor, dasselbe 
Frequenzspektrum wie das US-Militär beim GPS zu benutzen. Das sei 
"inakzeptabel". Die USA würden sich jeder Bestrebung widersetzen, durch 
die die GPS-Signale in der zivilen oder der militärischen Nutzung 
gestört werden könnten. Vor allem wollen die Amerikaner offenbar die 
Möglichkeit behalten, "Positionssignale in Krisenzeiten für Feinde 
unzugänglich" zu machen, auch wenn dies bislang noch nie praktiziert 
worden sei. Indirekt wird damit gedroht, dass der Zusammenhang der NATO 
geschwächt werden könnte, wenn die EU der USA nicht gehorcht. 
 
 Neben den militärischen Optionen, beliebig den Zugang für bestimmte 
Regionen zu den GPS-Signalen sperren zu können, fürchtet die 
US-Regierung auch den Verlust der Monopolstellung. Da die EU überlegt, 
für die Benutzung von Galileo Geld zu verlangen, besteht man auf der 
Gewährleistung, dass es weiterhin eine freie Entscheidung für alle 
geben müsse, welches System oder welche Kombination zwischen den beiden 
Systemen man wählt. Es dürfe auch nicht sein, dass nicht-europäische 
Unternehmen nicht alle Informationen erhalten, um technisch und 
wirtschaftlich sich zu beteiligen. Daraus kann man auf dem Hintergrund 
der Importzölle für Stahl schließen, dass die USA Handelsfreiheit nur 
für das eigene Interesse verfolgt. 
 
 Noch unter der Clinton-Regierung hatten die USA versucht, das GPS 
gegenüber dem geplanten europäischen Galileo-Projekt einen Vorteil zu 
sichern, indem im Mai 2000 das Signal für die zivile Nutzung auf eine 
Genauigkeit von 10-20 Metern herausgesetzt wurde ( [4]Global 
Positioning System ist jetzt für die zivile Nutzung genauer). Zuvor 
hatte man aus militärischen Gründen die zivile Nutzung auf eine 
Genauigkeit von 100 Metern beschränkt. Zudem wurde beschlossen, das GPS 
durch die Platzierung neuer Satelliten und neuer Dienste zu 
modernisieren. 
 
 Der erneute Vorstoß der US-Regierung rief jedoch bei der EU [5]Kritik 
hervor. "Wir mögen keine Monopole", sagte Jonathan Faull, der Sprecher 
von Kommissionspräsident Romano Prodi. "Was den 'zwingenden Grund' 
betrifft, so ist das offensichtliche eine Sache Europas und nicht der 
USA. Wir sind absolut davon überzeugt, dass es ein wirkliche 
Notwendigkeit für das Galileo-System gibt. Es ist nicht unser Interesse 
- und wir glauben auch, dass es nicht im allgemeinen Interesse ist -, 
wenn es nur ein System gibt." 
 
 Galileo, das aus 38 Satelliten bestehen und bis 2008 fertiggestellt 
sein soll, wenn es denn über realisiert wird, da es noch große Bedenken 
wegen der Finanzierbarkeit gibt ( [6]Schauen wir mal ...), soll zwar im 
Unterschied zum GPS nur zivil geleitet werden. Doch die EU will sich 
damit auch, vor allem nach dem Kosovo-Krieg und der seiner Zeit 
erlebten Abhängigkeit von den USA, auch eine strategische 
Unabhängigkeit sichern. Gegenüber dem GPS will man dadurch Punkte 
machen, dass die Kontinuität der Dienste gesichert sein soll. 
 
 Der amerikanische Vorstoß kam, nachdem Bundesverkehrsminister Kurt 
Bodewig am Mittwoch den Kabinettsbeschluss [7]bekannt gegeben hat, sich 
an Galileo zu beteiligen. Von den auf etwa 1,3 Milliarden Euro 
geschätzten Entwicklungskosten müsste Deutschland 350 Millionen tragen. 
Für den endhültigen Start fehlt jetzt noch die Zusage von 
Großbritannien und Holland. Die Verkehrsminister der EU werden am Ende 
des Monats noch einmal über das Projekt beraten, das nun aber in 
konkrete Nähe gerückt ist. das europäische Parlament hatte im Februar 
die Realisierung des Satellitennavigationssystems befürwortet, die 
Europäische Weltraumbehörde ESA bereits im Dezember 2001. 
 
 Links 
 
 [1] http://www.europa.eu.int/comm/energy_transport/en/gal_en.html
 [2] http://www.state.gov/r/pa/prs/ps/2002/8673.htm
 [3] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/raum/11439/1.html
 [4] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/raum/6766/1.html
 [5] http://www.guardian.co.uk/international/story/0,3604,664476,00.html
 [6] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/raum/7313/1.html
 [7]
http://www.bmvbw.de/Pressemitteilungen-.361.8248/Bodewig-Deutschland-unterstuetzt-die-Entwicklung...htm

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