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[infowar.de] SZ 03.07.02: Al Qaida schlüpft immer wieder durchs Netz



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.sueddeutsche.de/sz/printv.php?url=computer/internet/netzone/47620&datei=index.php&ver=druck

Terrorfahndung

Al Qaida schlüpft immer wieder durchs Netz

Das Terrornetzwerk benutzte in den vergangenen sechs Monaten neben einem 
Host in Malaysia auch zwei in den USA.

Von Dafna Linzer

Der Wanderweg der Al-Qaida-Website: Von Computern der Firma Liquid Web in 
Lansing im US-Staat Michigan über den malaysischen Webhoster Emerge Systems 
bis hin zum Host einer Firma in Bedford in Texas. (Grafik: AP)

Eine obskure Adresse in Venezuela, ein Free-Mail-Account und eine 
Zahlungsanweisung an eine Bank in Malaysia reichten aus, um die Website der 
Terrororganisation al Qaida ins Internet zu bringen. Etliche Versuche, sie 
von dort wieder zu verbannen, schlugen bislang fehl. Es dauert meist nur 
einige Tage, dann wird unter einer neuen Adresse wieder aufgerufen, al 
Qaida zu unterstützen und für die Vernichtung Amerikas zu beten.

Es liegt vor allem an der Leichtigkeit, mit der Inhalte auch ganz anonym 
ins Internet gestellt werden können, dass die Website und ihre Hintermänner 
sich bislang dem Zugriff der Polizei entziehen konnten. Und genau wie die 
flüchtigen Al-Qaida-Führer bleibt auch die Website nicht lange an einem 
Ort, sondern wandert von einem Unternehmen, das Speicherplatz bereitstellt, 
den so genannten Hosts, zum anderen. In den vergangenen sechs Monaten 
nutzte sie neben einem Host in Malaysia ironischerweise auch zwei in den USA.

Die US-Polizei vermutet, dass al Qaida über diese Website auch 
Informationen an mögliche Attentäter verbreitet. Vielleicht, so wird 
spekuliert, werden Hinweise auf sicherere Kommunikationswege verbreitet. 
Mitteilungen könnten auch verschlüsselt und eingebettet in unscheinbare 
Bilder übermittelt werden.

Bis vor wenigen Tagen war die Website des Zentrums für islamische Studien 
und Forschung noch auf einem Computer der Firma Liquid Web in Lansing im 
US-Staat Michigan zuhause. Das erste Mal tauchte sie wohl Anfang des Jahres 
beim malaysischen Webhoster Emerge Systems auf. Fünf Monate später, nachdem 
es einige Beschwerden über den Inhalt der Site gab, wurde der Zugang 
gesperrt und die Polizei informiert. Wenige Tage später tauchte sie wieder 
auf, diesmal auf einem Rechner von CI Host, einer Firma in Bedford in 
Texas. Nach Hinweisen wurde sie auch dort abgeschaltet und die Polizei 
informiert. Nur Stunden später war sie wieder im Netz, auf einem anderen 
Rechner.

Für die Ermittler zeigt dies vor allem eines: dass diejenigen, die diese 
Website betreuen, mit dem Internet sehr vertraut sind. Denn sie scheinen 
auch in der Lage zu sein, immer wieder Sympathisanten auf die neue Adresse 
aufmerksam zu machen, was meist wohl in so genannten Chat-Rooms geschieht. 
Diese Vertrautheit der Al-Qaida-Anhänger mit der Technik überrascht nicht, 
wenn man sich die Attentäter vom 11. September anschaut, von denen viele 
studiert und Hochschulabschlüsse hatten.

Das Internet sei ein globales Kommunikationsmittel, und al Qaida als global 
agierende Terrororganisation nutze es, sagt John Pike von der Gruppe 
GlobalSecurity.Org, die sich mit Sicherheitsfragen beschäftigt. Vor 
eineinhalb Jahren gab es noch viele solcher Websites, die für Propaganda 
genutzt wurden , sagt Pike. Aber diese scheine auch zu Steuerungszwecken 
eingesetzt zu werden.

Bei der Propaganda werden die US-Erfolge in Afghanistan heruntergespielt 
und die Verluste weit übertrieben. Und dies wird auch auf andere Bereiche 
übertragen. So wurde berichtet, dass 19 Waldbrände in den USA wüteten, als 
es gerade sieben waren. Eine Katastrophe habe die USA heimgesucht, hieß es 
dort. Gott verbrennt ihre Häuser und Gräber. Ein Sprecher der Organisation 
verkündet, dass Osama bin Laden noch lebe, weitere Anschläge werden 
angekündigt. Ob dieses Material wirklich echt ist, lässt sich nicht überprüfen.

Der Systemadministrator von CI Host, Ren LeValley, sagt, die Website sei 
von Malaysia aus mit falschen Angaben auf die Rechner der Firma gelangt. 
Angesichts von mehr als 150.000 Websites aus 179 Ländern, die auf den 
Rechnern seien, sei es unmöglich, alle Inhalte zu überprüfen. Wenn es 
Beschwerden gebe, werde die Firma natürlich aktiv. Danach tauchte die Seite 
bei Liquid Web auf. Das Unternehmen erfuhr dann erst von der 
Nachrichtenagentur AP, dass die Website des Zentrums für islamische Studien 
und Forschung auf seinen Rechnern war. Und sie wurde sofort gelöscht.

Pike hält von diesem Vorgehen nicht viel. Wenn ich Anti-Terror-Spezialist 
wäre, dann würde ich sehr genau beobachten, wer diese Site besucht. 99 
Prozent sind sicher nur Neugierige, aber für das restliche eine Prozent 
würde sich die Beobachtung lohnen.


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