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[infowar.de] stern, 27.3.: Saddam feiert Erfolge an der Propagandafront
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stern.de - 27.3.2003 - 14:22
URL: http://www.stern.de/politik/ausland/index.html?id=505871&eid=505270
Propaganda
Saddam feiert Erfolge an der Propagandafront
[Bild: ? AFP Bilder wie dieses erregen die Muslims in aller Welt ]
Der irakischen Führung ist es in der ersten Woche des Krieges weitgehend
gelungen, die öffentliche Meinung im eigenen Land und in den arabischen
Staaten in ihrem Sinne zu beeinflussen. Und das ist für den weiteren
Kriegsverlauf und das "Image" der Amerikaner in der Region nach
Einschätzung arabischer Beobachter noch wichtiger als die Frage, ob die
Alliierten Bagdad nun ein zwei Tagen oder zwei Wochen erreichen.
Kein jubelnder Empfang
Bisher hat das Regime von Saddam Hussein erfolgreich auf folgende Faktoren
gesetzt: Der für viele überraschende Widerstand im Süden entlarvte
Vorstellungen von Irakern, die ihre "Befreier" in den Straßen von Basra
bejubeln, als Wunschdenken. "Wie wollen sie in Bagdad einmarschieren, wenn
sie eine Woche brauchen, um einen Teil von Umm Kasr und Fau unter ihre
Kontrolle zu bringen", höhnt Informationsminister Mohammed Sajjid el
Sahhaf. Angaben über Verluste unter den eigenen Soldaten oder zerstörte
militärische Angaben unterdrückt die irakische Führung bisher erfolgreich.
Angebliche Erfolge von Bauern und Frauen
[Bild: Ein Bauer soll den Kampfhubschrauber abgeschossen haben ]
Zweitens haben die irakischen TV-Berichte über Bauern und Frauen, die
angeblich mit einer einfachen Panzerfaust oder einem Gewehr den Vormarsch
der Supermacht USA behindern oder Kampfhubschrauber zum Absturz bringen,
einen Heldenmythos vom tapferen irakischen Zivilisten geschaffen, der sein
Land gegen übermächtige Invasoren verteidigt. Derartige Berichte, die das
arabische Publikum an die Auflehnung der Palästinenser gegen die
israelische Besatzungsmacht erinnern, erzielen bei den Irakern und anderen
Arabern einen Solidarisierungseffekt - und das weiß die irakische Führung
ganz genau. Sie geben vielen Menschen zwischen Amman und Casablanca das
Gefühl von Stolz, nach dem Motto "Seht her, die Amerikaner können die
Araber nicht einfach wie willenlose Schafe behandeln".
Fernsehbilder von zivilen Opfern
[Bild ? Reuters Zivile Opfer in Bagdad ]
Drittens haben die zum Teil grauenhaften Fernsehbilder von zivilen Opfern
in Basra und Bagdad die Menschen in der arabischen Welt aufgewühlt. Und je
mehr Bilder von schwer verletzten Kindern die Iraker sehen, desto
unwahrscheinlicher wird es, dass selbst Regimegegner die Alliierten als
"Befreier" willkommen heißen werden. Die Amerikaner und Briten haben an
der "Propagandafront" nach Ansicht arabischer Beobachter zudem einige
entscheidende Fehler gemacht. Das Bild des Soldaten, der eine US-Fahne an
der kuwaitisch-irakischen Grenze hisste, ging um die Welt. Auch wenn die
Fahne später wieder entfernt wurde - der Vorfall schien all diejenigen zu
bestätigen, die vor einer "amerikanischer Besatzung" gewarnt hatten. Auch
die britische Formulierung Basra sei nun ein "legitimes militärisches
Ziel" sei nicht gerade glücklich gewesen, kommentiert die Kairoer
Wochenzeitung "Al-Ahram" am Donnerstag.
Arabische Führer unter Druck
Ein großes Problem sind all diese Faktoren auch für diejenigen arabischen
Führer, die in ihrer Ablehnung gegen den Krieg etwas moderater waren als
beispielsweise der syrische Präsident Baschar el Assad. Sie hatten
geglaubt, die Amerikaner bekämen die Sache schnell in den Griff und fühlen
sich nun betrogen. "Die Amerikaner haben uns gesagt, dass er (der Krieg)
kurz sein würde, aber ich habe die Befürchtung, dass er lange andauern
wird, was zum Tod vieler Menschen führen würde", meint der ägyptische
Präsident Husni Mubarak.
Quittung für 1991
Die Amerikaner bekommen nun außerdem die Quittung für das, was sie 1991
angerichtet haben, als sie die irakischen Kurden und Schiiten zum Aufstand
ermuntert und sie anschließend der Rache Saddams ausgeliefert hatten. Das
Misstrauen ist bis heute groß. So stimmten einige Einwohner von Safwan an
der Grenze zu Kuwait am Mittwoch vor den Kameras der arabischen
Fernsehsender Lobgesänge auf Saddam an, als der kuwaitische Rote Halbmond
in der irakischen Kleinstadt Hilfsgüter verteilte. "Die Leute von der
Baath-Partei sind immer noch in der Stadt - da ist man besser vorsichtig,
mit dem was man sagt", raunt einer der Einwohner der Stadt einem
Zeitungsreporter zu.
Meldung vom 27. März 2003
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