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[infowar.de] TELEPOLIS: Peter Arnett faellt in Ungnade



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Nach dem Motto "Schweigen ist Gold"???

Gruß René Denzer

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Peter Arnett fällt in Ungnade

Florian Rötzer   31.03.2003 

Wegen eines Interviews, das er dem irakischen Fernsehen gegeben hatte, 
wurde der ehemalige Starreporter von CNN nun vom US-Sender MSNBC 
gefeuert, für den er aus Bagdad berichtet hatte 

Zorn regt sich in der rechten, auf Kriegskurs gestimmten Szene der USA. 
Inmitten der USA hat sich ein "Sprachrohr des Feindes" gemeldet. Der 
"nützliche Idiot" Peter Arnett, der im ersten Krieg den Irak aus Bagdad 
berichtet und damit für einen durchschlagenden Erfolg für CNN gesorgt 
hat, gab jetzt dem irakischen Staatsfernsehen ein Interview, in dem er 
erzählte, dass der erste Angriffsplan der Alliierten gescheitert sei. 

Peter Arnett hat 1966 wegen seiner Berichterstattung während des 
Vietnamkriegs den Pulitzerpreis erhalten [1]. Für seine Berichte und 
Bilder aus dem Al-Rashid-Hotel in Bagdad - er war 1991 der einzige 
westliche Reporter - wurde er zwar weltweit bekannt, aber er machte 
sich schon damals nicht bei der US-Regierung beliebt, weil er auch über 
die Opfer der Angriffe berichtete, beispielsweise über die 
Bombardierung einer Fabrik zur Herstellung von Babymilch, die vom 
US-Militär aber als Fabrik zur Herstellung biologischer Waffen 
bezeichnet wurde. 

Operation Tailwind und der Knick in der Karriere 

Unter Beschuss kam Arnett 1998 wegen der Dokumentation "Valley of 
Death" über die "Operation Tailwind", bei der amerikanische 
Spezialeinheiten 1970 heimlich nach Laos eingedrungen waren. Angeblich 
sei damals auch Saringas verwendet worden, um desertierte amerikanische 
Soldaten, die von Vietnam nach Laos geflohen waren, zu töten. In der 
Dokumentation gab es Interviews mit Mitglieder der Spezialtruppen, 
anonyme Statements von Militärs und Geheimdienstlern, die Aussagen von 
Captain Bill McCarley, dem Kommandanten von "Operation Tailwaind", und 
eine Diskussion mit dem Admiral Thomas Moorer, dem damaligen 
Kommandanten. 

Der Bericht stieß auf heftige Kritik, CNN geriet unter großen Druck, 
das Pentagon und viele Militärs, u.a. auch Colin Powell und Henry 
Kissinger, verlangten seinen Rücktritt. Schnell entschuldigte sich CNN 
öffentlich, bedauerte die Ausstrahlung, zog die Dokumentation zurück 
und entließ alle Mitarbeiter, die an der Dokumentation beteiligt waren, 
aber an der Wahrheit des Gezeigten festhielten. Während des 
Kosovo-Krieges durfte Arnett schon nicht mehr in CNN auftreten. CNN 
verwandelte sich mit dem neuen Star Christiane Amanpour einen eher 
Pentagon-freundlichen und patriotischen Sender, was er auch heute noch 
ist. 1999 wurde schließlich Arnett gefeuert, obgleich der Film vor 
seiner Aussendung von CNN überprüft worden war. Später ergab dann 
angeblich eine interne Überprüfung, dass die Aussagen des Films nicht 
zu halten seien. Moorer wurde als senil dargestellt, McCarley stritt 
alles wieder ab. Das Pentagon leugnete [2] alle Vorwürfe. 

Der Fehltritt in Kriegszeiten 

Dass Peter Arnett den Kriegskurs der Bush-Regierung nicht unterstützte, 
machte er schon länger deutlich. Für MSNBC, NBC und National Geographic 
konnte Arnett schon vor dem Beginn des Kriegs wieder aus Bagdad 
berichten, beispielsweise in Form eines Videotagebuches [3], nachdem 
die NBC-Reporter von der Redaktion aus Bagdad abgezogen worden waren. 

Dann aber gab er dem irakischen Fernsehen ein Interview und sagte, dass 
Nationalismus und Widerstand als Reaktion auf die Bombardierung durch 
die Alliierten zu nehmen. Die Truppen würden sich vielleicht eine Woche 
zurückhalten, um sich zu reorganisieren und einen neuen Kriegsplan 
auszuarbeiten. "Der erste Kriegsplan ist aufgrund des irakischen 
Widerstands gescheitert. Nun versuchen sie einen neuen Kriegsplan zu 
schreiben." Die amerikanischen Kriegspläne, so Arnett weiter, hätten 
den "entschlossenen Widerstand der irakischen Streitkräfte" nicht 
einbezogen. 

Auch in den USA nehme die Kritik am Krieg zu: "Unsere Berichte über 
zivile Opfer, über den Widerstand der irakischen Truppen gehen zurück 
in die USA. Das unterstützt diejenigen, die sich dem Krieg entgegen 
setzen." Er machte deutlich, dass Berichte über zivile Opfer für die 
US-Regierung im ersten Krieg und jetzt besonders erwünscht seien. Der 
Tod von Zivilisten im Krieg sei der schwächste Punkt der 
Kriegsstrategie. Und er schmeichelte sich bei den Irakern ein wenig 
ein. Er sei immer freundlich von den Menschen empfangen worden, während 
das Informationsministerium kooperativ gewesen sei. 

Auch wenn in diese Äußerungen nicht falsch sind, so war es offenbar 
falsch, dass Arnett sie in einem Interview für das irakische 
Staatsfernsehen gemacht hat, dem er nach einer Pressekonferenz die 
Möglichkeit dafür eingeräumt hatte. Ähnliches hatten er und andere 
Journalisten auch in anderen Sendern gesagt. Daher versuchte man bei 
NBC am Sonntag zunächst, Arnett gegen die Angriffe zu verteidigen. Er 
habe das Interview nur spontan und aus "professioneller Höflichkeit" 
gegeben, seine Äußerungen seien lediglich "analytischer Natur" gewesen 
und hätten nichts anders intendiert. Arnett selbst suchte sich zu 
entschuldigen, um seinen Job zu behalten: "Ich möchte mich bei den 
amerikanischen Menschen für die offensichtliche Fehlentscheidung 
entschuldigen." Er fügte allerdings hinzu: "Ich sagte am Wochenende 
nur, was wir alle über den Krieg wissen." 

Das aber half wohl alles nichts. Um Schaden in Kriegszeiten für die 
Berichte von der Front vom Sender zu wenden und um nicht Zuschauer zu 
verlieren, wurde Arnett heute von NBC gefeuert [4]. Es sei [5] falsch 
gewesen, dem irakischen Fernsehen überhaupt ein Interview zu geben - 
"besonders in Kriegszeiten" -, überdies sei es falsch gewesen, so Neal 
Shapiro, der Präsident von NBC News, "seine persönlichen Beobachtungen 
und Meinungen in diesem Interview zu äußern". Auch National Geographic 
beendete [6] mit denselben Worten die Zusammenarbeit mit Arnett. 

Das ist natürlich ein Erfolg für die konservativen Kriegsbefürworter. 
NewsMax fordert [7] denn auch gleich, nach dem Idioten Arnett auch 
gleich den "nützlichen Idioten Dan Rather zu feuern, weil er Propaganda 
für den völkermordenden Diktator Saddam Hussein" gemacht habe. Rather 
hatte für CBS Saddam Hussein vor dem Kriegsbeginn interviewt. Auch bei 
World Net Daily rechnet [8] man nun einmal wieder mit dem "linken 
Fantasten" und "Sprachrohr des Feindes" ab: "Peter Arnett is 
broadcasting his special brand of ego-driven, anti-American rhetoric 
from Baghdad once again, having been rehabilitated from his ashes and 
sackcloth by the "green"-driven National Geographic, and now seconded 
to the National Broadcasting Corporation." 

Links 

[1] http://www.pulitzer.org/cyear/1966w.html
[2] http://www.defenselink.mil/pubs/tailwind.html
[3] 
http://news.nationalgeographic.com/news/2003/03/0320_030320_iraqidiary.h
tml
[4] 
http://www.washingtonpost.com/ac2/wp-dyn/A54889-2003Mar30?language=print
er
[5] http://www.msnbc.com/news/893115.asp?0si=-&cp1=1
[6] 
http://news.nationalgeographic.com/news/2003/03/0331_030331_arnettfired.
html
[7] http://www.newsmax.com/showinsidecover.shtml?a=2003/3/31/85043
[8] http://www.worldnetdaily.com/news/article.asp?ARTICLE_ID=31797

Telepolis Artikel-URL: 
http://www.telepolis.de/deutsch/special/irak/14501/1.html 

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