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[infowar.de] Reporter zwischen den Fronten (Infowar-Kontext)



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Langsam fangen die Journalisten an, sich Gedanken zu machen, ob da
System dahinter steckt.
RB

http://de.news.yahoo.com/030408/12/3dyet.html

Dienstag 8. April 2003, 16:29 Uhr

Reporter zwischen den Fronten

Frankfurt/Main (AP) «Es kann jeden jederzeit erwischen.» RTL-Reporter
Ulrich Klose ist sich der Lebensgefahr bei der Berichterstattung im
Irak-Krieg bewusst. Er begleitet dieselbe Einheit der 3.
US-Infanteriedivision wie Christian Liebig und Julio Anguita Parrado,
die am Montag bei einem irakischen Raketenangriff ums Leben kamen. Nach
20 Kriegstagen ist die prekäre Lage von Journalisten in diesem Krieg,
der wie keiner zuvor live im Fernsehen zu verfolgen ist, auf dramatische
Weise offenkundig geworden.

Am Dienstagmorgen wurde erst das Büro des arabischen TV-Senders El
Dschasira von US-Raketen getroffen. Ein Kameramann wurde tödlich
verletzt. Dann beschoss ein Panzer das Hotel Palestine, in dem die
meisten internationalen Journalisten in Bagdad untergebracht sind. Hier
kamen der Reuters-Kameramann Taras Protsyuk und sein spanischer Kollege
Jose Couso ums Leben.

Die Treffer in Bagdad lassen Kritiker befürchten, dass die
US-Streitkräfte kein Interesse an einer unabhängigen Berichterstattung
aus dem Kriegsgebiet haben. Zumindest El Dschasira hatte vor einigen
Tagen den offenen Zorn der US-Militärführung auf sich gezogen, weil der
Satellitensender Bilder von amerikanischen Kriegsgefangenen verbreitet
hatte.

So verweist Otfried Nassauer vom Berliner Informationszentrum für
Transatlantische Sicherheit auf die klar formulierte US-Doktrin der
Informationshoheit. Demnach wäre es ideal, wenn die Journalisten nur
Propaganda machten. Nassauer zufolge ist dies das Ziel des Konzepts der
«embedded correspondents» - das Pentagon hat es etwa 500 Reportern
ermöglicht, mit den amerikanischen und britischen Truppen in den Krieg
zu ziehen. Die Reporter vermittelten zwar ein relativ detailliertes Bild
ihrer Umgebung, sagt Nassauer. Die offiziellen Mitteilungen der
Militärführung seien jedoch ausgesprochen lückenhaft - selbst im
Vergleich mit dem Golfkrieg von 1991.

Aus den «Mosaiksteinchen» der eingebetteten Medien sei kein Einblick in
das Gesamtbild möglich, betont Sicherheitsexperte Nassauer. Ähnlich
sieht es die WDR-Journalistin Sonia Mikich, die als ARD-Korrespondentin
auch aus dem Tschetschenien-Krieg berichtet hat. Das «Embedded»-Konzept
gaukele vor, dass der Krieg immer nur da sei, wo die Journalisten seien,
sagt sie.

Die Journalisten, die mit der Truppe unterwegs sind, müssen eine
Vielzahl von Regeln einhalten, sonst riskieren sie ihren Rauswurf. Den
meisten Medien, die Mitarbeiter in diesen Einsatz schicken, ist zudem
klar, dass die Reporter kaum Kritik an den Soldaten üben werden, von
denen ihre eigene Sicherheit abhängt. Dagegen ist es schon vorgekommen,
dass sich US-Feldkommandeure mitreisender Journalisten bedienten, um
Kritik an der übergeordneten Führung zu üben. So sprach der Kommandeur
des 5. Korps, General William Wallace, in der ersten Kriegswoche vom
«unerwarteten» Ausmaß des irakischen Widerstandes.

Mikich sagt, dass die Strategie des Militärs nicht aufgehe, wenn Fehler
passierten. Als etwa am Wochenende ein US-Konvoi mit eingebettetem
BBC-Korrespondenten von einem eigenen Flugzeug aus bombardiert wurde,
gingen sofort schreckliche Bilder von «friendly fire» um die Welt.

Dennoch ist für Mikich klar: Auch Bilder sind Waffen und Journalisten
werden als Waffe benutzt - «und werden möglicherweise auch als
Kombattanten wahrgenommen». Eigentlich könne keine kriegsführende Partei
gänzlich unabhängige Journalisten in seinem Gebiet gutheißen. So hätten
sich Reporter im ersten Tschetschenien-Krieg Mitte der 90er Jahre noch
frei bewegen können. Im zweiten Krieg, der 1999 begann, sei das nicht
mehr so gewesen - «weil die Russen dazugelernt hatten», sagt die
Fernsehreporterin.

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