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[infowar.de] SZ, 28.5.03: Im Irak werden mit US-Geld Fernsehen und Radio aufgebaut



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SZ, 28.05.2003

?Fegt die Straße!? 

Im Irak werden mit US-Geld Fernsehen und Radio aufgebaut 

Kürzlich wollten sich die Amerikaner einmischen, behauptet Ahmed
al-Rikaby. Aber er, der Journalist, habe abgeblockt. ?Ich habe denen
gesagt, dass ich ins Hotel Palestine gehe und eine Pressekonferenz gebe,
wenn wir zensiert werden.? Seitdem hätten sich die Beziehungen
verbessert. Die Unterstützung der Amerikaner hätte sogar zugenommen,
sagt al-Rikaby. ?Sie haben eingesehen, dass es für Amerikaner und Iraker
gut ist, wenn wir ein freies Fernsehen etablieren. Dann können wir alle
stolz sein.? 

Ahmed al-Rikaby, 33, ist der Programmleiter von ?Iraqi Media Network?
(IMN), dem neuen irakischen Fernsehen. Sein Arbeitgeber ist das
US-Verteidigungsministerium. Al-Rikaby weiß natürlich, dass ?es komisch
wirkt?, ein freies Fernsehen aufzubauen, wenn der Besatzer das Geld
dafür stellt. ?Aber alle Projekte brauchen Sponsoren?, sagt er, ?und was
ist die Alternative?? 

Seit dem 13. April ist al-Rikaby, der den Krieg gegen Saddam für
?unausweichlich? hielt, im Irak. Zuvor war er Chefreporter des ?Radio
Free Iraq? in London. Seine Familie musste 1968 aus dem Irak fliehen,
nachdem die Baath-Partei vollständig die Macht übernommen hatte. Die
Al-Rikabys haben seither in sieben Ländern gelebt, die längste Zeit
davon in Schweden. Ahmed al- Rikaby kam als Teenager nach Skandinavien
und begann 1992 beim schwedischen Radio zu arbeiten. Zwischen 1997 und
1998 war er 
Programmleiter der renommierten Fernseh-Sendung Mosaik.

Vergangene Woche besuchte ihn ein Reporter der schwedischen
Nachrichtenagentur TT an seinem Arbeitsplatz auf einem Palastgelände in
Bagdad. Im Erdgeschoss, wo Diktator Saddam Hussein früher die inneren
Kreise der Baath-Partei sammelte, sei nun ein Heerlager, erzählte der
Reporter. Im dritten Stock befinde sich das neue Fernsehen. 

Die Amerikaner ziehen vor allem Exil-Iraker und Journalisten, die
bereits im Irak lebten, für den Aufbau der Medien heran. Al-Rikaby will
den einheimischen Reportern unabhängigen Journalismus lehren. ?Die
Furcht vor der Autorität unter den irakischen Journalisten ist immer
noch sehr groß?, sagt er. Der Programmleiter erzählt, dass er seit
seiner Ankunft zwanzig Stunden pro Tag gearbeitet habe, und dass das
Fernsehen, das seit zwei Wochen sendet, anfangs nur Filme und alte
Konzerte mit ägyptischen Sängern gezeigt habe. Aber kürzlich wurde
Bagdads erstes Fußballspiel seit dem Krieg 
übertragen. Ein Nachrichtenprogramm gibt es noch nicht, die Iraker
informieren sich meist bei al-Dschasira. Jene, die es sich leisten
konnten, haben sich nach dem Zusammenbruch des Regimes
Satellitenschüsseln gekauft, um ausländische Sender zu empfangen. 

Neben dem neuen Fernsehen existiert bereits ein ?Radio Iraq?, das
ebenfalls vom Pentagon bezahlt wird ? und nicht immer den richtigen Ton
trifft. Ein irakischstämmiger amerikanischer Soldat, der sich ?Colonel
George? nennt, arbeitet dort als Moderator und ermuntert die Iraker mit
Sprüchen wie diesem: ?Fegt die Straße vor eurem Haus, bringt die Kinder
zurück zur Schule und erinnert euch daran, dass ihr die Verantwortung
tragt, den neuen Irak aufzubauen.? Eine Hörerin hat angeblich so darauf
reagiert: ?Und wo ist die Verantwortung der Amerikaner? Sie haben
Elektrizität, Sicherheit und Arbeit versprochen. Aber es waren bisher
nur Worte.?

Al-Rikaby würde die Frau wohl um Geduld bitten und daran erinnern, wie
gut es sei, dass man auf so etwas wie Demokratie hoffen dürfe. Er selbst
drückt diese Hoffnung so aus: ?Ich möchte dem nächsten irakischen
Präsidenten Fragen stellen dürfen, ohne um mein Leben zu fürchten.? 

GERHARD FISCHER

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