[infowar.de] WarBlogger Salam Pax macht es in die Medien

[Ralf Bendrath <bendrath -! - zedat - fu-berlin - de>]

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SPIEGEL ONLINE - 03. Juni 2003, 8:59
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,251243,00.html 

Chronist des Chaos
 
Salam Pax macht es in die Medien

Im Golfkrieg wurde er zum umstrittensten, aber auch bekanntesten Blogger
der Welt: Inzwischen ist klar, dass "Salam Pax" wirklich aus Bagdad
berichtet. Künftig darf er das auf professioneller Ebene: Der "Guardian"
gab ihm einen Vertrag. 

Noch immer ist nicht bekannt, wer er wirklich ist: "Salam Pax", der
Blogger von Bagdad. Bis wenige Tage vor dem Zusammenbruch des
Saddam-Remines war es ihm gelungen, aus der umkämpften Hauptstadt des
Irak zu berichten. In Blog-Form, Tagebuch-artig notiert, zutiefst
subjektiv. 

Sein Blog "Where is Raed" wurde zum bekanntesten der Welt. Die
Diskussion darüber, ob Salam Pax - ein Kunstname aus den arabischen und
lateinischen Worten für "Friede" - authentisch sein könne, ging über
Wochen. Inzwischen haben sich glaubwürdige Zeugen gefunden, die für ihn
bürgen: Pax gab sich einigen Medienvertretern in Bagdad zu erkennen. Und
längst berichtet er wieder, ist auch den Besatzern ein kritischer
Beobachter. 

Obwohl grundsätzlich einverstanden mit der gewaltsamen Beendigung des
Saddam-Regimes, findet er vieles im Verhalten von Briten und
Amerikanern, was ihm ganz und gar nicht schmeckt: "Ich glaube nicht,
dass irgendjemand das Recht hat, Clusterbomben in zivile Wohngebiete zu
werfen und dann den Mist nicht aufzuräumen." Und: "Entschuldigung, wenn
ich die fallenden Bomben nicht begrüße, indem ich ihnen Blumen entgegen
werfe." 

Ambivalent war sein Standpunkt zur Invasion des Irak schon, als diese
begann: Einerseits beendete sie die Diktatur, andererseits stürzte sie
das Land in anhaltendes Chaos. Pax berichtet davon, wie sein Vater für
Briten und Amerikaner dolmetscht - und aus seiner Sicht verboten dumme
Fragen klären muss. Ganz offensichtlich hätten die Besatzsoldaten keinen
blassen Schimmer von dem Land, das sie nun kontrollieren
sollten. 

All das macht Salam glaubwürdig, meint auch der "Guardian", eine der
führenden britischen Qualitätszeitungen. Zweimal im Monat erlebt Salam
Pax dort nun seinen ersten professionellen schreiberischen Auftritt: Als
Kolumnist mit Vertrag in der Tasche. 

Über die Person Salam Pax ist relativ wenig bekannt. Man geht davon aus,
dass sich hinter dem Alias ein junger Architekt verbirgt, der in Europa
studierte. Für die Zeitungsleser des "Guardian" wird Pax nun, was er
monatelang für zehntausende Web-Leser war und noch ist: Der glaubwürdige
Chronist des Chaos. 

Nur erfahren Web-Leser wie immer mehr: Direkt an der Quelle
<http://www.dear_raed.blogspot.com/>, so gut wie jeden Tag. 

Frank Patalong

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