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[infowar.de] Nordkorea: Die Infokrieger aus der "Achse des Boesen"



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/special/info/17534/1.html 

Die Infokrieger aus der "Achse des Bösen"

Florian Rötzer   28.05.2004 

Nicht zum ersten Mal warnen südkoreanischen Militärs davor, dass 
Nordkorea eine militärische Hackereinheit zur Spionage und zum Infowar 
aufbaut - mittlerweile hat das land mit deutscher Hilfe auch einen 
Internetzugang 

Nordkorea ist neben dem Iran das nach dem Irak-Krieg noch verbliebene 
Land, das US-Präsident Bush zur "Achse des Bösen" gerechnet hat. 
Spannungen gibt es, da Nordkorea trotz der herrschenden Armut nicht nur 
die viertgrößte Militärmacht der Welt, sondern möglicherweise bereits 
Nuklearwaffen besitzt, zumindest aber mit deren Einsatz droht, falls es 
angegriffen werden sollte. Für die Einstellung seines 
Atomwaffenprogramms verlangt Nordkorea von den USA eine Wiederaufnahme 
von Eröllieferungen und humanitäre Hilfe. Am Mittwoch sind Gespräche 
über eine Entspannung zwischen Süd- und Nordkorea ohne Einigung zu Ende 
gegangen. Ein südkoreanischer General erklärte am Donnerstag, dass 
Nordkorea eine militärische "Hackereinheit" aufbaue, um in die 
Computernetzwerke des Südens einzudringen. 

Nordkorea, eine Bilderbuchdiktatur stalinistischer Art, ist eines der 
ärmsten Länder der Welt, aber gleichzeitig hoch gerüstet. Allerdings 
ist relativ wenig aus dem abgeschlossenen Land bekannt, auch nicht, wie 
gut gerüstet das Militär tatsächlich ist. Zudem hat sich die Diktatur, 
vermutlich aus Angst, wie dies auch bei anderen autoritären Regimen der 
Fall war und ist, dem Internet geöffnet. Diktator Kim Jong Il hat 
natürlich einen Internetzugang und ist schon länger als intensiver 
Internetnutzer bekannt, ansonsten kann bislang nur ein kleiner Kreis 
von Regierungsangehörigen das Internet nutzen. Ausländer haben Zugang 
in Hotels und einem Internetcafe in Pjöngjang. Mobilfunknetze gibt es 
nur in großen Städten, über Telefon und Computer verfügen nur wenige 
Menschen. Einen Email-Dienst bietet beispielsweise die nordkoreanische 
Bank  Silibank [1] an. Obwohl die Computerinfrastruktur noch schwach 
ist, auch wenn es seit 2000 etwa ein Glasasernetz gibt im Land, bieten 
nordkoreanische Softwarefirmen wie  PIC [2] (Pyongyang Informatics 
Centre) ihre Dienste weltweit an. 

Der Berliner Unternehmer Jan Holtermann baut gerade einen 
Internetzugang über Satellit für "ausgesuchte in- und ausländische 
Bürger sowie Verwaltungen" auf. Dafür wurde die Firma  Korea Computer 
Center [3] (KCC) gegründet. Der Start des "Internet für die Koreanische 
Demokratische Volksrepublik" erfolgte zum Geburtstag des Diktators im 
Februar, ist aber eher ein Intranet, auf das nur Wenige Zugriff haben. 
Nach Auskunft des Unternehmens ist ein Zugriff auf das Internet 
möglich, aber er wird gefiltert. Die Länderdomain  .kp [4] wurde 
bereits von KCC für Nordkorea beantragt, aber offenbar gibt es hier 
noch Schwierigkeiten mit den Amerikanern, wie ein Mitarbeiter sagte. 
Die  Regierungsseite [5] wurde beispielsweise über Deutschland 
registriert, gehört aber nach den Whois-Angaben einer Person aus 
Barcelona. 

 "In diesem Land sitzen 6000 hochtalentierte Programmierer" - und die 
sollen durch Jan Holtermann die Möglichkeit bekommen, per Internet für 
den Westen zu arbeiten. Sein Angebot: 6000-mal die Elite der 
nordkoreanischen Computerindustrie, im Schnitt 27 Jahre jung. Und 
billig - für kleine Firmen vielleicht oder Kommunen: "Die haben die 
Wahl", sagt er, "entweder sie bestellen sich hier einen Entwickler, der 
kostet sie bis 1000 Euro am Tag. Oder sie nehmen sich einen Inder, der 
will 1000 in der Woche. Wir machen das für einen Tausender im Monat."   
Jan Holtermann in einem  Stern-Artikel [6]   

Die militärischen Gespräche zwischen Nord- und Südkorea sollen bereits 
nächste Woche fortgesetzt werden. An der Grenze stehen auf beiden 
Seiten 1,7 Millionen Soldaten. Versucht werden soll, die Trennung 
zwischen den beiden Ländern aufzulockern, Straßen- und 
Eisenbahnverbindungen voran zu treiben, Truppen abzubauen und, wie die 
staatliche  Nachrichtenagentur Nordkoreas [7] meldet, vor allem und 
zuerst die beiderseitige Propaganda zu beenden. Nordkorea fordert auch 
den vollständigen Abzug der US-Truppen aus Südkorea. 

Möglicherweise erfolgte die  Warnung [8] des südkoreanischen Generals 
Song Young-geun, Leiter des Defense Security Command (DSC), auf dem 
Hintergrund der Gespräche oder des Aufbaus des Internet in Nordkorea. 
Der General sagte jedenfalls, dass Kim Jong Il angeordnet habe, eine 
militärische Hackereinheit aufzubauen, die mittlerweile bereits im 
Einsatz sei: "Die Einheit arbeitet mit der Absicht, eine Vielzahl von 
Informationen von unseren Regierungsbehörden und 
Forschungseinrichtungen zu stehlen." 

Neu ist die Information allerdings nicht, denn derselbe General, 
zuständig für die Sicherheit der südkoreanischen 
Geheimdienstcomputersysteme, hatte schon letztes Jahr gewarnt, dass in 
Nordkorea jährlich 100 Infokrieger am Institut für automatisierte 
Kriegsführung der Mitim-Universität in Pjönjang ausgebildet würden. Das 
wiederholte der General nun wieder im Wesentlichen. Angeblich werden 
die besten Hochschulabgänger der Universität intensiv geschult, um sie 
dann in die "Hackereinheit" einzuführen. Ihre Leistungsfähigkeit 
vergleicht der General mit den Computerspezialisten der CIA. 

Vielleicht will der General mit seinen Warnungen auch nur das eigene 
Ministerium drängen, sich stärker auf den Cyberwar auszurichten, da die 
moderne Kriegsführung immer stärker von IT-Systemen abhängt. So 
 erklärte [9] den auch Chung Koo-don vom Korea Institute for Defense 
Analysis (KIDA) gegenüber der Korea Times, dass die militärischen 
Hacker von Nordkorea so gut ausgebildet seien, dass sie "wenig 
Schwierigkeiten" hätten, "Internetnetze durch Verbreitung gefährlicher 
Viren oder durch Eindringen in Online-Systeme lahmzulegen". In die 
militärischen Computernetze wäre dies aber nur schwer möglich, da diese 
nicht mit dem Internet verbunden sind. Computernetzwerke seien aber 
allgemein sehr gefährdet, weil sie jederzeit zusammenbrechen könnten, 
"wenn eine einzelne Person, die das System betreibt", durch Spione auf 
die Seite des Feindes gezogen wurde. 

General Song  sagte [10] überdies, dass Nordkorea über eigene Webseiten 
oder über solche im Ausland, die pro-nordkoreanisch sind, seine 
"Cyber-Offensive" verstärke. Das geschehe, womit auch von dieser Seite 
das bereits von Nordkorea angesprochene Thema zum Ausdruck kommt, etwa 
in Form von Propaganda, in der der "Hauptfeind" Südkorea verurteilt und 
ein Abzug der US-Truppen gefordert werde. Der General erklärte, man 
baue ebenfalls eine Einheit auf, um Angriffe abzuwehren und die 
Informationssysteme zu schützen. Insgesamt betreibe Nordkorea selbst 8 
Websites, beispielsweise  Uriminzokkiri [11], 26 Websites im Ausland 
seien, wie  Voice of National Salvation [12] pro-nordkoreanisch. 

Links 

[1] http://www.silibank.com
[2] http://www.pic-international.com/Main/main.htm
[3] http://www.kcc-europe.de
[4] http://www.iana.org/root-whois/kp.htm
[5] http://www.korea-dpr.com
[6] 
http://www.kcc-europe.de/index.cfm?defnav=aktuelle&content=aktuelle&show
detail=04021101
[7] http://www.kcna.co.jp/index-e.htm
[8] 
http://www.koreaherald.co.kr/SITE/data/html_dir/2004/05/28/200405280004.
asp
[9] http://times.hankooki.com/lpage/200405/kt2004052717193710160.htm
[10] 
http://joongangdaily.joins.com/200405/27/200405272355520279900090309031.
html
[11] http://www.uriminzokkiri.com
[12] http://ndfsk.dyndns.org



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