Suche innerhalb des Archivs / Search the Archive All words Any words

[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[infowar.de] "80 Prozent der Hacker kommen aus Brasilien"



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
-------------------------------------------------------------

http://www.telepolis.de/deutsch/special/info/18330/1.html 

"80 Prozent der Hacker kommen aus Brasilien"

Florian Rötzer   15.09.2004 

Und in den USA wird wieder einmal vor dem Cyberterrorismus gewarnt: Das 
Dilemma der Sicherheitspolitik 

Hacker oder vielmehr Cracker suchen zwar Websites auf der ganzen Welt 
heim, aber sie sollen, geht es nach der brasilianischen Polizei, 
großenteils aus Brasilien stammen. In den USA wird hingegen wieder 
einmal die Sorge vor dem Cyberterrorismus  beschworen [1], wofür die 
guten Hacker zum Einsatz kommen, um den Menschen die Gefahr zu 
verdeutlichen. 

Dramatisch jedenfalls  schildert [2] der brasilianische Kommissar Paulo 
Quintiliano, der die gerade in Brasilia tagende internationale 
 Konferenz über Cyberverbrechen [3] organisiert hat, die Situation. 
Nach ihm ist Brasilien das Land des Cyberbösen. Angeblich leben 80 
Prozent aller "aktiven Hacker der Welt" in Brasilien, zudem würden zwei 
Drittel derjenigen, die für die Erstellung von kinderpornografischen 
Websites verantwortlich sind, aus Brasilien stammen. 

Die finanziellen Betrügereien, die über das Internet und mit Email 
begangen werden, würden nach dem Kommissar, der wohl vornehmlich 
Aufmerksamkeit auf das Thema lenken will, in Brasilien bereits die 
Guthaben der Banken übersteigen. Während das Internet immer mehr zum 
Begehen von Straftaten verwendet wird, sei es aber schwierig, die Täter 
zu lokalisieren, zumal diese ihre Informationen im Ausland haben. 
Deswegen sei eine internationale Kooperation der Strafverfolger 
wichtig. 

Cyberkriminalität ist sicherlich im Ansteigen, auch wenn vermutlich 
nicht 80 Prozent der Cracker aus Brasilien stammen, eine Behauptung, 
die auch ein wenig nach nationalem Stolz schmeckt - und vielleicht 
Kritik von anderen Ländern hervorrufen könnte. Hacker/Cracker sind eben 
nicht nur Bösewichte, sondern zeugen auch von der Computer- oder 
Internetkompetenz der Bürger eines Landes. Aber Internetkriminalität 
ist vergleichsweise harmlos, wenn man Szenarien von Cyberanschlägen 
dagegen hält, die nicht nur finanziellen Schaden anrichten, sondern 
angeblich die Infrastruktur eines ganzen Landes lahmlegen können. 

Noch ist zwar kein wirklicher Cyberanschlag, geschweige denn ein 
Infowar geschehen, doch schon seit Jahren wurden die möglichen Gefahren 
beschworen, indem beispielsweise von einem "digitalen Pearl Harbor" 
gesprochen wurde. Nachdem auch der dann als Panikfaktor aufgebauschte 
Jahrtausendfehler harmlos im Orkus der Geschichte verschwunden ist, hat 
erst einmal der "wirkliche", mit Flugzeugen, Bomben und 
Selbstmordattentätern agierende Terrorismus die Cyberangst überlagert. 
Zwar benutzen islamistische Terroristen das Internet als 
Kommunikations-, Propaganda- und Rekrutierungsmedium, Cyberanschläge 
haben sie aber noch nicht durchgeführt. 

Selbst wenn bislang auch keine Pläne für Cyberterrorismus bekannt 
geworden sind und sich die Aktivitäten politisch motivierter Akteure 
vornehmlich auf das Defacing von Websites, DoS-Angriffe auf Websites 
und vielleicht auch manchmal auf die Verbreitung von Viren beschränkt, 
werden weiterhin die Ängste beschworen. So hat das Idaho National 
Engineering and Environmental Laboratory (  INEEL [4]) im Auftrag des 
US-Energieministeriums und des Heimatschutzministeriums letzten Monat 
ein Zentrum für Cybersicherheit eingerichtet. Dort sollen 
Computerexperten oder Hacker dann Risiken in einem bestimmten Gebiet 
aufspüren, beispielsweise in einer chemischen Fabrik. Nach einem 
Bericht der Washington Post hat es ein Hacker geschafft, in das 
Computersystem der Fabrik einzudringen, eine Überwachungskamera zu 
finden und den Druck in einem System heraufzusetzen. 

Das aber hat, neben der Schließung von Sicherheitslücken, sicherlich 
auch einen pädagogischen Wert, zudem muss die Institution selbst ihre 
Existenz rechtfertigen. So sagt Paul Kearns, der Direktor von INEEL, 
dass die normalen Menschen sich gar nicht die Folgen von Cyberangriffen 
vorstellen könnten: "Sie verstehen die Bedrohung nicht." Wie immer hat 
der Hinweis auf Sicherheitsrisiken auch die Komponente, erst einmal 
auch Angst oder Panik zu schüren. Laurin Dodd, verantwortlich für die 
Sicherheitsprogramme beim INEEL, bestärkt dies, auch wenn seine 
Behauptung durchaus richtig ist: 

 Ich bin überzeugt, dass es kein mit dem Internet über Modem oder eine 
feste Verbindung verbundenes System gibt, das nicht gehackt werden 
könnte.   

Man muss freilich bei Möglichkeiten bleiben, weswegen Dodd 
beispielsweise sagt, dass der Stromausfall vom letzten Jahr auch von 
einem Computerangriff verursacht hätte sein können. Die meisten 
Menschen, so Dodd weiter, würden auch nicht denken, dass Cyberangriffe 
"Tausende von Toten" zur Folge haben könnten. Allerdings würde es eben 
erhebliche Konsequenzen haben, wenn die Menschen durch das Eindringen 
von Missetätern in Computer das Vertrauen in das Finanzsystem 
verlieren. Kearns fügte zustimmend an: "Genau darum geht es al-Qaida." 
Nun ja, aber mit al-Qaida steht es ein wenig so wie früher mit den 
Hexen. 

Gleichwohl ist es natürlich sinnvoll, die Sicherheitslücken von 
Computersystemen zu entdecken, wie dies INEEL anbietet. Ob es nur der 
Journalist der Washington Post ist oder ob es auch zur Werbung für 
INEEL gehört, sei dahingestellt, jedenfalls würden zum Testen der 
Sicherheit eben Hacker eingesetzt werden, über deren Laufbahn man nicht 
sprechen will. So schafft man auch Geheimnis und ein wenig Nebel durch 
den Hinweis auf eine Grauzone: "Um das Wissen zu erlangen", so heißt es 
von einem Hacker, "muss man die Erfahrung in der nebulösen Welt des 
Hackens besitzen." 

Man erklärt einerseits, wie einfach dem Hacker es mit einem "simple 
hand-held computing device" gelungen sei, in das Computersystem einer 
US-Behörde einzudringen. Die Gefahr ist also groß, alles steht offen. 
Andererseits versichert man, dass man keine Lüste erwecken will: "Wir 
wollen nicht das Risiko durch die Hinweise auf das, was man machen 
kann, erhöhen. Schmutzige Bomben sind ein Beispiel." Aber natürlich 
macht man mit solchen "Nachrichten" eben genau dies. Das ist das 
Dilemma der Angstpolitik, die die Bedrohung braucht. 

Links 

[1] 
http://www.washingtonpost.com/ac2/wp-dyn/A20226-2004Sep14?language=print
er
[2] http://iblnews.com/noticias/09/115441.html 
[3] http://www.dpf.gov.br/iccyber2004/
[4] http://www.inel.gov/


---------------------------------------------------------------
Liste verlassen: 
Mail an infowar -
 de-request -!
- infopeace -
 de mit "unsubscribe" im Text.