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[infowar.de] Estland an NATO: Russland macht Cyberterrorismus - tut was!



http://www.heise.de/newsticker/meldung/89857

17.05.2007 13:04

Estland beschuldigt Russland des Cyberterrorismus

Der aufgrund der Verlegung eines russischen Kriegerdenkmals entstandene
Konflikt zwischen Estland und Russland hat sich schon Ende März auch im
Internet abgespielt. Während in Tallin estnische Russen am Denkmal
protestierten und es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam,
blockierten russisch-nationale Jugendbewegungen die estnische Botschaft
in Moskau legten[1] DoS-Angriffe viele Webseiten der estnischen
Regierung, aber auch von Zeitungen, Banken oder Unternehmen lahm.
Estland ist eines der am stärksten auf das Internet setzenden Länder
der EU und Vorreiter beim e-Government.

Die estnische Regierung hatte Anfang Mai behauptet, dass man die
Angriffe nicht nur nach Russland, sondern auch auf IP-Adressen von
Regierungsservern zurückverfolgen konnte (DoS-Angriffe auf
Internetseiten der estnischen Regierung[2]).

Der estnische Außenminister bezeichnete die Angriffe als
"Cyberterrorismus" und erklärte, dass sie auch von Computern und
Personen des Kremls ausgegangen seien. Die russische Regierung wies die
Vorwürfe zurück und sagte, die Angreifer hätten womöglich gefälschte
IP-Adressen des Kreml benutzt, um die Regierung zu kompromittieren.
Neben dem Streit mit Polen, den Konflikten[3] über das
US-Raketenabwehrschild, den Zugriff auf Energieressourcen in
Zentralasien oder die Lösung des Kosovo-Konflikts[4] werden nun auch
die Internetangriffe zum Sprengstoff zwischen der EU und Russland. Der
estnische Außenminister Urmas Paet drängte darauf, sie auch zum Thema
des EU-Russland-Gipfels zu machen, der heute in der südrussischen Stadt
Samara begonnen hat.

Am 14. Mai brachte der estnische Verteidigungsminister Jaak Aaviksoo
den Fall noch einmal in Brüssel beim Treffen der
EU-Verteidigungsminister vor und forderte eine deutliche Reaktion der
EU: "Umfangreiche Cyberangriffe gegen Estland demonstrieren deutlich,
dass man sich ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen und die
relevanten Informationen austauschen muss. Wenn man über die Bedeutung
einer schnellen Reaktion auf Bedrohungen spricht, dann sollte man im
Auge behalten, dass man auf Cyberangriffe in Sekunden und Minuten
reagieren muss."

Aaviksoo hatte sich auch mit Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffe
getroffen, um den Vorfall auf die Ebene der Nato zu heben und Regeln
für den Umgang mit Internetangriffen zu fordern. Bislang wertet die
Nato Cyberangriffe nicht als militärische Aktionen, weswegen sie auch
nicht unter die in Artikel 5 ausgeführte Verpflichtung zur gemeinsamen
Selbstverteidigung fallen. Scheffe strich die wachsende Bedeutung der
Cyber-Verteidigung für die Nato heraus. Mit Hinweis auf Estland sagte
er, kein Land sei mehr vor Cyberangriffen sicher. Das Thema werde auch
Gegenstand beim nächsten Treffen der Verteidigungsminister der
Nato-Staaten.

Die Nato hat nun Experten nach Estland geschickt, um die Vorfälle zu
untersuchen. Man nehme die Angriffe sehr ernst, sagte ein
Nato-Mitarbeiter, da sie die operationale Sicherheit betreffen. Bislang
halten[5] sich EU und Nato aber zurück, Russland für die Angriffe
verantwortlich zu machen.

Die Angriffe haben auch nach drei Wochen nicht aufgehört. Viele
Websites sind weiterhin vom Ausland aus unzugänglich, weil Zugriffe aus
dem Ausland blockiert werden, um die Angriffe abzuwehren. So wurde erst
gestern die Website der zweitgrößten Bank SEB Eesti Ühispank[6]
angegriffen[7], nachdem eine Woche zuvor bereits Hansapank, die größte
Bank, zum Ziel von DoS-Angriffen wurde. Hillar Aarelaid, der Leiter von
CERT Estonia[8], weist darauf hin, dass die neuen Angriffe zwar aus der
ganzen Welt kämen, aber wohl immer noch von Russland aus gesteuert
würden.

(fr[9]/Telepolis)

Links in diesem Artikel:
  [1] http://www.heise.de/security/news/meldung/89013
  [2] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25218/1.html
  [3] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25294/1.html
  [4] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25302/1.html
  [5] http://www.guardian.co.uk/russia/article/0,,2081438,00.html
  [6] http://www.seb.ee/
[7] http://www.smh.com.au/news/breaking-news/cyber-attacks-force-estonian-bank-to-close-website/2007/05/16/1178995171916.html
  [8] http://www.cert.ee/
  [9] mailto:fr -!
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