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Re: [infowar.de] Estland an NATO: Russland macht Cyberterrorismus - tut was!
Jetzt auch bei SpOn. Etwas kryptisch ist der Satz gegen Ende:
"Nach Angaben des "Guardian" ist einer der Planer der Angriffe
identifiziert und ein 19-jähriger Helfer in Tallin verhaftet worden."
Wenn sich das auf die laufenden Attacken bezieht, wäre es wohl schon
vorher genannt worden, da es alle Vorwürfe gegen Russland aushebeln würde.
Oder bezieht es sich auf Angriffe auf die online-Wahl zum Parlament, die
im Absatz vorher erwähnt wird? Dort ist aber von keinen Attacken die Rede.
Im Guardian-Artikel (unten drangehängt) steht gar nichts davon. Der
Spiegel und AP waren auch schon mal besser.
Meinungen?
RB
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http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,483416,00.html
SPIEGEL ONLINE - 17. Mai 2007, 17:51
RUSSLAND UNTER VERDACHT
Cyber-Angriffe auf Estland alarmieren EU und Nato
Seit drei Wochen legen Hacker estnische Server lahm. Die Spur lässt sich
nach estnischen Angaben bis nach Russland zurückverfolgen, Nato und EU
sind besorgt und schicken Spezialisten - zögern aber, den Kreml als
Urheber zu beschuldigen.
Seit drei Wochen stockt das estnische Netz. Websites der Regierung, von
Parteien, Firmen, Banken, Handynetzbetreibern und Zeitungen sind
Denial-of-Service-Attacken ausgesetzt - bei denen so viele Rechner
zugleich auf einen Server zugreifen, dass dieser zusammenbricht. Erst
gestern war laut "Baltic Times" der Zugang zum Onlinebanking der
zweitgrößten Bank des Landes mehrere Stunden lang blockiert.
Die Nato hat Netzsicherheits-Spezialisten in die estnische Hauptstadt
Tallin geschickt. In Brüssler Sicherheitskreisen waren die Cyber-Attacken
ebenso Thema wie im Europaparlament. Doch anders als die Regierung
Estlands scheuen sich europäische Offizielle im Vorfeld des
Russland-EU-Gipfels in Samara, den Verdächtigen für die Angriffe bei Namen
zu nennen - Russland.
"Es wurde ermittelt, dass Cyber-Terrorangriffe gegen Institutionen der
estnischen Regierung und den Präsidenten Estlands von IP-Adressen von
konkreten Personen und konkreten Computern russischer Regierungsorgane aus
verübt worden sind", sagte der estnische Außenminister Urmas Paet -
"inklusive der Verwaltung des russischen Präsidenten". Justizminister Rein
Lang hatte schon Anfang Mai gesagt, Netzattacken auf offizielle estnische
Websites seien von staatlichen russischen IP-Adressen aus gesteuert worden.
"Die Cyber-Attacken sind aus Russland. Das ist keine Frage, das ist
politisch", sagte Merit Kopli von "Postimees", einer der beiden großen
estnischen Tageszeitungen. Auch die Seite von "Postimees" war tagelang für
ausländische Besucher nicht zu erreichen. Viele Webmaster in Estland
hatten als erste Reaktion auf die Angriffe ihre Server für die Anfragen
ausländischer Nutzer gesperrt.
"Klar, dass es sich um Cyber-Attacken handelt"
"Es ist klar, dass es sich in Estland um Cyber-Attacken handelt, die nicht
akzeptabel und eine sehr ernsthafte Belästigung sind", sagte ein
hochrangiger EU-Vertreter der britischen Zeitung "Guardian". Ein ebenfalls
nicht namentlich genannter Angehöriger des Nato-Hauptquartiers in Brüssel
sagte der Zeitung: "Das ist ein Sicherheitsproblem, das wir sehr ernst
nehmen." Keiner der Offiziellen nannte aber die russische Regierung als
möglichen Urheber.
Zwischen Estland und dem großen Nachbarn Russland war es zu schweren
Auseinandersetzungen gekommen, nachdem die Esten Ende April ein russisches
Kriegerdenkmal in Tallin abbauen wollten. In Moskau wurde die estnische
Botschafterin von wütenden Demonstranten angegriffen.
Zwar sind mehrere Fälle von Hackerattacken auf staatliche Websites bekannt
- unter anderem im Kosovokrieg, zwischen China und Taiwan oder im Nahen
Osten. Allerdings handelte es sich dabei nicht um staatlich gesteuerte,
sondern um private Aktionen. Würde nun eine Urheberschaft der russischen
Regierung festgestellt, so wäre das der erste belegte Fall von
Cyber-Attacken eines Staates auf einen anderen.
Russischer Botschafter weist Vorwürfe zurück
"Der Cyberspace ist überall", sagte der russischen Botschafter in Brüssel,
Wladimir Tschischow, dem "Guardian". "Wenn sie implizieren, das sei von
Russland oder der russischen Regierung ausgegangen, dann ist das eine
ernsthafte Beschuldigung, die konkretisiert werden muss." Kreml-Sprecher
Dimitri Peskov wies die Anschuldigungen gegenüber der Nachrichtenagentur
Associated Press (AP) zurück. Die Angreifer müssten gefälschte
Kreml-IP-Adressen benutzt haben, um die russischen Behörden in Misskredit
zu bringen.
Estland mit seinen knapp anderthalb Millionen Einwohnern gilt als eine der
vernetztesten Gesellschaften Europas und Pionier der elektronischen
Verwaltung. Bei den letzten Parlamentswahlen konnten die Bürger ihre
Stimme online abgeben - eine Weltpremiere. Das macht das Land auch
besonders verletzlich.
"Wir hatten Glück, dass wir das überlebt haben", sagte Mikko Maddis, der
Sprecher des estnischen Verteidigungsministers. Nach Angaben des
"Guardian" ist einer der Planer der Angriffe identifiziert und ein
19-jähriger Helfer in Tallin verhaftet worden.
Das gespannte Verhältnis zwischen Russland und Estland soll beim
Nato-Russland-Gipfel, der am heutigen Donnerstag in Samara beginnt,
angesprochen werden. Der finnischen Tageszeitung "Helsingin Saanomat"
sagte indes der Cyber-Sicherheitsexperte Mikko Hyppönen, es würde sehr
schwer werden, die mögliche Verantwortung der russischen Regierung auch zu
beweisen - und dass der Kreml deutlich größere Cyber-Schäden anrichten
könne, wenn er nur wolle.
Ein namentlich nicht genannter Nato-Sprecher sagte AP, Computersysteme des
Verteidigungsbündnisses in Estland seien nicht Ziel der Angriffe geworden.
Man stehe im ständigen Kontakt mit den estnischen Behörden.
stx/AP
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http://www.guardian.co.uk/international/story/0,,2082584,00.html
Web attackers used a million computers, says Estonia
Ian Traynor in Brussels
Friday May 18, 2007
The Guardian
Estonia said yesterday that at least 1m computers had been used to launch
an unprecedented wave of cyber-attacks on the small Baltic state over the
past few weeks and indicated the damage inflicted had run into tens of
millions of euros.
Despite earlier explicit accusations that Russia was behind the offensive,
however, officials in Tallinn, the Estonian capital, backed away from
accusing the Kremlin directly. The outbreak of the attack, with hundreds
of thousands of hits bombarding Estonian websites in order to jam them and
make them unusable, coincided three weeks ago with the climax of an ugly
dispute between Moscow and Tallinn over a Soviet second world war memorial
in the Estonian capital.
Article continues
Jaak Aaviksoo, Estonia's defence minister, said yesterday that some of the
attackers early in the onslaught had been identified as using internet
provider addresses from Russian state institutions. But he said: "There is
not sufficient evidence of a [Russian] governmental role."
Russian officials have denied any state responsibility, suggested the
Estonians should prove their allegations, and have said the culprits could
have faked Russian-origin internet provider addresses.
The issue was to be raised last night or today by European leaders at the
EU-Russian summit in Samara.
Russia has said EU solidarity with Estonia in the row over second world
war memorials is misplaced and hypocritical, and has charged Estonia with
barbarism.European capitals have been shocked by the fierceness of the
Russian reaction to the spat with Estonia, entailing trade and transport
blockades, a siege of the Estonian embassy in Moscow, an attempt to attack
the Estonian ambassador there, and calls for the resignation of the
Estonian government.
The internet attacks targeted Estonian government websites and those of
political parties, banks, media organisations, and other companies. There
have been three distinct waves over the past three weeks, the last of
which appeared to be subsiding yesterday.
Estonian officials are determined to press the phenomenon on to Nato and
EU agendas. Cyber-security is expected to be discussed at a meeting of
Nato officials next month. Nato experts are also helping Estonia to
investigate the attacks.
Hillar Aarelaid, the official in charge of trying to counter the attacks,
said yesterday that most of the websites targeted were operating normally.
As well as the volume of "malicious traffic" from Russia, analysts had
also traced attackers to the US, Canada, Vietnam, Brazil and other
countries, he said.
There have been several such "denial of service" attacks in recent years,
in connection with the Iraq war, and during the cartoons crisis in Denmark
two years ago. Nato websites were also targeted as long ago as 1999,
during the war in Kosovo. But in scale and duration, the current campaign
is believed to be the worst yet.
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