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[infowar.de] »Komischer Ari« zieht sich zurück



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Junge Welt, 14.07.2003 
                          
Ausland
                                         Rainer Rupp
 
»Komischer Ari« zieht sich zurück

Den Spitznamen redlich verdient: Letzter Arbeitstag
von US-Präsidentensprecher Ari Fleischer
 
Auch wenn sich am heutigen Montag Ari Fleischer von seinem
Job als Präsidentensprecher verabschiedet, wird ihn sein
Spitzname weiter begleiten und auf den untrennbaren
Zusammenhang von Irak-Krieg und Fleischer hinweisen:
»Komischer Ari«. Als solcher wird mit seiner Person die
Verbindung zu seinem irakischen Kollegen assoziiert werden -
dem »komischen Ali«. 

Als Informationsminister wurde Mohammed Saeed al-Sahaf
während des US-Überfalls auf Irak weltweit bekannt. Weil er
ohne eine Miene zu verziehen von vernichtenden Niederlagen
der US-Streitkräfte sprach, obwohl diese sich bereits in
Sichtweite zu seinem Büro in den Straßen von Bagdad
befanden, erreichte er als »Komischer Ali« globalen Kultstatus.
Puppen mit seinem Konterfei fanden in den USA reißenden
Absatz. 

Um seinen Gegenspieler Ari Fleischer, den Pressesprecher von
Präsident Bush, wurde weitaus weniger Aufhebens gemacht,
obwohl er in der Kunst, mit der Wahrheit sehr sparsam
umzugehen, nicht weniger professionell als Minister Al-Sahaf
war. Nun hat der inzwischen als »Komischer Ari« bekannte
Fleischer beschlossen, der internationalen Presse nicht weiter
im Auftrag von Präsident Bush starke Geschichten über die
unmittelbare irakische Bedrohung der USA mit
Massenvernichtungswaffen zu erzählen. 

Der »komische Ari«, der dabei bleibt, daß Saddam Husseins
Massenvernichtungswaffen irgendwann gefunden werden,
stellte in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis, mit
welchem Geschick er kritische Fragen umschiffen konnte.
Davon zeugt der nachfolgende Auszug eines Schlagabtauschs
am 6. Januar mit der Washingtoner Journalistin Helen Thomas.
Nachdem US-Präsident Bush in Reaktion auf einen
Selbstmordanschlag in Tel Aviv »die Tötung allen unschuldigen
Lebens« verurteilt hatte, fragte Thomas nach, ob das »für alle
unschuldige Leben in der Welt« zutreffe. Fleischer antwortete,
daß der Präsident nur die »Unschuldigen in Israel« gemeint
habe. »Warum will er Bomben auf unschuldige Iraker werfen?«
hakte Thomas nach. Fleischer daraufhin: »Helen, die Frage
lautet doch, wie können wir Amerika, unsere Verbündete und
unsere Freunde beschützen.« Thomas: »Haben die Iraker in
den vergangenen elf Jahren die USA angegriffen?« Fleischer:
»Ich nehme an, Sie haben die Amerikaner vergessen, die im
ersten Golfkrieg getötet wurden.« Thomas: »Es geht also um
Rache?« Fleischer: »Helen, Sie wissen sehr genau, daß der
Präsident einen Krieg verhindern will. Deshalb hat er die UNO
um Hilfe gebeten. Um einen Krieg zu verhindern.« Thomas:
»Würde der Präsident das Leben unschuldiger Iraker
auslöschen?« Fleischer: »Der Präsident will sicherstellen, daß
er unser Land, unsere Interessen, die Region verteidigen
kann, und daß keine amerikanischen Leben verloren gehen.« 

Heute verabschiedet sich also der »Komische Ari« ins
Privatleben. Mit dem bereits angekündigten Buch will er seine
erste Million machen. Auch in Vorbereitung auf seinen Abgang
konnte es Ari nicht lassen, der Presse im Brustton der
Überzeugung nochmals eine richtig dicke Lüge aufzutischen. Er
habe sich immer von der Wahrheit leiten lassen, sagte er,
ohne rot zu werden. Und auf die Frage, ob er jemals die
Presse belogen habe, gab er zur Antwort: »Absolut nie.«

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